Wolfgang Karrer / Eberhard Kreutzer

 

Daten der englischen und amerikanischen Literatur von 17OO bis 1890

Dies Buch von Eberhard Kreutzer und von mir (siehe Publikationen) ist lange vergriffen. In der digitalen Fassung der Einträge lässt sich leicht nach Namen, Daten und Begriffen suchen.

 

 

 

 

1702 Cotton Mather:

a Magnalia Christi Americana Or, The Ecclesiastical History of New-England

7 Bücher. Einarbeitung von früheren Predigten, Biographien und Essays. In London erschienen.

 

Eine (Kirchen-)Geschichte Neuenglands aus puritanischer Sicht: 1. Siedlungen, 2.-3. exemplarische Biographien von Gouverneuren und 60 berühmten Geistlichen sowie Geschichte der Kongregationalisten, 4. Geschichte des Harvard-College, 5.-6. Vorsehungen (»Providences«) Gottes und 7. »Gotteskriege» gegen Satan, Hexen, Häretiker und Indianer.
»Die Wunder der christlichen Religion« und ihr Siegeszug im neuen Kontinent. Enzyklopädische Geschichte als Heilsplan Gottes und Rechfertigung des puritanischen Kirchenstaates. Hohe rhetorische Stilebene: Symmetrie und Antithese, Häufung, Schmuck durch gelehrte Zitate und Parallelen. Wortspiele. Umfassendes Quellenstudium. Gerichtet an ein gebildetes Publikum vor allem in Europa.
Hauptwerk unter den ca. 450 Büchern und Pamphleten C. Mathers.

 

 

1707 John Williams:

aE The Redeemed Captive Returning to Zion

Autobiogr. Bericht, auf Veranlassung und mit Hilfe von C. Mather verfasst.

 

Deerfield, Mass., 1704-06. Pfarrer John Williams wird während des Krieges zwischen den Franzosen und den Indianern von den Indianern verschleppt und während seiner Gefangenschaft in Quebec von Jesuiten gedrängt, seine Religion aufzugeben. W. bleibt seinem puritanischen Glauben treu und kehrt nach Deerfield zurück.
Gefangenschaft bei den Indianern als Glaubensprobe, Interpretation des Geschehens aus dem Heilsplan Gottes. Realistische Details (Tötung seiner Frau, Grausamkeiten).
Einer der erfolgreichsten Berichte über Indianer-Gefangenschaft, während des ganzen 18. Jh. immer wieder aufgelegt.

 

 

1708 Ebenezer Cook:

aE The Sot-Weed Factor Or, A Voyage to Maryland

Verssatire. In London erschienen.

 

Gegenwart. Wegen finanzieller Schwierigkeiten verlässt der Erzähler England und versucht sein Glück in Maryland. In der 1. Nacht findet er bei einem Tabakpflanzer ein unruhiges Obdach. Nach einer Begegnung mit einem Indianer und der Beiwohnung einer turbulenten Gerichtsszene schlüpft er in einem überfüllten Gasthaus unter und wird über Nacht ausgeraubt. Ein Tabakpflanzer beherbergt und bewirtet ihn. Nach einer kostspieligen Krankheit verliert er seinen letzten Besitz an einen betrügerischen Tabakhändler. Der Erzähler legt in Annapolis Klage ein und wird zu den Gerichtskosten verurteilt. Er flieht zurück nach England.
Eine Invektive gegen Geldgier und Korruption im Maryland. Die primitive aber herzliche Gastfreundschaft der Tabakpflanzer kontrastiert mit der Korruption der Tabakhändler (= »sot-weed factor «) und der Justiz. Fußnoten erläutern den engl. Lesern regionale Besonderheiten. Knittelverse. Einfluss von S. Butlers Hudibras.
Gemilderte am. Ausg. Sotweed Redivivus, or. The Planter’s Looking-Glass (1730). John Barths The Sot-Weed Factor (1960) basiert auf Cooks Satire.

 

 

1710 Cotton Mather:

a Bonifacius

An Essay upon the Good ... [Essays to Do Good]

Essayslg.

 

Themen: Gutes tun hat seinen Lohn in sich selbst. Wir tun zu wenig Gutes. Wir sollten konkrete Möglichkeiten, Gutes zu tun bedenken (Selbstbeobachtung und Besserung, tätige Nächstenliebe, bes. für Ehefrauen, Diener, Nachbarn, Lehrer, Staatsbeamte, Reiche, Rechtsanwälte usw.)
Aus dem theoretischen 1. Teil folgen Anweisungen für die Praxis im privaten und öffentlichen Bereich des puritanischen Gemeinwesens. Übergangsform zw. Predigt und Essay. Eindringliche, durch Wiederholung und Paraphrase verdeutlichende Darstellung für ein nicht klassisch vorgebildetes Publikum (im Gegensatz zu Magnalia Christi Americana, 1702). Direkte Ansprache der Leser, Einbeziehung durch rhetorische Fragen und Aufforderungen. Einfluss auf B. Franklin.
Großer Erfolg mit zahlreichen Neuauflagen, meist als Essays to Do Good.

 

 

1722 Benjamin Franklin:

a The Dogood Papers

Serie von 14 Artikeln, die vom 2. April bis 8. Oktober 1722 in The New-England Courant pseudonym erschien.

 

In der Maske der tugendhaften Witwe Silence Dogood satirisiert der junge Franklin Harvard College, Frauenmoden, die puritanische Elegie und setzt sich für Pressefreiheit, Lebensversicherungen für Witwen und religiöse Toleranz ein.
Die aufklärerische Tendenz richtet sich vor allem gegen puritanische Traditionen und plädiert für eine vernünftige Lebensführung. Witwe Dogood ist ein Vorläufer von Poor Ricbard (1732), Busy Body (1728) und anderen satirischen Masken von Franklin. Vorbilder J. Addison und J. Swift.

 

 

1732 Benjamin Franklin:

a Poor Richard, 1733

An Almanack for the Year of Christ 1733

1. von 25 Almanachen (1747-58 als Poor Richard Improved); unter anderen Hgg. fortgesetzt bis 1796.

 

Wie in The Autobiograpby (1818) beschrieben, war der Almanach ein Versuch, nützliche und unterhaltsame Information zu vereinen. So finden sich neben den üblichen Angaben über Sonne, Mond, astrologische Wetterprognosen, Flutzeiten, Markt-, Gerichts- und Feiertage eine komische Einleitung des fiktiven Richard Saunders, eingestreute Sprichwörter, Aphorismen, Rätsel, burleske Prognosen u. a. In der satirischen Maske des »armen Richard« wiederholt Franklin J. Swifts Bikkerstaff-Streich mit einer exakten Voraussage vom Tode seines Konkurrenten Titan Leeds und legt seine eigennützigen Motive offen: Armut und eine nörgelnde Ehefrau treiben ihn zur Veröffentlichung.
Die Sprichwörter, den verschiedensten Quellen entnommen, aber prägnant umformuliert, halten zu Fleiß und Sparsamkeit an und verwenden Bilder aus der Arbeitswelt der Farmer, Händler und Handwerker, an die dieser Almanach vorzugsweise gerichtet war: »It is hard for an empty sack to stand upright.« »Drive thy business, let not that drive thee.« »Sloth, like rust, consumes faster than labour wears.« usw. Einfluss von früheren Almanachen und J. Addison.
In den folgenden Einleitungen baut Franklin die Maske des »armen Richard« und seiner Frau Bridget (1738) weiter aus, verwickelt ihn in neue Fehden mit anderen Almanach-Hgg. und lässt ihn schließlich noch einmal gegen die ungerechte Besteuerung durch England sprechen (1765). Die Sprichwörter werden um praktische Regeln zu Geld (1737) und Gesundheit (1742) ergänzt. Bekanntes Vorwort wurde »The Way to Wealth« (1758), getrennt nachgedruckt als Father Abrabaham’s Speech (1759 u. ö.), in dem viele Sprichwörter der früheren Almanache zu einer Rede des alten Abraham zusammengestellt sind, der von den Leuten auf dem Markt wegen der hohen Steuern um Rat gefragt wird. Der Almanach entwickelt durch die Jahre eine populäre Form der protestantischen Arbeitsethik von Fleiß, Sparsamkeit, Vorsicht und Erfolg, der mit Tugend gleichgesetzt wird. Weite Verbreitung, zahllose Imitationen und Nachdrucke. Übss. In Der arme Richard von G. Helferich (1852); Der Weg zum Reicbthum anonym (1891).

 

 

1733 William Byrd:

a A Journey to the Land of Eden A.D. 1733

Reisebericht als Manuskript unter Freunden zirkuliert.

 

Byrd schildert seinen großen Besitz »Land of Eden« in North Carolina, den er als Grenzvermesser erworben hatte. Beschaffenheit des Landes, Pläne für Städte und Wohnsitze. Realistische tagebuchartige Schilderung, die neben der Vermessung auch bereits die Besiedlung im Auge hat.
Byrds Schweizer Agent Samuel Jenner druckte 1737 Neu-gefundenes Eden, eine Schrift, die nach Notizen von Byrd Schweizer Emigranten für die Besiedlung von Byrds Land werben sollte. Byrds Manuskript wurde mit anderen zusammen 1841 durch E. Ruffin veröffentlicht.

 

 

1741 Jonathan Edwards:

a· Sinners in the Hands of an Angry God

Predigt, gehalten am 8. Jul 1741 in Enfield, Conn. Druck im selben Jahr.

 

Eine Predigt über »Their foot shall glide in due time«, 5. Moses, XXXII, 35. [1.] Auslegung. Der Vers droht die Rache Gottes an seinem erwählten Volk an, bes.: 1. Die ungläubigen Israeliten sind in steter Gefahr, vernichtet zu werden. 2. Die Vernichtung wird plötzlich kommen. 3. Sie wird selbstverschuldet sein. 4. Gott hat einen Zeitpunkt der Zerstörung vorausbestimmt. [I1.] Doktrin. Diese Auslegung wird durch die folgenden Dogmen gestützt: 1. Gott ist allmächtig. 2. Die Sünder verdienen die Höllenstrafe. 3. Sie sind bereits verdammt. 4. Der Zorn Gottes ist bereits gegen sie gerichtet. 5. Der Teufel steht für sie bereit. 6. Die höllischen Prinzipien sind schon in den Seelen der Sünder vorherrschend. 7. Das Fehlen sichtbarer Todesanzeichen ist kein Schutz. 8. Menschliche Vorsicht und Sorge um das Leben sind kein Schutz. 9. Alle Versuche, der Hölle zu entkommen, sind kein Schutz ohne Glaube an Christus. 10. Gott steht unter keiner Verpflichtung, den Menschen zu retten. [II1.] Anwendung. Auslegung und Doktrin können zur Erweckung derer in der Enfield-Gemeinde verwandt werden, die unbekehrt und nur durch den »Half-Way Covenant«, d.h. durch 2. Erbschaftsgrad Kirchenmitglieder sind. Sie sind in steter Gefahr, von den Flammen des göttlichen Zorns zerstört zu werden. Bes. haben die Sünder sich vorzuhalten, dass: 1. der unendliche Gott gegen sie erzürnt ist, 2. der Zorn gewaltig, 3. lehrsam und 4. ewig ist. Die Predigt schließt mit einem Appell, jetzt umzukehren und zu erwachen.
Edwards’ berühmteste Predigt ist ein Versuch einer Erweckung seiner durch Aufklärung und Prosperität zunehmend selbstsicheren Gemeinde und gleichzeitig einer Rückführung zur kalvinistischen Doktrin. Edwards unterstreicht das Ausmaß der Strafe und die Unsicherheit der Situation für den Sünder.
Dem traditionellen dreiteiligen Aufbau und der durchnummerierten Argumentation, die rationalistischen Mustern folgt, unterliegt ein sorgfältig organisiertes Geflecht von Vergleichen, Metaphern, Allegorien und Exempla, das auf die Emotionen der Zuhörer abzielt. Die Feuer- und Wasserbilder des 3. Teils verdichten sich zu furchterregenden Szenen des Falls in einen Feuersee, eines Gewitters, eines Dammbruchs, einer Spinne (Mensch), die von einer Hand (Gott) über ein Feuer gehalten wird, und Exempla wie dem vom Feuerofen des König Nebukadnezar. Mittels Wiederholung und Erweiterung wird versucht, den Effekt über weite Passagen aufrechtzuerhalten. Ein 2. Bildbereich entstammt dem Polit. und vergleicht Gott mit einem absoluten Monarchen und den Menschen mit einem rechtlosen Untertan.
Andere Predigten wie A Divine and Supernatural Light (1733) beschäftigen sich mit der Frage der Erlösung.

 

 

1765 Thomas Godfrey:

aD The Prince of Parthia

Tr., 5. Entst. 1759.

 

Heroisches Dr., in dem Bruder und Vater mit persischem Thronfolger Arsaces um die schöne Araberin Evanthe rivalisieren. E. und A. nehmen sich das Leben. Die Sorgen des Königseins werden mit emotionalen Szenen durchsetzt (Wahnsinn, Geistererscheinung, Vergewaltigung, Mauerschau). Blankvers.
Auff. 24.4. 1767 New Theatre, Southwark, Pa. 1. Auff. eines am. Dr.

 

 

1773 Phyllis Wheatley:

aL Poems on Various Subjects

Religious and Moral

39 Gedichte. Entst. 1767-73. Einzelnes in The London Magazine. In London erschienen.

 

Nach einer Widmung an ihren Besitzer John Wheatley lässt die schwarze Autorin chronologisch angeordnet Trost-Gedichte über Todesfälle im Bekanntenkreise und religiöse Meditationen folgen. Christentum als eine Möglichkeit, von den Weißen als gleichberechtigt anerkannt zu werden (On being brought from Africa to America). Heroische Reimpaare und klassizistische Diktion nach dem Vorbild von A. Pope. Im Vorwort bestätigen mehrere Vertrauenspersonen, dass die Gedichte wirklich von einer schwarzen Sklavin selbst geschrieben wurden.

 

 

1774 John Woolman:

a The Works

Tagebuch, Essays. Postum erschienen.

 

Neben Essays gegen Sklaverei das Tagebuch (Journal), das von 1756 an Woolmans »Erlebnis der Güte Gottes« am eigenen Leben registriert: das mutwillige Töten eines Vogels, der Verkauf eines Sklaven, die Unterdrückung und Vertreibung von Indianern führen den Quaker Woolman zur Selbstanalyse und Erkenntnis des »inneren Lichtes«, das ihm die moralisch richtige Handlungsweise zeigt. Schlichtheit der Sprache, offene Selbstanalyse und klare Schlussfolgerungen. Einfluss auf J. G. Whittier.
Großer Erfolg. Über 40 Ausgg. in England und USA. Gesamtausg. (1922).

 

 

1782 J. Hector St. John de Crèvecoeur:

a Letters from an American Farmer Describing Certain Provincial Situations, Manners and Customs, Not Generally Known

12 Essays. Erschienen in London.

 

Pennsylvania, vor und während der Revolutionszeit. Auf Wunsch seines engl. Freundes F. B. beschreibt der freie Farmer St. John die »britischen Kolonien in Nordamerika« in 12 Briefen. I-II1. Schilderung der freien Situation des am. Farmers und der damit verbundenen Zufriedenheit. »What is an American«, der Einflussreiche 3. Brief, entwirft ein idealistisches Bild der am. Gesellschaft: Abwesenheit feudaler Strukturen, Agrikultur, das offene Land im Westen und die Veränderung der europäischen Einwanderer durch die neue Umgebung (Küste, Inland, »Grenze«) machen den Amerikaner zum »neuen Menschen«, der nach neuen Prinzipien handelt. IV-VII1. Eine realistischere Beschreibung der Inseln Nantucket und Martha’s Vineyard und ihrer Einwohner, die die Tugenden von Fleiß, Enthaltsamkeit und Tüchtigkeit im Handel verkörpern. IX. Kontrastierende Schilderung der unmenschlichen Behandlung von Sklaven in S. Carolina. X-Xl. Beschreibung von Schlangen und eines Besuchs bei dem am. Botaniker und Quäker John Bartram. XI1. »Distresses of a Frontier Man« schildert das Dilemma St. Johns, sich keiner der beiden Seiten im Revolutionskrieg anschließen zu können. Er entschließt sich, in den noch unzivilisierten Westen zu fliehen, um dort mit einem idyllischen Indianerstamm zu leben. Eine Beschreibung, in der Rationalität und Sentimentalität, Fortschrittsgedanke und Primitivismus in ungelöstem Widerspruch zueinander stehen. Crèvecoeur zieht die mittleren Kolonien (XI) dem Norden (IV-VIII) und dem Süden (IX) vor. Rationaler Aufbau Punkt-für-Punkt und Einbeziehung von enthusiastischen Passagen. Die populäre Konvention der Briefslg. erlaubt Flexibilität des Stils und der Schreibhaltung von persönlichem Ansprechen bis zur abstrakten philosophischen Meditation, von anthropologischem Überblick bis zur voll dramatisierten Wiedergabe einer Episode. Autobiogr. Elemente. Weitreichende Wirkung in Europa, dessen Amerikabild es für lange Zeit prägte und dem es Auswanderungsimpulse gab.
1783 erschien eine um sentimentale Zutaten vermehrte französische Ausg. Übss. Sittliche Schilderugen von Amerika anonym (1784); Briefe eines am. Landmannes von J. A. E. Götze (1788/89).

 

 

1782 John Trumbull:

aE M’Fingal

A Modern Epic in Four Cantos

Komisches Heldengedicht. Cantos I und II zuerst 1776 erschienen.

 

Kleinstadt, Mass., um 1775. 1. »The Town Meeting A. M.« Squire M’Fingal, der seine Abstammung bis auf Ossians Fingal zurückleitet, trifft bei der Rückkehr aus Boston auf die Stadtversammlung, in der Honorius, ein Whig, die engl. Krone angreift. M. verteidigt England mit Argumenten der Kirche und der Tory-Presse. I1. »The Town Meeting P. M.« Nach einer kurzen Unterbrechung setzen H. und M. ihre Debatte fort, vor allem über den königlichen Gouverneur von Massachusetts, Gage. M. hat eine Vision vom Sieg der Engländer. Ein Tumult bricht aus. II1. »The Liberty Pole«. Die Whigs haben einen Freiheitsmast auf dem Marktplatz errichtet, und als M. sie beschimpft, teeren und federn sie ihn zum Spotte des Dorfes. IV. »The Vision«. M. versammelt nachts die verbleibenden Tories in seinem Keller und schildert ihnen seine Vision des Sieges der Unabhängigkeitspartei. Die Whigs brechen die Versammlung auf, und M. flieht zurück nach Boston.
Während I und II in M. satirisch die Haltlosigkeit der Tory-Argumentation dekuvrieren, liegt der Akzent in III und IV auf dem patriotischen Preis der Unabhängigkeitspartei während der Befreiungskriege. Trumbull übernimmt die Konventionen des komischen Heldengedichts mit Parodien auf epische Szenen bei Homer, Vergil und Milton (Sonnenaufgang, Schlacht, Reden). Hudibrastische Knittelverse.
Populärer Erfolg (über 30 Auflagen). Viele Raubdrucke. Rev. für Poetical Works (1820).

 

 

1784 John Filson:

a The Discovery, Settlement and Present State of Kentucke Containing The Adventures of Col. Daniel Boon

Traktat. Quelle: mündliche Berichte von Siedlern in Kentucky, bes. D. Boone.

 

In eine Beschreibung Kentuckys (fruchtbarer Boden, demokratische Verhältnisse) werden Erzählungen eingelegt, bes. die des Jägers und Pioniers Daniel Boone, dessen Leben als eine Reihe von jeweils vertiefenden Initiationen in die Wildnis der Grenze beschrieben wird. B. verkörpert Unschuld, stoisches Selbstvertrauen, Naturverbundenheit und Unabhängigkeit des am. Grenzers als des Vorbereiters der Zivilisation. Werbetraktat, das Siedler nach Kentucky locken und die Gefahren der Grenze durch ein heroisches Vorbild als überwindbar erscheinen lassen soll. B. als Ich-Erzähler. Mischung von Dokumentarismus und fiktiver Überhöhung. Einfluss auf J. F. Cooper.
Großer Erfolg, bes. von B.s Erzählung, die allein immer wieder nachgedruckt und variiert wurde. B. wurde zum Typ des Western-Helden, der in zahlreichen Umdeutungen bis heute Bestandteil des am. Selbstverständnisses geblieben ist.

 

 

1784 Thomas Jefferson:

a Notes on the State of Virginia

Abhandlung. Entst. 1781-83. Anonym in Paris erschienen (datiert 1782).

 

Als Antwort auf Fragen eines französischen Gesandten gibt Jefferson, ehemaliger Gouverneur von Virginia, Auskünfte über geographische und wirtschaftliche Daten des Staates Virginia, dessen Einwohner, polit. Struktur und Geschichte.
Jefferson entwirft hier das agrarische Ideal der am. Demokratie, das bis in die Neuzeit ein fester Bestandteil des am. Selbstverständnisses geblieben ist: eine Gesellschaft freier und gleicher Bauern, einer Mittelklasse, die ihre Angelegenheiten ohne starke zentrale Regierung regional selbst bestimmt.
Großer polit. und wissenschaftlicher Einfluss in Europa (demokratische Strukturen und wissenschaftliche Geographie). Übs. in Auswahl aus seinen Schriften von W. Grossmann (1945).

 

 

1786 Philip Freneau:

aL The Poems of Philip Freneau Written Chiefly during the Late War

110 Gedichte. Entst. 1770-85. Vorabdrucke in The Freeman’s Journal u. a.

 

Mit Ausnahme einiger Jugendwerke entstanden die meisten Gedichte in den Jahren der Befreiungskriege (1775-83) und gelten entsprechend patriotischen und zeitgenössischen Themen. Neben der aktuellen Satire auf Engländer und am. Tories, darunter bes. häufig den Verleger der Royal Gazette, James Rivington, versucht Freneau, Kriegserlebnisse in längerer epischer Form zu behandeln (The British Prison Sbip). Eine weitere patriotische Themengruppe bilden die Gedichte zur am. Geschichte (The Rising Glory of America, Sketches of American History), die vor allem zwei Hauptgedanken entwickeln: den des am. Westens als eines arkadischen Gartens (Columbus to Ferdinand, On the Emigration to America; ironische Fassung The Citizen’s Resolve) und den des Indianers als edlen Wilden (The Prophecy of King Tammany, The Dying Indian). In der Rezeption erhalten haben sich vor allem The Power of Fancy, Lobpreis der allmächtigen Phantasie, To the Memory of the Brave Americans ...(»At Eutaw Springs«), eine Elegie auf gefallene am. Soldaten, und Verses made at Sea, in a Heavy Gale, die Todesfurcht und Erwartung ausdrücken. Trotz häufiger Grabes- und Todesszenen bleibt der Grundton der Slg. optimistisch und fortschrittsgläubig. Deistische und radikal-demokratische Züge.
Chronologisch angeordnete Gedichte in heroischen Reimpaaren, Blankversen und fünfhebigen Vierzeilern. Viele Rollengedichte: Petitionen, Beichte, Gebet, Brief, Monolog, häufig in der Rolle eines Gegners, der sich durch seine Worte enthüllt. Pastorales Modell des Dialogs oder Trialogs zur vielseitigen Behandlung eines Gegenstandes. Die klassizistischen Konventionen (Antithese, Personifikation, poetische Diktion) durchsetzt Freneau mit den derberen Wörtern und Bildern der Satire und Invektive, vor allem wenn es gilt, Aristokratie und Monarchie Englands zu treffen. Einfluss von Th. Gray und J. J. Rousseau.

 

 

1787 Joel Barlow:

aE The Vision of Columbus

Philosophisches Gedicht in 8 Cantos und 4700 Versen.

 

Hesper, der Geist der westlichen Welt, erscheint dem kranken und gefesselten Columbus und enthüllt ihm visionär die glorreiche Zukunft Amerikas. Patriotisches Lehrgedicht, das für Freiheit, Frieden und Demokratie eintritt. Klassizistische Konventionen (heroische Reimpaare, poetische Diktion, epische Regeln). Vorbild A. Pope.
Rev. und episch erweiterte Fassung The Columbiad (1807) in 8350 Versen mit breiter Behandlung der am. Geschichte.

 

 

1787 Royall Tyler:

aD The Contrast

Kom., 5. Auff. 16.4. John Street Theatre, New York.

 

New York, Gegenwart. Handlungsbestimmend der Kontrast zw. Colonel Manly, einem einfachen und ehrlichen Veteranen des Befreiungskriegs, und Mr. Dimple, einem affektierten Gecken und Spieler, der Maria, Letitia und Charlotte, Manlys Schwester, gleichzeitig den Hof macht. Nach einigen Verwicklungen wird D. bloßgestellt, und M. heiratet Maria. Parallele Nebenhdlg. um die Diener Jonathan und Jessamy. Die Kom. verteidigt am. Werte wie Patriotismus, Schlichtheit, Treue, Ernst gegen den dekadenten Einfluss des europäischen Luxus: Spiel, Mode, Intrige, Klatsch und Sentimentalität. Einheit von Ort, Zeit, Hdlg.; paralleler Szenenaufbau, Charakter-Komik. Entst. nach dem Besuch einer Aufführung von R. B. Sheridans The School for Scandal (1777).
Buchausg. 1790. Mit Jonathan führt Tyler den Typ des Yankee in das am. Dr. ein, der in der Folgezeit zum festen Bestandteil des Typenrepertoires wurde.

 

 

1788 Alexander Hamilton u. a.:

a The Federalist. A Collection of Essays Written in Favour of the New Constitution

85 polit. Essays, die unter dem Pseudonym Publius (= Hamilton, John Jay, James Madison) 1787-88 in Independent Journal, New York Packet und Daily Advertiser erschienen.

 

Die Essays sollten die Ratifizierung der 1787 vorgelegten neuen Verfassung im Staate New York unterstützen: 1-36. Vorzüge einer starken Bundesregierung (Verteidigung gegen Außenangriffe und innere Revolutionen; Handel, Steuer, nationales Heer). 37-85. Interpretationen der neuen Verfassung (Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive, Jurisdiktion).
Grundlage der konservativen Verfassungsauslegung, erst durch die Federalist Party, später durch die Republican Party: starke Bundesregierung zur Förderung von Handel und Industrie. Klare argumentative Darstellung.
Übss. in: Gegen den Staatenbund - für den Bundesstaat von H. Rein (1923); Der Föderalist von F. Ermacora und K. Demmer (1948).

 

 

1788 Philip Freneau:

aL The Miscellaneous Works of Mr. Philip Freneau Containing bis Essays and Additional Poems

I Gedichtsequenz, 45 Gedichte 3 Essay-Serien und 15 Essays. Entst. 1781-87. Vorabdrucke in The Freeman’s Journal u. a.

 

Die Slg. schließt an den Erfolg von The Poems (1786) an und enthält Texte, die weniger deutlich auf den Befreiungskrieg bezogen sind. Unter den Gedichten, meist klassizistischen Spielen mit pastoralen und satirischen Konventionen, ragen hervor: die Gedichtsequenz The Pictures of Columbus, der Versuch, einen epischen Stoff in einer Serie von dramatischen Monologen und Dialogen zu gestalten; The Wild Honey Suckle, ein symbolisches Naturgedicht; The Indian Burying Ground, eine Friedhofmeditation, die imaginativ das einfache Leben der Indianer wiedererstehen lässt. Die Essays, modelliert nach J. Addisons Spectator (1711), gelten verschiedenen philosophischen und aktuellen Themen und werden in zwei Rollen vorgetragen: dem satirisch veranlagten Weber Robert Slender und dem primitivistisch gestimmten »Philosopher of the Forest«, (ursprünglich »The Pilgrim«). Während Slender sich als ironischer Beobachter, Ratgeber und Anekdotenerzähler vor allem urbanen Fragen zuwendet (Dichtung, Handel, Rechtsprechung), preist der Philosoph, der zurückgezogen im Walde nahe bei Philadelphia wohnt, das einfache Leben unter Verzicht auf allen städtischen Komfort. Essay 10 entwirft ein grandioses Bild von Amerika, in dem der offene Westen, die Größe des Landes und seine Agrikultur in eine machtvolle Zukunft führen.
Während die meisten der Gedichte in klassizistischen Konventionen verharren, weisen The Wild Honey Suckle und The Indian Burying Ground mit dem in ihnen dramatisierten Konflikt zw. Verstand und Einbildungskraft auf die Lyrik der Romantik voraus. In den Essays bilden sich neben den konventionellen Formen der Beschreibung, der Traumvision, des Briefwechsels, der Anekdote usw. Vorformen der Kurzgeschichte heraus. The Sailor’s Relief, eine komische Geschichte über die Verschuldung von Seeleuten an Land, oder The Inexorable Captain, eine Illustration, wie ungleich hart Händler arme und reiche Kunden behandeln, tragen zwar noch Züge des moralischen Exemplums, zeigen aber zugleich Realismus in der Wiedergabe von Sprech- oder Schreibweisen, szenisches Erzählen und eine pointierte Handlungsstruktur. Essays wie Gedichte setzen Freneaus frühere Versuche fort, seinen Texten das Gepräge einer an. Umgangssprache zu geben.
Spätere Gedichte finden sich in den Slgg. Poems Written between the Years 1768 & 1794 (1795) und A Collection of Poems ... Written between the Year 1797 and the Present Time (1815).

 

 

1791 Thomas Paine:

a The Rights of Man

Being an Answer to Mr. Burke’s Attack on the French Revolution

Streitschrift

 

In seiner Antwort auf E. Burkes Reflections on the Revolution in France (1790) kritisiert Paine vor allem Auslassungen, Entstellungen und bes. die theoretischen Grundlagen seines Gegners: Nimmt man an, dass Individuen einen Teil ihrer natürlichen Rechte als bürgerliche Rechte an die Gesellschaft delegieren, dann besteht eine Vertragslage nicht etwa zw. Volk und Regierung, sondern zw. Individuen des Volkes zwecks Errichtung einer Regierung. Eine Verfassung muss einer Regierung vorausgehen. Der (von Burke unterlassene) Vergleich zw. der französischen Verfassung und engl. Brauch zeigt Frankreich in vielen Punkten überlegen. Weiter: hist. Entwicklung der Französischen Revolution, einige verfassungsrechtliche und wirtschaftsgeschichtliche Nachträge.
Die Korrektur von Burkes konservativer Darstellung der Französischen Revolution ist zweifach: historiographisch und verfassungstheoretisch. Die Geschichtsschreibung muss die Gründe und Entwicklung der Revolution berücksichtigen, um zu einem gerechten Bild zu kommen. Die Am. wie die Französische Revolution beruhen auf einer neuen Verfassungstheorie. Diese hist. Verfassungstheorie wird revolutionär, wo Verfassung und Regierung nicht mehr den Interessen der Mehrheit des Volkes entsprechen. Paines Vergleich der engl. und französischen Verfassung führt zu der ausgesprochenen Forderung, Englands Verfassung und Regierung zu verändern.
Teil II: The Rights of Man. Combining Principles and Practice (1792) abstrahiert und generalisiert die Ergebnisse des Teils I (Principles) und verbindet sie mit der Beschreibung der daraus folgenden revolutionären Praxis (Practice). Nach dem Nachweis des rechtlosen Ursprungs der engl. Regierung und der Vorzüge einer verfassungsgebundenen, absetzbaren Regierung gegenüber der erblichen Monarchie kommt Paine zu praktischen Vorschlägen, wie Besteuerung, Handel und Regierung in England zu verändern seien. Nach anfänglicher Furcht des Verlegers fand Teil I als Pamphlet eine weite Verbreitung in England. Übss. Die Rechte des Menschen von D. M. Liebeskind (1792); W. Mönke (1962).

 

 

1792 Hugh Henry Brackenridge:

aE Modern Chivalry. Containing the Adventures of Captain John Farrago and Teague O’Regan, His Servant

R. in 2 (von 6) Büchern. Prosafassung eines geplanten hudibrastischen Versepos The Modern Chevalier.

 

1. John Farrago (= »Mischmasch«), ehemaliger Hauptmann der Bürgerwehr, und sein ir. Diener Teague O’Regan durchreisen Pennsylvania und verwickeln sich durch F.s moralischen Eifer und T.s Ehrgeiz, gesellschaftlich aufzusteigen, in Abenteuer bei Pferderennen, Wahlen, philosophischer Gesellschaft, Duell und Indianerverträgen. I1.T. prügelt sich, will eine reiche Witwe heiraten und verschwindet schließlich in Philadelphia. F. sucht ihn im Bordell, in der Universität, im Kriegsministerium und findet ihn schließlich als Schauspieler wieder. Als T. Rechtsanwalt werden will, lässt F. ihn ins Gefängnis sperren und macht im weis, dieses sei das Rechtsstudium.
Das Don Quijote-Sancho Pansa-Modell (Titel: »Modernes Rittertum«) dient weniger der Satirisierung von F.s Moralpredigten als der Bloßstellung von T.s »lächerlichen Ambitionen« und den Institutionen in den USA, die solche Ambitionen möglich machen. Entsprechende Kritik an polit. Missständen und ethnische Satiren auf Iren und Schwarze. Ironische Verteidigung der Knechtschaft und Sklaverei. Vorgebliches Ziel, »ein Beispiel perfekten Stils zu geben«, d. h. an Klassikern und J. Swift geschulte Prosa zu schreiben: Einfachheit und Klarheit. Kapitelweise Wechsel von Erzählung und Autorenreflexion. Episodenstruktur. Gegensatz von Land (I) und Stadt (II). Einfluss von H. Fielding.
Nach populärem Erfolg weitere Bücher: Satiren auf am. Politik, die Whisky-Rebellion in III und IV (1793/97), Französische Revolution, am. Inflation und Besiedlung neuer Territorien im Westen in V und VI (1804/05). Rev. Gesamtausg. 1815.

 

 

1795 Thomas Paine:

a The Age of Reason

Streitschrift. Entst. 1793-94. Fortsetzung durch Haft in Paris unterbrochen.

 

Ein Angriff auf die christliche Religion vom Standpunkt eines rationalen Deismus: die Offenbarung, auf die sich die Kirchen berufen, hält einer vernünftigen Prüfung nicht stand, zumal die Widersprüchlichkeiten der Bibel und die betrügerischen Methoden von Geheimnis, Wunder und Prophetie. Die Natur ist Gottes Offenbarung, und aus ihr leitet sich eine vernünftige Ethik ab. Der 2. Teil begründet diese Thesen im einzelnen gegen Kritiker des 1. Teils. Zweifaches Ziel, die Kirche als Teil der Reaktion anzugreifen und die Revolutionäre an eine auf Vernunft gegründete Ethik zu erinnern.
Schnelle und umfangreiche Verbreitung trotz heftiger Angriffe und Vorwurfs des Atheismus. Übss. Das Zeitalter der Vernunft von H. C. Albrecht (1794-96); H. Voelkel (1890).

 

 

1798 Charles Brockden Brown:

ae Alcuin. A Dialogue

Dialog, 2. Auch in Weekly Magazine (Philadelphia) erschienen.

 

Alcuin, ein Lehrer, trifft in einem Freundeskreis auf die Witwe Carver, die ihm die Forderungen der Frau auf Gleichberechtigung in Erziehung, Ehe und Politik vermittelt. A. hat Vorurteile, lässt sich aber überzeugen. Prosa.
Teil 3 und 4 (Ehe- und Scheidungsgesetze) blieben bis 1815 ungedruckt.

 

 

1798 William Dunlap:

aD André

Tr., 5. Auff. 30.3. Park Theatre, New York. Nach einem hist. Vorfall.

 

Tappau, N.Y., 1780. Als sich herausstellt, dass der allseits geschätzte Major André für die Engländer spioniert hat, versuchen sein Freund Bland, dessen Mutter und schließlich Honora, die A. liebt, vergeblich, durch Fürsprache bei General Washington A. vor der Hinrichtung zu retten. Patriotisches Befreiungsdr., das den individuellen Loyalitätskonflikt (A.-B.) im Sinne einer höheren Gerechtigkeit (General Washington als Verkörperung der neuen Nation) löst. Effektvolle Überredungsszenen in Steigerung. Konzentration der Hdlg. (Ort und Zeit). Tableaus. Blankvers.
Großer Erfolg. Rev. Fassung als The Glory of Columbia (1803; 1817).

 

 

1798 Charles Brockden Brown:

aE Wieland Or, the Transformation. An American Tale

R. Basiert auf tatsächlichem Fall.

 

Bei Philadelphia um 1760-65. Nach der glücklichen Heirat von Theodore Wieland und Catherine Pleyel scheint sich eine weitere anzubahnen zw. W.s Schwester Clara und Catherines Bruder Henry, als eine geheimnisvolle Stimme beginnt, Cl. in Schrecken zu versetzen und H. an der Treue Cl.s zweifeln zu lassen. Die gleiche Stimme treibt W. zum Mord an seiner Familie und in den Wahnsinn. Carwin, ein geheimnisvoller Fremder, enthüllt sich reuig Cl. als Ursprung der Stimme (Bauchredner) und rettet sie durch einen weiteren Stimmtrick vor einem Mordanschlag von W., der sich daraufhin selbst tötet.
Der 1. von Browns Versuchen, «einige wichtige Zweige der geistigen Verfassung des Menschen zu illustrieren»: die Verwandlung von falschem Glauben an Übernatürliches in religiösen Wahnsinn. Mit W. kontrastiert die Erzählerin Cl., die eine rationale Erklärung für alle Sinneswahrnehmungen sucht, und deutet die Säkularisierung puritanischer Sektiererei in W. an. Als kontrastierender Hintergrund die feudale Tradition in Europa. Brief-R., der durch eingeschobene Berichte und Geständnisse die Perspektive von Cl. ergänzt. Geheimnisstruktur. Rationaler, von der sensualistischen Philosophie geprägter Stil, um detaillierte psychologische Analyse bemüht. Einfluss des engl. Schauer-R.s.
Die im Vorwort angekündigten Memoirs of Carwin the Biloquist erschienen postum 1926. Übs. von F. Polakovics (1973).

 

 

1799 Charles Brockden Brown:

aE Ormond Or, The Secret Witness

R.

 

Philadelphia, 1793/94. Die 16jährige Constantia Dudley wird durch einen Betrüger mit ihrem Vater in Armut gestürzt, erkrankt am Gelbfieber und wird unwillentlich Ursache des Selbstmordes von Helena Cleves, als deren Geliebter Ormond sie wegen C. verlässt. C. widersteht den Werbungen O.s, der in revolutionäre Verschwörungen in Europa verwickelt ist, und entschließt sich, bei ihrem Vater zu bleiben. O. belauscht C., lässt ihren Vater ermorden und will sie vergewaltigen. Sie ersticht ihn in Notwehr und folgt ihrer Freundin Sophia Courtland nach Europa.
Eine Studie des aufgeklärten Revolutionärs, dem das eigene Glück höchstes Ziel und jedes Mittel dafür recht ist, im Gegensatz zur Beständigkeit und Uneigennützigkeit von C. in allen widrigen Situationen. Weitere Kontrastfiguren: Martinette de Beauvais, die emanzipierte Revolutionärin, die für die Freiheit kämpft, und Sophia Courtland, deren frömmelnde und sentimentale Erzählweise mit C.s Deismus und Rationalismus kontrastiert. O.s Charakter nur bruchstückweise enthüllt. Geheimnisstruktur. Sentimentale Hdlg. Emotionen genau abwägender Stil. Modell von S. Richardsons Clarissa (1747/48) mit neuen frauenemanzipatorischen Akzenten.

 

 

1799/1800 Charles Brockden Brown:

aE Edgar Huntly Or, Memoirs of a Sleep-Walker

R. Bde. 1-2 (1799), Bd. 3 (1800).

 

Pennsylvania, Oktober 1785. Der Junge Edgar Huntly will den Mord an seinem Freunde Waldegrave aufklären und spürt deshalb dem schuldgetriebenen Schlafwandler Clithero Edny nach. Dieser gesteht einen früheren Mordanschlag auf seine Pflegemutter Mrs. Lorimer in Irland, ist aber an W.s Ermordung unschuldig. Das Verfolgen von C. in die wüste Berglandschaft von Norwald macht auch H. zum Schlafwandler. Nur durch grauenhaftes Töten von einem Panther und fünf Indianern entkommt er den Bergen. H.s Versuch, C. von seinem Schuldwahn zu heilen (Mrs. Lorimer lebt wiederverheiratet in New York), führt zu einem neuen Anschlag und - als dieser fehlschlägt - zum Selbstmord von C.; W. war von Indianern getötet worden.
Die Wahrheitssuche initiiert H. in die unbewussten Triebgründe und Konsequenzen seines eigenen Handelns: H.s Schlafwandeln, sein Doppelgänger C., die zerklüftete Berglandschaft symbolisieren sein eigenes Potential zum Mörder (Schlüsselwörter: »destruction«, »discovery«). Viele Parallelen zw. C.s eingelegter Geschichte und der H.s (z.B. verdrängte Manuskripte, Tod-Wiedergeburt, Schlafwandeln). Ich-Erzählung von H. in Briefen. Seine Perspektive ergänzt und korrigiert durch weitere Berichte. Detaillierte Beschreibung der Symbollandschaft (Labyrinth, Höhlen, Hindernisse). Rituelle Tötungen. Übertragung von gotischen Konventionen des engl. Schauer-R.s auf am. Verhältnisse (Berge statt Schloß, Indianer statt Aristokraten, Unbewusstes statt Übernatürlichem). Einfluss auf E. A. Poe.
Übs. anonym (1857).

 

 

1799/1800 Charles Brockden Brown:

aE Arthur Mervyn Or, Memoirs of the Year 1793

R., 2 Bde.

 

Philadelphia, 1793 (Pestjahr). 1. Der 18jährige Arthur Mervyn verlässt die Farm seines Vaters und verwickelt sich in die betrügerischen Machenschaften des Fälschers Welbeck, der im Beisein von A. einen Mord begeht. A. flieht, wird vom Gelbfieber ergriffen, und flieht erneut vor W., der ihn bedroht. I1. A. kehrt zurück aufs Land, wo er sich um Eliza, die einzige überlebende Tochter einer befreundeten Familie, kümmert. Wieder in der Stadt, erhält er von dem sterbenden W. Geld mit dem Auftrag, die Betrügereien von W. wiedergutzumachen. Dabei lernt A. die junge Witwe Achsa Fielding kennen, die er heiratet.
Initiationen des naiven und wißbegierigen A. in die vielfältigen Korruptionen der städtischen Gesellschaft (Erbschafts- und Versicherungsschwindel, Verführung, Mord, Prostitution usw.), symbolisiert durch die Pest. A. selbst setzt sich durch seine Naivität wiederholt Verdächtigungen aus, kann sich aber als tugendhaftes Individuum bewähren. Rahmenerzählung von Dr. Stevens mit mehrfach ineinandergeschachtelten Ich-Erzählungen (Dr. Stevens, A., W.). Stadt-Land-Kontrast. Realistische Beschreibung der Pest. Komplexe, figurenreiche Hdlg. durchsetzt mit mysteriösen Ereignissen. Erster am. Bildungs-R. Einfluss von W. Godwin.
Übs. anonym (1858).

 

 

1801 Charles Bockden Brown:

aE Clara Howard

In a Series of Letters

Brief-R.

 

New York. Die Liebesgeschichte zw. dem armen Uhrmacher-Lehrling Edward Harley (in späteren Fassungen: Philip Stanley) und der reichen Clara Howard verdeutlicht den thematischen Konflikt zwischen Liebesheirat und Geldheirat.
Engl. Ausg. 1807 unter dem Titel Philip Stanley, die Enthusiasm of Love.

 

 

1809 Washington Irvin:

aE A History of New York

From the Beginning of the World to the End of the Dutch Dynasty

Satirische Chronik, 7 Bücher. Veröffentlicht unter dem Pseudonym Diedrich Knickerbocker. Ursprünglich mit seinem Bruder konzipiert als Parodie auf S. Mitchills Reiseführer The Picture of New York (1807) im Stil der von Irving, seinem Bruder William und James Kirke Paulding herausgegebenen humoristischen Zs. Salmagundi (1807-08), die die sog. Knickerbocker School begründete.

 

1. Beschreibung der Welt und ihrer Entstehung; phantastische Kosmogonie-Theorien. Problem der Herkunft der Ureinwohner Amerikas. I1. Entdeckung von Nieuw Nederlandts durch Henry Hudson (1609), die 1. Siedlung Communipan und die Gründung von New-Amsterdam auf Manhattan. II1. Die Stadt unter dem behäbigen Gouverneur Wouter van Twiller, die Gebräuche der Bürger, die Bedrohung durch die ruhelosen Yankees von Connecticut. IV. Die Stadt unter GouverneurWilliam Kieft (dem »Launischen«), dessen zahlreiche »Projekte«, seine Verwicklung in Innen- und Außenpolitik. Streitigkeiten. V.-VI1. Aufstieg und Fall der Stadt unter Peter Stuyvesant (dem »Starrköpfigen«), der Sieg über New Sweden und die Kapitulation gegenüber den mit den Yankees verbündeten Briten (1664).
Geschichte der weitgehend obskuren holländischen Periode New Yorks, die der fiktiven Ausmalung großen Spielraum lässt. Intention, eine humoristische Stadt-Folklore zu begründen. Im Rahmen der Chronik Vorherrschen der Satire: die Gouverneure als Karikaturen, z.T. amalgamiert (Kieft - Jefferson), und die Bürger als provinzielle Typen; die polit. Entwicklung als eine Reihe von Groteskerien (Parteien der »Langpfeifen«, »Kurzpfeifen« und »Prieme«, Schlachtentscheidung durch Stuyvesants Holzbein usw.) Parodie auf zeitgenössische am. Historiker (weit ausholende Vorgeschichte) und Heldenepik (antike Vergleiche). Herausgeberfiktion: Vorwort über den »eigentümlichen« Chronisten. Klassizistischer Stil. Zahlreiche literarischen Anspielungen von der Antike bis zu Historiographen des 18. Jh. Gilt als 1. bedeutendes komisches Werk der am. Literatur. Einflüsse: J. Addison, J. Swift, A. Pope, O. Goldsmith.
Unmittelbarer Erfolg. Rev. Ausgg. 1812, 1819, bes. 1848 verstärkten die ernsthaft hist. Züge. Erfolgreich als Begründung der New York-Folklore und -Historie. Anonyme Übss. Die Handschrift Dietrich Knickerbockers des Jüngeren (1825), Humoristische Geschichte von New York (1829), Dietrich Knickerbockers humoristische Geschichte von New York (1851). Musical Knickerbocker Holiday von M. Anderson und K. Weill (1938).

 

 

1814 Meriwether Lewis/William Clark:

a History of the Expedition Under the Command of Captains Lewis and Clark

Reisebericht über die Expedition von 1804-06, aus Tagebuchmaterial der beiden Leiter von Nicholas Biddle zusammengestellt.

 

Beschreibt die von Jefferson unterstützte Expedition von Lewis und Clark zur Erkundung des noch fast völlig unbekannten Westens. Der Expeditionstrupp - bunt zusammengewürfelt aus 14 Soldaten, 9 jungen Leuten aus Kentucky, 2 französisch-kanadischen Voyageurs, einem Jäger, dem Negersklaven York, der als Dolmetscherin fungierenden Schoschonen-Frau Sacagawea - folgte dem Missouri bis zur Quelle, ging durch die Rocky Mountains, den Columbia hinab zur pazifischen Küste und nach vielen Abenteuern, darunter Begegnungen mit feindseligen Indianern, über Land zurück nach St. Louis.
Der beschwerliche Weg, die beträchtlichen Gefahren und zahllose einzelne Beobachtungen (Land, Indianer usw.) werden sukzessive registriert. Auch die sachlich-knappe Prosa der Tagebücher ist weitgehend erhalten. Als authentischer Bericht über die Erkundung des Westens Quelle und Prototyp für viele spätere Autoren (W. Irvings Astoria, 1836), prägte nachhaltig das Bild des am. Westens.
Vollständige Ausg. der Tagebücher:
The Original Journals of the Lewis and Clark Expedition, hg. R. G. Thwaites (1904-05).

 

 

1818 Benjamin Franklin:

a Memoirs of the Life and Writings [The Autobiography]

Autobiogr. Entst. 1771, 1784, 1788-90. Unautorisierte, unvollständige französische Ausg. 1791 mit folgender Rückübersetzung ins Engl. Vollständige am. Ausg. 1868.

 

Boston, Philadelphia, 1706-57. I (geschrieben 1771). Nach einer kurzen Bescheibung seiner Dissenter - Vorfahren und ihrer Auswanderung nach Neuengland schildert Franklin seine Schul- und Lehrlingszeit als Drucker in Boston. In dieser Zeit beginnt F. seine umfangreiche Lektüre, von der bes. J. Addison, D. Defoe und C. Mather einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach einem Streit mit seinem Bruder und Problemen mit der lokalen Zeitungszensur entläuft F. 1723 nach Philadelphia. Auf Anregung des Gouverneurs reist F. nach London, um dort eine Presse zu kaufen. Nach 18 Monaten als Drucker in London kehrt er nach Philadelphia zurück, wo er sich 1728 mit einem Bekannten selbständig macht. Er etabliert sich nach einigen finanziellen Schwierigkeiten, betätigt sich im Junto Club, einer Vereinigung zu gegenseitiger Erziehung, und heiratet 1730. II (geschrieben 1784). F. eröffnet die 1. Leihbücherei in den Kolonien. Zweifel an seiner presbyterianischen Erziehung führten zur Aufstellung eines eigenen Katalogs von 13 Tugenden (Temperance, Silence, Order, Resolution, Frugality, Industry, Sincerity, Justice, Moderation, Cleanliness, Tranquility, Chastity, Humility), über die sich F. buchhalterisch in seinem Tagebuch Rechenschaft ablegt. Diesen Tugenden schreibt F. seinen Erfolg zu. III (geschrieben 1788-90). F. beginnt mit der erfolgreichen Veröffentlichung des Almanachs Poor Richard (1732) und erweitert sein Geschäft. 1737 übernimmt er das Postministerium von Pennsylvania und wendet sich wissenschaftlichen und polit. Tätigkeiten zu (Aufrüstung, Gründung einer Akademie und eines Krankenhauses, Experimente mit der Elektrizität). Ab 1754 dient F. der Legislative und dem Heer im Krieg gegen Frankreich, und 1757 vertritt er das pennsylvaniasche Parlament gegen den Gouverneur und die koloniale Oberschicht vor dem engl. König.
Franklin arrangiert seine Lebensbeschreibung zu einem Beispiel für die ausgesprochene These, dass Tugend zu ökonomischen und gesellschaftlichem Erfolg und zu Gottgefälligkeit führt. Ausdehnung vom persönlichen Umkreis auf den freundschaftlichen (Junto Club), regionalen (Philadelphia), staatlichen (Pennsylvania) und schließlich internationalen (Krieg, Wissenschaft, König) Bereich. Einheit von Theorie und Praxis. Ursprünglich als Brief an seinen Sohn konzipiert und auf Drängen von Freunden fortgesetzt. Didaktische Absicht, lockerer episodischer Aufbau (mit Digressionen und nachgeholten Informationen). Der nüchterne und selbstzufriedene Ton (Schlüsselwörter »advantage, improvement, success«) und die immer ins praktische Detail gehenden Beschreibungen werden aufgelockert durch gelegentliche Ironie. Verzicht auf alle bildliche Ausschmückung und Bevorzugung einer abstrakten Ausdrucksweise.
Bereits vor dem Erscheinen in ihrer endgültigen Form (1868) wurde die Autobiogr. zu einem der meistgelesenen Bücher in den USA (170 Ausgg. bis zum Ende des Jh.) Franklin als Verkörperung am. Tugenden und die »success story« - Struktur seiner Autobiogr. leben bis heute in der populären Kultur der USA (Schulbücher, Bestseller u. a.) weiter. (Teil-)Übss. Jugendjahre von G. A. Bürger (1792); Autobiographie von F. Kapp (1954).

 

 

1820 Washington Irving:

aE The Sketchbook of Geoffrey Crayon, Gent.

32 »Skizzen«, 2 Bde. Größtenteils während eines Englandaufenthaltes entst. Vorabdruck in am. Zss. und in The London Literary Gazette (Raubdruck). Auslieferung in 7 Bden. 1819-20.

 

Lockere Folge von Prosaskizzen. Thematik bes. hist. orientiert: engl. Schauplätze und Gebräuche (Westminster Abbey, The Christmas Dinner), vergessene Literatur (The Mutability of Literature), Indianer (Philip of Pokanoket). Am bekanntesten die beiden »Knickerbocker« zugeschriebenen Geschichten Rip van Winkle und The Legend of Sleepy Hollow.
Rip van Winkle: Holländisches Dorf nahe dem Hudson, vor der am. Revolution. R. v. W., von seiner zänkischen Frau vertrieben, stößt bei der Jagd in den Catskill-Bergen auf eine Gruppe hist. gekleideter, kegelnder Männer und zecht mit ihnen. Er versinkt in einen 20 Jahre langen Schlaf und findet Familie (Frau tot, Tochter verheiratet), Dorf (kaum noch Bekannte), Land (Unabhängigkeit) völlig verändert. Die Erzählung basiert auf der Legende vom Entdecker und Schutzpatron Hendrick Hudson, der mit seiner Schiffsbesatzung im Turnus von 20 Jahren zum Kegeln zusammentrifft.
The Legend of Sleepy Hollow: Marktflecken Tarry Town (Hudsontal), 18. Jh. Der ärmliche Schulmeister Ichabod Crane, ein quijotesker Yankee unter Holländern, verliebt sich in die begüterte Dorfschöne Katrina Van Tassel und wird Opfer der Streiche, die ihm sein Rivale Brom Van Brunt, ein übermütiger Bauernbursche, spielt. Von K. wird er nicht ermuntert, und auf dem Heimweg erscheint ihm in der »Schläfrigen Schlucht« ein legendärer Geisterreiter und schleudert seinen Kopf nach ihm. Am nächsten Tag findet man dort einen Kürbis, 1. bleibt verschwunden, B. heiratet K.
Beide Geschichten versuchen europäische Sagen- und Märchenstoffe auf die am. Vergangenheit zu übertragen. Kombination von lokaler Folklore, hist. Atmosphäre und Humoreske. Pitoreske Züge. Rhetorische Tendenz. Einfluss von W. Scott. Die beiden Geschichten markieren den Anfang der am. Kurzgeschichte.
Unmittelbarer Erfolg. Großer Einfluss, auch in Europa. Übss. Gottfried Crayons Skizzenbuch von Washington Irving von S. H. Spiker (1825), Skizzenbuch von Washington Irving von J. Piorkawska (1875), Skizzenbuch von K. Th. Gaedertz (1947), Das Skizzenbuch von S. Schmitz (1968). Irving ließ weitere Slgg. ähnlicher Art folgen: das vorwiegend engl. Skizzenbuch Bracebridge Hall (1822), der den deutschen Raum miteinbeziehende Bd. übernatürlicher Erzählungen Tales of a Traveller (1824) und das spanische Skizzenbuch The Alhambra (1832).

 

 

1821 William Cullen Bryant:

aL Poems

8 Gedichte. Entst. seit 1817. Einzelnes in North American Review.

 

Gedichte wie To a Waterfowl oder Green River rufen die Natur als moralisches Vorbild oder als Gegenwelt an, in der man sich von der Zivilisation erholten kann. Naturphilosophisch (nicht theologisch) begründend fordert Thanatopsis (= Ansicht des Todes) auf, sich ruhig in das Sterben zu schicken. The Ages (ursprünglich in Harvard vorgetragen) folgt dem Geschichtsverlauf von Ost nach West und sagt Amerika eine große Zukunft voraus.
Poetische Konventionen des späten 18. Jh. mischen sich mit romantischen: Apostrophen, Naturbeschreibung, didaktische Schlüsse, Personifikationen, meditativer Aufbau. Blankvers, auch klangvolle Spenserstrophen. Die Slg. machte Bryant als ersten am. Dichter auch in Europa berühmt. Einfluss von W. Cowper und R. Southey.
Weitere Ausgg. 1832, 1834, 1836 u.ö. Poetical Works (1876). Übs. in Gedichte von A. Neidhardt (1855).

 

 

1821 James Fenimore Cooper:

aE The Spy

A Tale of the Neutral Ground

R., 3 Bde.

 

Westchester, 1780. Mr. Wharton versucht, durch neutrales Verhalten Besitz und Töchter im Niemandsland zwischen den Briten (New York) und den Patrioten (Norden) durch den Unabhängigkeitskrieg zu bringen. Der Sohn Henry dient bei den Briten. Sarah liebt den engl. Offizier Wellmere, Fanny den am Major Dunwoodie. Der benachbarte Hausierer Harvey Birch (= Spion) meldet in Gegenwart eines »Mr. Harper« (=General Washington) die unmittelbare Truppenkonfrontation. Henry, der Spionage verdächtigt, und Wellmere, der sich als Bigamist erweist, geraten in am. Gefangenschaft. Marodierende Freibeuter brennen W.s Besitz nieder. B. wird als vermeintlicher engl. Spion gehetzt und verhilft dem zum Tode verurteilten Henry zur Flucht nach England. Fanny und Dunwoodie heiraten. B. bleibt auch nach Kriegsende Hausierer, auf öffentliche Rechtfertigung und Belohnung verzichtend.
Coopers 1. bedeutender R. benutzt die Spannungsmomente des Abenteuers und die Sinnbildlichkeit des Schauplatzes zur dramatischen Darstellung des patriotischen Themas: der Konflikt spaltet die Familie W.s; W. selbst scheitert im Versuch der eigensüchtigen Neutralität; es herrscht allgemeine Konfusion (wechselseitige Täuschung, schwankende Loyalität); der verfemte scheinbare Doppel-Agent ist der eigentliche Patriot. Der Spion ist der Prototyp des Cooperschen Einzelgängers. Neben den Hauptfiguren eine Reihe realistischer Volkstypen (Marketenderin Betty Flanagan, der Neger Caesar usw.). Cooper begründet den am. hist. R. nach der Scottschen Formel: fiktive Hauptfigur, hist. Personen als Nebenfiguren, Loyalitätskonflikte einfacher Personen, pittoresker Hintergrund, melodramatische Effekte, Kap.-Motti und Vorwort.
Bestseller. Dramatisierung von C.P. Chlinch (1822). Oper La Spia von L. Arditi (1856). 8 Übss., darunter Der Spion von L. Hermann (1824), E.-M. Dahm (1956), R. Beissel (1964).

 

 

1823 James Fenimore Cooper:

aE The Pioneers Or, The Sources of thee Susquehanna

»A Descriptive Tale«: R., 2 Bde.

 

»Templeton«, Siedlung am Otsego-See (= Susquehanna-Quelle), 1793-94. Richter Marmaduke Temple, Begründer der Siedlung und Großgrundbesitzer schießt auf der Jagd versehentlich Oliver Edwards an, den jungen Gefährten des alten Grenzers Natty Bumppo (= »Lederstrumpf«). E. wird Aufseher bei T., bleibt aber mit B. und John Mohegan (= einstiger Delawarenhäuptling Chingachgook), seinem angeblichen Vater, in Verbindung. B. rettet T.s Tochter Elisabeth vor einem Panther. Wegen Jagdfrevel muss B. ins Gefängnis, kann aber mit E.s Hilfe entfliehen. Er rettet Elisabeth vor einem Waldbrand, bei dem Mohegan umkommt. E. erweist sich als der Enkel von T.s lange verschollenem Partner Effingham. E. und Elisabeth heiraten und erhalten die Hälfte von T.s Besitz. B. stellt sich, wird begnadigt und zieht weiter nach Westen.
Bedeutsamer als die Handlung ist die Beschreibung der am. Gesellschaft zw. Pionier und Siedler, Wildnis und Zivilisation. T. versucht als Philanthrop und Richter zw. dem durch B. vertretenen Naturrecht und Individualismus und der zum Raubbau (Jagdsport, Waldfrevel) neigenden Zivilisation der Siedlergesellschaft zu vermitteln. Zahlreiche Typen (bes. europäische Einwanderer mit ihren Schicksalen, Eigentümlichkeiten, Berufen, Akzenten), dörfliche Genreszenen (Weihnachtsfest, Kneipabend, Fischfang, Gerichtsszene etc.), Naturszenen im Zyklus der Jahreszeiten. B., ein dem hist. Daniel Boone verpflichteter romantischer Prototyp mythischer Statur: ein Pionier der 1. Stunde, religiös, der unberührten Natur verbunden, freiheitsbewusster Einzelgänger, offen und einfach. Die Kombination von abenteuerlichen Hdlg., Heimatgeschichte (vgl. Cooperstown, von Coopers Vater gegründet) und pastoraler Idylle verhalfen dem Buch zu großem Erfolg. Indirekter Einfluss von W. Irving.
Der 1. von 5 das Leben »Lederstrumpf« schildernden Rr. (Leatherstocking-Tales), deren handlungsmäßige Reihenfolge ist: The Deerslayer (1841); The Last of the Mohicans (1826); The Pathfinder (1840); The Pioneers; The Prairie (1827). In Vorwort und Anmerkungen sowie in The Chronicles of Cooperstown (1838) skizziert Cooper den authentischen Hintergrund zu den Ausgg. des R.s. 4 Übss. Die Ansiedler, darunter von L. Hermann (1824), C. Kolb (1842). Zahlreiche neuere Jugendbuchbearbeitungen der Lederstrumpfgeschichten in Sammelausgg. Großer internationaler Erfolg.

 

 

1824 James Nelson Barker:

aD Superstition

Tr., 5. Auff. 12.3. Chestnut Street Theatre, Philadelphia.

 

Neuengland, 1675. Obwohl Charles Fitzroy mit Hilfe eines Unbekannten sein Dorf vor einem Indianerüberfall gerettet hat, wird er von der puritanischen Obrigkeit wegen Hexerei angeklagt und hingerichtet. Zu spät erfährt man, dass C. ein Sohn von Charles II und der Unbekannte der Rebell Goffe ist, der an der Hinrichtung von Charles I beteiligt war.
Aberglaube und Fanatismus der Puritaner drohen deren revolutionäre Vergangenheit zu verdrängen. Geheimnisstruktur, konzentrierte Hdlg. und Bühneneffekte (Duell, Überfall, Gerichtsszene). Blankvers. Der Stoff um William Goffe wurde auch von J. F. Cooper, J. K. Paulding, N. Hawthorne u. a. bearbeitet.
Buchausg. 1826.

 

 

1824 James Fenimore Cooper:

aE The Pilot

A Tale of the Sea

R., 2 Bde.

 

Während des Unabhängigkeitskrieges tauchen am. Schiffe an der engl. Küste auf mit dem Ziel, durch Geiselnahme Prominenter die Briten zum Gefangenenaustausch zu zwingen. Ein geheimnisvoller Lotse stößt zu ihnen. Ihr Überfall auf den Sitz Colonel Howards, eines expatriierten Konservativen, missglückt, im darauffolgenden See-Scharmützel bleiben sie siegreich. Nach wechselseitigen Gefangenennahmen, Fluchtmanövern und einem verlustreichen Schiffbruch der Amerikaner bekommt der Lotse die Howards in die Hand. Die Amerikaner überstehen die letzte Seeschlacht. Die Leutnants Griffith und Barnstable heiraten H.s Nichten.
Das patriotische Thema wird hier an einer riskanten Expedition dargestellt und mit dem Führungsproblem verknüpft: nur mit gerechter und kompetenter Autorität und Selbstdisziplin ist Demokratie zu verwirklichen. Der Lotse verkörpert diese Eigenschaften als engagierter, moralisch gefestigter Held (Vorbild: der Nationalheld John Paul Jones). Kontrastierende negative Auswüchse gibt es auf beiden Seiten. Prototyp des See-R.s mit Bewährungsmotiv, intendiert als Gegenstück zu W. Scotts The Pirate (1821). Neben dem Cooperschen Einzelgänger gibt es wieder eine Reihe von Typen (der engl. Gegenspieler Christopher Dillon, der beherzte am. Matrose Long Tom Coffin).
Übss. Der Lotse anonym (1824), von M. Treu (1827), E. Mauch (1842).

 

 

1826 James Fenimore Cooper:

aE The Last of the Mohicans

A Narrative of 1757

R., 2 Bde.

 

Während des Krieges mit den Franzosen und Indianern werden Cora und Alice Munro von Major Duncan Heyward zu ihrem Vater, dem Kommandeur des britischen Fort William Henry auf Lake George, begleitet. Als ihr Führer, der Hurone Magua, sie an die Irokesen zu verraten versucht, wird dies von dem Kundschafter »Hawkeye« (= Natty Bumppo), dem Mohikanerhäuptling Chingachgook und dessen Sohn Uncas vereitelt. Munro verliert das Fort an die Franzosen. Bei der Evakuierung fallen seine Töchter, später U. in die Hände feindlicher Indianer. Heyward befreit Alice und U. aus dem Huronenlager. Magua will Cora als Squaw. U., der Cora liebt, versucht sie mit Hilfe seiner Delwaren zu befreien, beide kommen jedoch dabei um. Magua stürzt zu Tode. Während Hawkeye und Chingachgook weiter in die Wildnis ziehen, kehren die übrigen zurück.
In der Handlungsfolge der 2. der Lederstrumpf-Rr. Die Abenteuer stehen hier stärker im Vordergrund (spannende Hdlg. nach dem Muster Gefangennahme - Befreiung), hintergründige Problematik ist nur impliziert. Die Unsicherheit der Weißen im Kontrast zur überwältigenden Wildnis des Waldes und der Indianer vor deren Untergang (U. = der letzte Mohikaner; verhinderte Heirat zw. Weiß und Rot). Lederstrumpf nimmt eine Mittelstellung zw. indianisch-naturhaftem Leben und den geistig-moralischen Gaben der weißen Zivilisation ein. Er bemüht sich um Ausgleich (Unterstützung der Weißen, Freundschaft mit Mohikanern). Kontrastive Charakteristiken: die leidenschaftliche Cora/die engelhafte Alice; die heimtückischen Huronen/die heroischen Delawaren.
Bestseller: Einer der populärsten am. Rr., auch in Europa. 7 Übss., darunter Der letzte der Mohikaner von H. Döring (1826, rev. 1947), Der letzte Mohikaner von K. Federn (1909), F. Helke (1964). 6 Filme, darunter von G. Sherman (1947).

 

 

1827 James Fenimore Cooper:

aE The Prairie

R., 2 Bde.

 

Iowa und Missouri, 1804. Natty Bumppo, nunmehr über 80 und Trapper, rettet den Zug der flüchtigen Bush-Familie und deren Begleiter vor einen Indianerangriff. Der Soldat Duncan Uncas Middleton (= Enkel Duncan Heywards aus The Last of the Mohicans, 1826) stößt zu B., auf der Suche nach seiner entführten Verlobten Inez de Certavallos. Sie finden sie als Gefangene Ishamael Bushs und befreien sie. Ihre Betreuerin Ellen Wade und deren Freund, der Bienenjäger Paul Hover, kommen mit. Die Gruppe wird von den Sioux gefangengenommen, kann entfliehen, übersteht ein Präriefeuer und eine Büffel-Stampede, wird erneut von den Sioux gefangen genommen, von den Pawnees gerettet und gerät in die Hand Ishamaels, der B. eines von seinem Schwager Abiram begangenen Mordes bezichtigt. Middletons Soldaten retten sie endgültig. B. stirbt verklärt inmitten seiner weißen und roten Freunde an Altersschwäche.
Der in der Handlungsfolge letzte der 5 Lederstrumpf-Rr. ist der handlungsschwächste (Unwahrscheinlichkeiten) und thematisch komplexeste. Auf dem in den Westen verlegten Schauplatz (die neue Grenze der »Gras-See« ist in ihrer Weite noch überwältigender als die Wälder des Ostens) führt Cooper Figuren zusammen, die Stadien und Ausprägungen der am. Gesellschaft repräsentieren. Der Pawnee-Häuptling »Hartherz« verkörpert als edler Wilder die reine Natur, der verschlagene, egoistische Sioux Mahtoree deren Verfälschung. Lederstrumpf steht zw. Wildnis (Ursprünglichkeit, Freiheit) und Zivilisation (christliche Moral). Die Bushs verkörpern als selbstgerechte Squatter Materialismus und Faustrecht. Der sie begleitende Dr. Obed Battius ist die Karikatur des bornierten Naturwissenschaftlers. Das Paar Middleton-Inez repräsentiert das Ideal einer kultivierten Zivilisation. Das Paar Hover-Ellen verbindet die bei anderen isolierten Eigenschaften (Natürlichkeit, Individualismus, Ausdauer, Beherztheit, Einsicht) und reflektiert damit die Möglichkeiten der Demokratie. Der Tod B.s, symbolisch in Herbstatmosphäre, als tragischer Untergang einer »geschichtlichen«. Die für die Entwicklung der Leatherstocking-Tales charakteristische Verlagerung vom Realistischen aufs Symbolische tritt hier bereits deutlich hervor (vg. Coopers Vorwort zur Gesamtausg. von 1850).
5 Übss., darunter Die Prairie anonym (1827), von G. Friedenberg (1845, rev. 1963), Die Prärie von F. Helke (1967). Film von F. Wisbar (1948).

 

 

1828 Nathaniel Hawthorne:

aE Fanshawe

R. Anonym veröffentlicht.

 

»Harley College«, Neuengland, um 1750. Der zurückgezogen lebende Student Fanshawe rettet die junge Ellen Langton aus den Händen eines gewissenlosen Schurken, tritt sie an seinen vitaleren Rivalen Edward Walcott ab und stirbt bald darauf.
Der doppelte Konflikt von Gut und Böse (E. ehrt ihren Vater, ihr Entführer missachtet seine Mutter) und von aktivem und kontemplativem Leben (W.-F.) bestimmt die melodramatisch zugespitzte Hdlg. (Kapitalschlüsse). Allegorisierende Vergleiche mit Engel und Teufel überhöhen die Hdlg. Jugendwerk unter Einfluss von W. Scott und dem engl. Schauerroman.
Übs. in Sämtliche Werke von L. DuBois (1852).

 

 

1829 Edgar Allen Poe:

aL Al Aaraaf, Tamerlane, and Minor Poems

13 Gedichte, z. T. aus der früheren Slg. Tamerlane and Other Poems (1827).

 

Al Aaraaf (arabisch: »Mauer zw. Himmel und Hölle«): Gedichtfragment über die ideale Verkörperung der Schönheit Nesace, die vom Stern Al Aaraaf über Ligeia (= Harmonie) und die Seraphim geheimes Wissen im Universum verbreiten will. Das seraphische Liebespaar Ianthe und Angelo folgen dem Aufruf nicht und fallen. Das Wissen erreicht die Erde nur durch das Reich des Todes gebrochen. Symbolisierte neuplatonische Schönheitslehre: Ideal nur vermittelt und unvollständig auf der Erde begreifbar (Liebe und Tod als Hindernisse). Ähnlich das frühere Tamerlane, die Beichte des sterbenden Eroberers, der über seinem polit. Ehrgeiz das inspirierende Ideal seiner Jugendliebe vergessen hatte. Auch andere Gedichte der Slg. symbolisieren das Ideal der Schönheit oder beklagen, wie das einleitende Sonett To Science, dessen Bedrohung durch die moderne Wissenschaft. Versstrukturierung durch strenge Metrik (meist 4 oder 6hebig), Reim, Alliteration und Assonanz, die zu melodisch-lautmalenden Passagen führen (Korrespondenz von Laut- und Gefühlseffekt). Klangvolle Wort- und Namensprägungen, die wie die Anspielungen z. T. in Poes Fußnoten erklärt werden. Einfluss von Lord Byron und T. Moore.
Übs. in Werke, hg. von H. und A. Moeller-Bruck (1904); Gedichte, Essays von Th. Etzel (1966).

 

 

1830 George Washington Parke Custis:

aD Pocahontas Or, The Settlers of Virginia

Dr., 3. Auff. 16.1. Walnut Street Theatre, Philadelphia. Stoff geht zurück auf J. Smith, The Generall Historie of Virginia (1624).

 

Virginia, um 1608. Eine Expedition unter Captain John Smith stößt auf den Indianerstamm der Pawmunkee, die die Kolonisatoren hassen und vernichten wollen. Die Häuptlingstochter Pocahontas rettet S. zweimal das Leben und heiratet einen der Siedler.
Die Verbindung von P. mit einem Engländer wird Ausgangspunkt des »großen und glorreichen am. Reiches«: zentral die idyllische Verklärung der Kolonisation (weibliche Ureinwohner - männliche Kolonisatoren). Dramatische Höhepunkte: Überfall, Flucht, Verurteilung. Prosa. Der Stoff wurde zum festen Bestandteil der am. Geschichtsmythologie (J. Davis, J. Barker, R. D. Owen, J. E. Cooke, H. Crane, J. Barth.)
Die Parodie Po-ca-hon-tas! or, Ye Gentle Savage (1855) von John Brougham legt die wahren kolonialen Interessen offen.

 

 

1831 James Kirke Paulding:

aE The Dutchman’s Fireside

R.

 

Holländische Siedlung am Hudson, frühes 18. Jh. Der gebildete Sybrandt Westbrook verliebt sich in Catalina Vancour, verzagt und begibt sich auf einen gefährlichen Jagdausflug, der sein Selbstbewusstsein stärkt. Zurückgekehrt rettet er C. aus den Händen eines Indianers. C. muss nach New York, wo sie als umschwärmte Schöne S. erneut entrückt erscheint. Er nimmt am Krieg gegen die Franzosen und Indianer teil, bewährt sich, wird schwer verwundet und kehrt - totgeglaubt - zurück. S. und C. heiraten.
Die Hdlg. dient der Demonstration von Common Sense, Einfachheit, Charakterstärke, Toleranz, der Bewährung durch beherztes Handeln, vertreten durch S. und seine Entwicklung. Als positive Orientierungsfigur ist ihm der befreundete Sir William Johnson zugeordnet, als Kontrastfiguren sind ihm die beiden britischen Verehrer C.s gegenübergestellt. Paulding, der eine Vielzahl literarischer Gattungen erprobte (satirische Skizze, Epos, Dr., Erzählungen, Essay) war am erfolgreichsten in der Erzählprosa, wobei er der erklärten Intention nachgehen konnte, sich auf eine »Nationalliteratur« (ausschließlich Verwendung heimischer Schauplätze) und realistisches Erzählen mit natürlicher Geschehensmotivation (»rational fictions« zu konzentrieren.
Übs. Des Holländers Herd anonym (1838).

 

 

1831 Edgar Allan Poe:

aL Poems

12 Gedichte. Entst. seit 1827, z. T. aus der Slg. Al Aaraaf (1829).

 

»Ein Gedicht hat meiner Meinung nach im Gegensatz zu einem wissenschaftlichen Werk Vergnügen, nicht Wahrheit zum unmittelbaren Ziel ... Musik, wenn sie mit einer angenehmen Idee kombiniert wird, ist Poesie.« (Preface). Diese in Absetzung von W. Wordsworth getroffenen Bestimmungen werden exemplifiziert in To Helen und Song (das Idealschöne verkörpert in einer Frau), Israfel und Fairyland (Gegensatz von poetischem Ideal und Realität), The Valley of Nis und The City in the Sea (die Welt nach dem Verlust des Ideals). Durchweg musikalische Konstruktion von Vers und Reim. Symbolistisches Verfahren (Suggestivität durch Unterdrückung der Erklärung).
Übs. in Werke, hg. von H. und A. Moeller-Bruck (1904); Gedichte, Essays von Th. Etzel (1966).

 

 

1832 John Pendleton Kennedy:

aE Swallow Barn Or, A Sojourn in the Old Dominion

R. aus 49 locker gereihten Skizzen.

 

Virginia, 1829. Um seine Vorurteile gegen den Süden abzubauen, besucht Mark Littleton Verwandte auf der Plantage Swallow Barn. Ein Rechtsstreit und ein Liebeshandel zw. Nachbarn bilden den Rahmen für Skizzen vom »Landleben in Virginia«: feudale Klassenstruktur, Schule, Feste, Falkenjagd, Kreisgericht, Pferde, Sklaven. Idyllisch verklärende Darstellung des alten Südens und Plädoyer für eine allmähliche Reform der Sklaverei ohne Einmischung des Nordens. Einfluss von W. Irving.
Rev. Ausg. (1851).

 

 

1833 Mother Goose’s Melodies

aL Slg. von Kinderversen. Auf früheren engl. und am. Versionen basierend, wurde das Buch in dieser Form bes. populär. Mit Holzschnitten.

 

Die Slg. enthält Verse über Tiere (Baa, baa, black sheep, Little Robin Redbreast) und Essen (Sing a Song of sixpence), Reigenlieder (London Bridge), Abzählverse (Hiccory, diccory, dock), phantastische Erzählgedichte (There was an old woman, she lived in a shoe), Witziges (Three wise men of Gotham) und Obskures (Mary Mary quite contrary) in den für dieses Genre typischen volksläufigen Formen. Ein Klassiker der am. Kinderliteratur.

 

 

1833 Black Hawk:

a Life of Ma-Ka-Tai-Me-She-Kia-Kiak, or Black Hawk

Autobiogr. des Indianerhäuptlings »Schwarzer Falke«, von dem Mestizen und Dolmetscher Antoine LeClaire nach Diktat und unter Mitarbeit des Verlegers John B. Patterson aufgezeichnet.

 

Der Häuptling der Algonkinstämme Sauk und Fox (am oberen Missisippi) beschreibt seine Jugend als Krieger, die seinem Volk durch die Weißen aufgezwungenen Landabtretungen (Vertrag von 1804, Besiedlung 1828) und den langen Kampf gegen die Siedler und die am. Armee durch Teilnahme am Krieg der Briten (1812) und den eigenen Feldzug (1832), der in der blutigen Vertreibung der Sauks und seiner eigenen Gefangennahme endete.
Beredte Apologie des indianischen Widerstands gegen die Ausrottungspolitik. Während Black Hawk eine Selbstdarstellung gab, sind andere hist. Indianerhäuptlinge wie Canonchet, Pontiac, Tecumseh und Sitting Bull vornehmlich durch literarische Darstellungen weißer Autoren bekannter geworden.
Die Authentizität der Autobiogr. wurde früh angezweifelt. Erweiterte »Version« Pattersons (1882).

 

 

1834 David Crockett:

aE A Narrative of the Life of David Crockett, of the State of Tennessee

Autobiogr., vielleicht auch von einem Ghostwriter verfasst.

 

David Crockett (1786-1836) beschreibt seine harte Jugend in Tennessee, sein unstetes Leben als Jäger, die Teilnahme am Feldzug gegen die Creek-Indianer, seine Karriere als Kongress-Abgeordneter. Typischer Erzählstil des Grenzer-Milieus: lockeres Fabulieren, prahlerische Selbstcharakteristik, übertriebene Abenteuer, burleske Komik, sprichwortnah kernige Sprache. Schon zu Lebzeiten als Held der »Grenze« eine legendäre Figur (deftiges Naturell, bodenständige Schläue, Pioniergeist, Exzentrizität, Waschbärenkappe), regte er zahlreiche Werke im Bereich des folkloristischen Mythos an: 50 Crockett Almanacs (1835-56), die auch ähnliche Figuren wie Mike Fink, Daniel Boone, Kit Carson miteinbezogen; Balladen, Stücke, Geschichten usw.

 

 

1834-74 George Bancroft:

a A History of the United States

From the Discovery of the American Continent to the Present Time

Geschichtswerk, 10 Bde.

 

Eine Geschichte Amerikas mit Schwerpunkt auf dem Kampf um Unabhängigkeit. Die Bemühung um Faktentreue durch Quellenstudium (Detailfülle) verbindet sich mit dem demokratisch-patriotischen Engagement des Jackson-Anhängers. Die Beschwörung der hist. Größe der Vereinigten Staaten (Verwirklichtung abendländischer Freiheits- und Humanitätsideen) wie auch der rhetorisch überhöhte Stil und die literaturnahe Darstellung (epische Breite, heroische Dramatisierung, lyrische Passagen) verschafften dem Werk in konfliktreicher Zeit unmittelbare und nachhaltige Wirkung.
Kurzfassung, 6 Bde. (1876), rev. (1883-85). Geschichte der Vereinigten Staaten von Nordamerika von A. Kretzschmar und A. Bartels (1845-75).

 

 

1835 William Gilmore Simms:

aE The Yemassee. A Romance of Carolina

R. nach hist. Vorfällen.

 

South Carolina, April 1715. 1-25. Die Yemassee-Indianer unter Häuptling Sanutee annullieren den Friedensvertrag mit den landgierigen weißen Siedlern und rebellieren mit Unterstützung des spanischen Agenten Richard Chorley. 26-52. Unter der Führung von Gabriel Harrison (in Wirklichkeit der beauftragte Gouverneur Craven) verteidigen sich die Siedler und erreichen schließlich die endgültige Niederlage der Indianer Nebenhdlgg. um S.s verräterischen Sohn Occonestoga und Hugh Grayson, der mit H. um die schöne Pfarrerstochter Bess Matthews rivalisiert.
Hist. R. über die Besiedlung Carolinas und die Vernichtung der Ureinwohner. Versuch einer unparteiischen Darstellung mit realistischer Schilderung der Indianer. Konservativ-hierarchisches Gesellschaftsbild (treue Sklaven, aristokratische Helden, unzivilisierte Wilde). Konventionen der Abenteuerhdlg.: Gefangennahme und Flucht, Marterpfahl, Belagerung des Forts usw. Auktorialer Erzähler, der kommentiert und die verschiedenen Erzählstränge verbindet. 1. einer langen Reihe von hist. Rr. der Grenze und des Unabhängigkeitskrieges. Versuch eines Nationalepos. Einfluss von J.F. Cooper.
Übs. Der Yemassee-Indianer von M.B. Lindau (1847). Rev. Ausg. (1866).

 

 

1837 Ralph Waldo Emerson:

a The American Scholar

Vortrag, gehalten am 31.8. im Harvard College und im gleichen Jahr veröffentlicht.

 

Der Wissenschaftler als der Inbegriff des »denkenden Menschen« muss die alltägliche Natur beobachten und überlieferungswerte Bücher studieren, aber auch praktisch tätig werden. Er hat vor allem die Pflicht, aus einem umfassenden Selbstvertrauen heraus (Schlüsselwort »self-trust«) intuitiv, kreativ und autonom zu denken und so eine ideale Individualität zu entwickeln. Aufruf zur Eigenständigkeit gegenüber institutionellen Konventionen. Unmittelbarer und nachhaltiger Erfolg als »intellektuelle Unabhängigkeitserklärung« gegenüber der europäischen Tradition.
Mit Nature (1836) u.a. Vorträgen wiederabgedruckt in der Slg. Nature, Adresse and Lecturres (1849). Auswahl-Übs. der Vorträge und Essays: Die Sonne segnet die Welt von M. Kühn (1907).

 

 

1837 Nathaniel Hawthorne:

aE Twice-Told Tales

18 Skizzen und Erzählungen. Entst. 1830-37, z.T für eine Slg. Provincial Tales, die keinen Verleger fand. Vorabdrucke in The Token, New England Magazine.

 

Im Mittelpunkt der Slg. steht das puritanische Erbe Neuenglands: einerseits die Rebellion gegen die engl. Kolonialherrschaft (Endicott and the Red Cross), eindrucksvoll verkörpert im Königsmörder William Goffe (The Gray Champion), andererseits deren fanatische Intoleranz (in The Maypole of Merry Mount zerstören Puritaner den Maibaum und unterbinden das volkstümliche Maifest; in The Minister’s Black Veil isoliert sich ein schuldbesessener Priester von seiner Gemeinde; in The Gentle Boy muss ein Kind die Puritaner zu Sanftheit bekehren). Andere Geschichten versinnbildlichen menschliche Torheiten (die Eitelkeit einer Frau in The Wedding Knell, ein Jugendelixier in Dr. Heidegger’s Experiment, spekulative Schatzsuche in Peter Goldthwaite’s Treasure) oder analysieren psychologische Ausnahmezustände (in Wakefield isoliert sich ein Mann für 20 Jahre von seiner Ehefrau und allen gesellschaftlichen Bindungen). Weiter beschreibende Skizzen aus dem Alltag von Salem, Mass.
Wie der Titel der Slg. bereits andeutet, gehen fast alle Geschichten auf mündliche oder schriftliche Vorlagen zurück (und erschienen bereits in Vorabdrucken). Die entsprechenden Konventionen sind Legende, Parabel, geschichtliche oder aktuelle Anekdote. Anders als in den späteren Rr. wird die Hdlg. allegorisch ausgelegt und in eine abstrakte Moral überführt (z. B. The Wedding Knell). Andere Erzählungen lösen die unterliegende Bedeutung in die Vieldeutigkeit unterschiedlicher Meinungen auf (The Minister’s Black Veil, The Great Carbuncle) oder schaffen durch ambivalente Erzählerhaltung Mehrdeutigkeit (The Maypole of Merry Mount). Symbolisches Erzählen mit Betonen der unrealistischen oder übernatürlichen Elemente. Vorliebe für sinnbildliche Tableaus und detaillierte psychologische Analyse. Einfluss von W. Irving.
Geringe Verbreitung trotz positiver Rezensionen von H. W. Longfellow und E. A. Poe. Die 2. Ausg. von 1842 erweitert auf 39 Skizzen und Geschichten, darunter Legends of the Province House (zur am. Revolution und deren Entstehung) und weitere Parabeln menschlicher Torheit. In dem neuen Vorwort beklagt Hawthorne sich über seine Isolierung vom Publikum und diskutiert in diesem Zusammenhang die allegorischen Tendenzen seiner Prosa. Übs. Zweimal erzählte Geschichten von L. Dubois (1852).

 

 

1837 Robert Montgomery Bird:

aE Nick of thc Woods Or, The Jibbenainosay

R., 2 Bde.

 

Kentucky, 1782. Roland Forrester und seine ums Erbe gebrachte Kusine Edith haben Virginia verlassen, um gemeinsam neu anzufangen, werden aber auf Veranlassung des gehässigen Anwalts Braxley in der Wildnis von Indianern überfallen und brutal drangsaliert. Der berühmte George Rogers Clarke kommt ihnen zuhilfe. Titelfigur ist der scheinbar kampfesscheue Quäker Nathan Slaughter, der sich aber als jener unheimliche Rächer erwcist, der erbarmungslos Rothäute umbringt, bis er in einem Shawnee-Häuptling den Schuldigen am Tod seiner Familie gefunden hat.
Versuch einer realistischeren Zeichnung des Grenzermilieus (blutrünstige Indianer, rachedurstige Siedler neben sich bewährenden Kämpfern) und Entwurf einer psychologischen Studie (gespaltene Persönlichkeit, krankhafte Verhaltensextreme) anhand einer sensationellen Hdlg., mit Nathan als »Wald-Teufel« (= engl./indianischer Beiname im Titel/Untertitel).
Populärer R. Rev. Ausg. (1853) mit Vorwort, das sich explizit gegen j. F. Coopers Bild vom edlen Wilden wendet. Insgesamt 24 Ausgg. im 19.jh. Das von dem R. geprägte negative Indianerbild wirkte - bes. in den Dime Novels - nach. 4 Dramatisierungen, darunter von L. H. Medina (1838). Übss. Die Gefahren der Wildnis von E. Hoffmann (1847)und Der Waldteufel von G. Hoecker (1881).

 

 

1838 James Fenimore Cooper:

a The American Democrat Or, Hints on the Social and Civic Relations of the United States

Polit. Schrift.

 

Cooper, aus Europa zurückgekehrt, setzt sich kritisch mit der Entwicklung der am. Demokratie auseinander. Er bejaht die republikanischen Prinzipien der Gründerväter, sieht diese aber in einem zeitgenössischen Trend zur Diktatur der Masse und des Geldes gefährdet. Konservative Betonung naturgemäßer Individualität und einer auf Grundbesitz und Bildung basierenden Führungselite. Kontrastierung von Theorie und Praxis. Verbindung von analytischer Argumentation und polemischem Engagement.

 

 

1838 Edgar Allan Poe:

aE The Narrative of Arthur Gordon Pym, of Nantucket

R. Frei basierend auf B. Morell, Narrative of Four Voyages to the South Seas and Pacific (1832). Vorabdruck in Southern Literary Messenger.

 

Atlantik, Antarktis, 1827/28. 1-13. Der 17jährige Arthur Gordon Pym versteckt sich mit Hilfe seines Freundes Augustus Barnard auf dem Walfänger Grampus, um Seeabenteuer zu erleben. Eine Kette grauenvoller Erlebnisse beginnt: Meuterei, Eingeschlossensein, Mord, Sturm, Überleben auf dem Wrack durch Verzehren eines Kameraden, Tod von B. und schließlich Errettung durch ein Schiff. 14-25. Die Jane Guy nimmt A. und einen weiteren Überlebenden, Dirk Peters, auf eine Erkundungsreise in die Antarktis mit, wo auf einer bisher unentdeckten Insel fast die gesamte Mannschaft von schwarzen Eingeborenen ermordet wird. Nur A. und D. entkommen in einem Boot, treiben weiter polwärts, wo ihnen schließlich eine überlebensgroße weiße Gestalt erscheint. Ein Nachwort deutet die geheimnisvollen Zeichen, die sich gegen Schluss des R.s häufen (Insel = »schwarz sein«, Süden = »weiß sein«).
Der wunderbare Reisebericht symbolisiert auch eine innere Entdeckungsreise durch »schreckliche Momente des Leidens und Verzweifelns«. Nach dem Ablegen zivilisierter Verhaltensweisen (1-13) ist A. bereit, sich dem unversöhnlichen Gegensatz zw. Schwarz und Weiß auszusetzen (14-25). Dokumentarische Verfahren (Orts- und Zeitangaben, Herausgeberfiktion) durchsetzt mit mystifizierenden Details (Hieroglyphen, Fehlen der letzten Kapp.), die zum Schluss auch nicht mehr rational aufgeklärt werden. Wiederholtes Handlungsschema von Tod (Begrabenwerden) und Wiedergeburt (Schlüsselwort »deliverance«). Sich naiv stellender Ich-Erzähler. Reihung von schrecken- oder neugiererregenden Episoden (Theorie des multiplen Effektes bei erzählerischen Langformen). Vorbilder Robinson Crusoe (1719) und Gulliver’s Travels (1726). Angeregt durch das zeitgenössische Interesse an der Südpolerforschung.
Übss. Seltsame Seeabenteuer Artbur Gordon Pym’s von A. v. Winterfeld (1883); Umständlicher Bericht des Arthur Gordon Pym von Nantucket von A. Schmidt (1967).

 

 

1839 Edgar Allan Poe:

aE Tales of the Grotesque and Arabesque

25 Erzählungen, 2 Bde. Datiert 1840. Entst. 1832-39. Einzelnes bereits in Saturday Courier, Saturday Visitor, Southern Literary Messenger u. a. Mehrere der Geschichten zunächst für eine Slg. Tales of the Folio Club geplant, für die Poe jedoch keinen Verleger fand.

 

In Ligeia bestimmt Poe als den wahren Charakter der Arabesken, dass sie »wechselhaft im Aspekt« sich nur erschließen, »wenn sie von einer einzigen Perspektive betrachtet werden«. Diese Perspektive eröffnet hinter den zugespitzten Handlungskonstruktionen, die durch die Mobilisierung verschiedener Ängste (des Fallens, Eingeschlossenseins, Erstickens, Verfolgtwerdens) auf einen einheitlichen Effekt des Grauens abzielen, symbolisch verschlüsselte Bedeutungen. Der Schrecken um Tod und dämonische Wiederkehr einer geliebten Frau in Ligeia, Berenice, Morella symbolisiert in verschiedenen Formen das Unvermögen der Erzähler, das einmal visionär geschaute und dann verlorene Ideal in die Wirklichkeit umzusetzen. Hinter der Verfolgung durch einen Doppelgänger in William Wilson steht die Thematik zweier widerstrebender Seelenkräfte. Das Schauerschloß in The Fall of the House of Usher symbolisiert den verfallenden Geist der Ushers, in dem künstlerischer Intellekt (Roderick) das Gefühl (Madeline) verdrängt. The Assignation verschlüsselt ein ähnliches künstlerisches Problem. Ms. Found in a Bottle berichtet vom Untergang in einem Strudel am Südpol (Problem der Erkenntnis). Andere Geschichten spielen als literarische Täuschung mit dem Wirklichkeitssinn der Leser (Mondfahrt in The Unparalled Adventure of One Hans Pfaall) oder gestehen offen ihren symbolischen Charakter ein (Shadow und The Conversation of Eiros and Charmion, beides Parabeln der Verdrängung).
Die Grotesken in der Tradition von L. Tieck (Mystification) mechanisieren die symbolischen Verfahren und psychologischen Effekte der Arabesken. The Man Who Was Used Up parodiert die Symboltechnik von Ligeia anhand der Demontage eines Kriegsveteranen. How to write a Blackwood Article analysiert satirisch die »sensationelle« Erzählung (im Sinne von minuziöser Wiedergabe extremer Sinneswahrnehmungen) im Blackwood Magazine und liefert mit A Predicament und Loss of Breath dafür parodistische Beispiele. Grotesken und Arabesken sind als kontrastive Einheit geplant (Preface und Anordnung der Geschichten). Häufige Technik ist der unzuverlässige Erzähler (irre vor Kummer oder voller Wahnvorstellungen), der die Realität der Hdlg. oft fragwürdig werden lässt. Äußerste Reduktion und Konzentration der sprachlichen Mittel (Vorverweise, Leitmotive, Andeutungen, Schlüsselwörter), die in den Effekt der Schlusspointe münden. Oft Wiedergabe der psychischen Prozesse des Erzählers: Umschreibung, rhetorische Ausweitung oder pedantische Beschreibung. Wortspiele und doppeldeutige Kürze. Poe problematisiert hier die neuplatonische Theorie vom Idealschönen, die seine Jugendlyrik beherrschte, und begründet die Konventionen der modemen Kurzgeschichte. Einflüsse von Ch. B. Brown und R. W. Emerson.
Die Auflage von 500 Exemplaren blieb zu Poes Lebzeiten unerschöpft. Übss. in Gesammelte Werke, hg. F. Blei (1904); Werke von A. Schmidt (1967).

 

 

1839 Henry Wadsworth Longfellow:

aL Voices of the Night

30 Gedichte, zuvor erschienen im Knickerbocker Magazine u.a.

 

Longfellows 1. Lyrik-Slg. enthält 3 Gruppen von Gedichten: Gedichte zum Titel-Thema (Hymn to the Night, A Psalm of Life); eine Auswahl früherer Gedichte (The Spirit of Poetry); Übss. (spanische Lyrik des 15.-16. Jh., deutsche Lyrik des 18.-19. Jh., Dante).
Charakteristisch für Longfellows Lyrik sind die Tendenz zur Erbauung und Unterhaltung, die entsprechenden sentimentalen und melodramatischen Effekte, das Bemühen um Einfachheit und flüssige Darstellung, die Formulierung einprägsamer Zeilen. Formal kennzeichnend ist die Variationsbreite konventioneller Metrik (verschiedene Gedichtformen wie Hymne, Psalm, Ode; Strophenformen und Versmaße). Einfluss der deutschen Rornantik.
Unmittelbarer, populärer Erfolg. Übs. in Sämtliche poetiscbe Werke von H. Simon (1883).

 

 

1839 Jones Very:

aL Essays and Poems

65 Gedichte und 3 Essays. Einzelnes zuvor im Western Messenger. Auswahl zusammen mit R.W. Emerson getroffen.

 

Enthält neben den Essays über das Epos, W. Shakespeare, Hamlet, mystische Gedichte in der Tradition der Metaphysical Poets, die Verys Glauben an die Allgegenwart Gottes in der Natur und die totale eigene Unterwerfung unter den Willen Gottes zum Ausdruck bringen (The New Birth, The Trees of Life). Starke formale Durchgestaltung. Charakteristischer Gedichttyp: Shakespeare-Sonett mit sechshebigem Schlussvers.
Das einzige Buch, das Very, der für geistesgestört erklärt wurde, zu Lebzeiten veröffentlichte. Vollständige Ausg. der Essays and Poems, hg. J. F. Clarke, mit etwa 600 Gedichten postum (1886).

 

 

1840 James Fenimore Cooper:

aE The Pathfinder Or, The Inland Sea

R., 2 Bde.

 

Britisches Fort bei Oswego, Lake Ontario, 1759- Mabel Dunham, die Tocher eines Feldwebels, wird von dem »Pfadfinder« (Natty Bumppo) vor mancherlei Gefahren gerettet (Irokesenüberfälle, Nachstellungen des intriganten Leutnant Muirs und anderer). Der Vater möchte sie mit B. verheiraten, B. jedoch überlässt sie Jasper Western, der ihre Liebe gewonnen hat und für ein seßhaftes Leben geeigneter ist.
In der Handlungsfolge der 3. der Lederstrumpf-Rr.: Cooper greift, nach vorwiegend gegenwartsbezogen-didaktischen Schriften, wieder auf seinen hist. Zyklus zurück. Er kombiniert den Indianer-R. mit seiner anderen Neuschöpfung, dem See-R. (vgl. Untertitel: Binnenmeerabenteuer). Die Handlungsmomente stehen wieder im Vordergrund, doch zugleich demonstrieren die Figuren Coopers Vorstellungen von einer stabilen gesellschaftlichen Ordnung. Stand, Veranlagung, Fähigkeit assoziieren B. mit dem unberührten Wald, die anderen mit der vorrückenden Zivilisation (Armee, Ehe usw.). Verhaltensweisen werden ähnlich gruppenspezifisch beurteilt: das Skalpieren als einträglicher Sport der Weißen im Gegensatz zur rituellen Funktion bei den Indianern.
4 Übss. Der Pfadfinder, darunter anonym (1840) und von F. Helke (1967). Film von S. Salkow (1952).

 

 

1840 Richard Henry Dana:

aE Two Years Before the Mast

A Personal Narrative of Life at Sea

Autobiogr. Reisebericht. Entst. 1834-40. Anonym veröffentlicht.

 

1-8. Aus Gesundheitsgründen heuert der junge Harvardstudent Richard Dana 1834 als Seemann auf der »Brigg Pilgrim« an und segelt mit ihr um Kap Horn nach Kalifornien. 9-27. Handel mit Mexikanern und Arbeit als Gerber in Kalifornien (San Diego, Monterey, Santa Barbara). 28-37. Auf der »Alert« kehrt D. 1836 nach Boston zurück.
Doppelte Absicht, den romantischen Seeabenteuern im Stile von J. F. Cooper eine realistische Beschreibung des Seelebens entgegenzustellen und die Unterdrückung, Verpflegung und Arbeitsbedingungen der Seeleute aus ihrer Perspektive heraus zu kritisieren (vor dem Mast befinden sich die unzumutbaren Quartiere der Mannschaft). Daher exakte Beschreibung der alltäglichen Arbeit und Disziplinierung an Bord (Höhepunkt: Auspeitschung) in Form eines erweiterten Tagebuchs. Erfolg des Buches löste Reformbewegungen in den USA aus.
Spätere Auflagen tilgten das kritische letzte Kap. Ab 1869 mit nostalgischem Nachwort »Twenty-Four Years After«. Übs. Zwei Jahre vor’m Mast von W. Heus (1933).

 

 

1841 James Fenimore Cooper:

aE The Deerslayer Or, The First Warpath

R., 2 Bde.

 

1740. In einer Pfahlbau-Feste auf dem Otsego-See lebt während des Krieges gegen die Franzosen und Indianer der Ex-Pirat und Trapper Tom Hutter mit der schönen Judith und der einfältigen Hetty, seinen beiden »Töchtern« (die sich später als geraubte Adelige erweisen). 2 Grenzer, der grobe Holzfäller Hurry March und der junge »Wildtöter« (Natty Bumppo), helfen Hutter gegen die Irokesen. Der Mohikanerhäuptling Chingachgook stößt zu seinem Freund B. Als sie Ch.s Braut Hist aus den Händen der Irokesen befreien, wird B. gefangengenommen. Der Skalpjäger Hutter wird selbst lebendig skalpiert. J., die sich in B. verliebt hat, Ch. und die Briten retten B. vor dem Marterpfahl. Hetty kommt um. J. verschwindet. Später erfährt B., dass sie einen britischen Offizier geheiratet hat.
Der Handlungsfolge nach der 1., der Veröffentlichung nach der letzte der Lederstrumpf-Rr., macht die repräsentative Funktion der Hauptfigur und die Konsequenzen der am. Kolonisation bes. deutlich. Die vorzivilisatorische Natur ist hier noch dominant als Paradies und Wildnis. B. verbindet religiöse Naturverehrung, die christliche Moral der Mährischen Brüder und die Anerkennung der Gesetze der Wildnis. Er erlebt seine Initiation vom reinen Jäger zum Krieger (vgl. Untertitel): er bewährt sich im fairen Zweikampf mit einem Indianer, tötet im Gegensatz zu den weißen Skalpjägern nur aus Notwehr. B. und Hetty verkörpern Formen der Unschuld, die mit unchristlichen Realitäten kontrastieren und sich nur in Selbstbeschränkung bzw. Beschränktheit bewähren können. Hurry und Hutter rangieren als geschäftige Materialisten unter den unchristlichen Indianern, die romantisiert dargestellt werden.
Dramatisierung anonym (1841). 5 Übss., darunter Der Hirschtöter von O. v. Czarnowski (1841), Der Wildtöter von G. Pfizer (1842), F. Helke (1964).

 

 

1841 Ralph Waldo Emerson:

a Essays: First Series

12 Essays, größtenteils aus Tagebuchnotizen und Vorträgen hervorgegangen.

 

Themenkomplexe sind Fragen grundsätzlich-philosophischer Natur (History, Compensation, Spiritual Laws, The Over-Soul, Circles, Intellect), Aspekte des individuellen und sozialen Lebens (Love, Friendship, Prudence, Self-Reliance, Heroism) und der Kunst (Art). Thematisch und stilistisch der Schrift Nature (1836) folgend baut Emerson seine transzendentalistische Weltanschauung weiter aus. The Over-Soul beschreibt die All-Seele als die transzendentale Einheit, die alle partikularen Erscheinungen des menschlichen Lebens umfaßt und sich in ihnen manifestiert, und als Dimension des universell Wahren, Schönen, Guten. Compensation entwickelt die optmistische Dualismus-These, dass alles Schlechte sein gutes Gegenstück hat. Self-Reliance wendet sich gegen Konformismus und Beständigkeit und fordert auf zum Selbstvertrauen einer Individualität, die auf Intuition, Originalität und Flexibilität basiert und die Lebensweise des einzelnen ebenso wie die am. Gesellschaft, Politik und Kultur revolutioniert. Einfluss indischer Philosophie.
Als weitere Slg. folgte Essays: Second Series (1844). 4 Übss., darunter Versuche von G. Fabricius (1858) und Essays, 1. Folge von W. Schölermann (1902).

 

 

1841 Henry Wadsworth Longfellow:

aL Ballads and Other Poems

16 Balladen und Gedichte, vorher z.T. im Knickerbocker Magazine erschienen.

 

Die Slg. enthält neben Balladen (The Skeleton in Armor, The Wreck of the Hesperus) eine Mischung von idealisierenden Typenporträts (The Village Blacksmith, Excelsior), Stimmungsbildern (The Rainy Day), religiösen Motiven (Gods-Acre) usw. Ähnlich erfolgreich wie schon Voices of the Nigbt (1839). Die Gedichte wurden, nicht zuletzt als Schullektüre, zu einem nationalen Zitaten-Reservoir.
Übs. Balladen und Lieder von A. R. Nielo (1857) und in Sämtliche poetische Werke von H. Simon (1883).

 

 

1844 Ralph Waldo Emerson:

a Essays: Second Series

9 Essays, aus Vorträgen hervorgegangen.

 

Thematisch dominant wie in den Essays: First Series (1841), doch mit stärkerer Betonung der Praxis: prinzipielle, philosophische Fragen (Experience, Nature), moralische, soziale Fragen (Character, Manners, Gifts, Politics), kulturelle Aspekte (The Poet); teils als Stellungnahmen zu aktuellen Streitfragen (Nominalist and Realist, New England Reformers). In Politics betont er die Rechte des Individuums gegenüber dem Staat, die Funktionalität und Veränderbarkeit der staatlichen Institutionen und kennzeichnet die Demokratie als relativ beste Staatsform. The Poet definiert den Dichter als »seer« und »sayer«, der mit universeller Erfahrung, Inspiration, Sprachkreativität und Symbolik Transzendentales und Außergewöhnliches - »wovon andere träumen« - zum Ausdruck bringt und damit eine emanzipatorische Wirkung ausübt.
Beide Essay-Slgg. hatten großen Einfluss auf das am. Denken, von H. D. Thoreau bis zur Gegenwart (z. B. Beat-Generation). 4 Übss., darunter Versuche von .von G. Fabricius (1858) und Essays. 2. Reihe von W.Mießner (1904).

 

 

1845 James Fenimore Cooper:

aE Satanstoe

R., 2Bde. Angeregt durch den »Anti-Rent War« (seit 1839).

 

Nördlich New York, Mitte des 18. Jh. Corny (= Cornelius) Littlepage wächst als Gentleman engl. Abkunft auf dem Familienbesitz Satanstoe auf . Mit dem Holländer Dirck Follock und dem Yankee Jason Newcome besucht er New York, wo er sich in Anneke Mordaunt verliebt, und geht dann nach Albany, um neu erworbene Latifundien zu besiedeln. Der Krieg mit den Franzosen und den Indianern unterbricht die Arbeit und bringt manche gefährliche Abenteuer. Doch schließlich können C. und A. heiraten.
Als 1. Teil einer großangelegten Familienchronik vor hist. Hintergrund rückt der R. die Bewährung C.s als charakterfesten, klugen und verantwortungsbewussten Großgrundbesitzers ins Zentrum und bringt ihn mit einer Reihe von kolonialen Typen in Berührung (gemütliche Holländer, scheinheilig-gewinnsüchtige Neuengländer, urbane New Yorker, kämpfende Soldaten und Indianer, schutzbedürftige Siedler usw.).
Die folgenden Teile der Trilogie The Littlepage Manuscripts schildern die Auseinandersetzung von C.s Nachkommen mit gesetzlosen Squatters (The Chainbearer, 1845) und die zeitgenössische Rebellion der Pachtfarmer gegen das Erbprinzip des Großgrundbesitzes (The Redskins, 1846). Während Satanstoe zu Coopers besten Rr. zählt, werden die der Gegenwart näher rückenden Teile durch die aufdringliche konservative Polemik beeinträchtigt ( The American Democrat, 1838). Übss. der Trilogie: Satanszehe, Der Kettenträger, Ravensnest von 0. v. Czarnowski (1846) und Ravensnest. Die Erinnerungen der Familie Littlepage von R. Beissel (1963).

 

 

1845 Edgar Allan Poe:

aE Tales

12 Erzählungen, hg. von E. A. Duykinck. Entst. 1835-45. Einzelnes in Graham’s Magazine, The Gift, Burton’s, Gentleman’s Magazine, Southern Literary Messenger.

 

Die Slg.vereinigt einige der bekanntesten Erzählungen von Poe. Die Gruppe der Detektivgeschichten (The Murders in tbe Rue Morgue, The Mystery of Marie Roget, The Purloined Letter) begründen z.T. in Anlehnung an zeitgenössische Zeitungsberichte die Konventionen des modernen Kriminalr.s: Auf den Mord oder die geheimnisvolle Tat folgen Spurensicherung, rationale Induktion und Deduktion, die zur Lösung des Falles durch den Detektiv (hier Dupin) führen. Der Detektiv ist ein Einzelgänger im Gegensatz zur Polizei. Ein weiteres Beispiel für das konsequente Schlussfolgern ist das Brechen einer Geheimschrift, die zu einem Schatz führt, in The Gold-Bug. Ein Gegenstück bildet The Man of the Crowd, dessen Titelfigur dem Erzähler ein unlösbares Geheimnis aufgibt. Andere Seelenkräfte des Lesers sprechen an: The Black Cat (die eingemauerte Katze verkörpert das Gewissen eines Mörders), A Descent into tbe Maelström (Schrecken eines Meeresstrudels), The Colloquy of Monos and Una (philosophische Reflektion über Einheit und Vielfalt) oder Lionizing (Humor um eine Nase). Äußerste Konzentration der Effekte. Kürze und Zuspitzung der Hdlg. Einfluss auf A. C. Doyle.
Spätere und ungesammelte Erzählungen postum in The Works, hg. R. W. Griswold (1850). Die bekanntesten darunter: The Masque of the Red Death (allegorischer Todestanz angesichts der Pest), The Tell-Tale Heart (ein Mörder glaubt das Herz seines Opfers schlagen zu hören), The Cask of Amontillado (Rache durch lebendige Einmauerung des Gegners), Hop-Frog (symbolische Abrechnung des Künstlers mit seiner Gesellschaft durch Verbrennung seiner Herren) und-The Pit and the Pendulum (Folterqualen eines Inquisitionsgefangenen). Der am. Detektivr. von J. Futrelle, A. B. Reeve, E. D. Bigger, S. S Van Dine bis zu E. Queen, R. Stout, E. S. Gardner und E. McBain folgt weitgehend den von Poe gesetzten Konventionen. Übss. in Gesammelte Werke hg. F. Blei (1904); Werke von A. Schmidt (1967). Zahlreiche Verfilmungen von R. Corman.

 

 

1845 Edgar Allan Poe:

aL The Raven and Other Poems

30 Gedichte. Entst. seit 1827. Teile aus früheren Slgg.

 

Im Vordergrund steht The Raven, das vor allem durch seine musikalische Struktur Aufsehen erregte (Refrain »Nevermore«, der mit dem b der Strophenstruktur abcbbb reimt und komplexe Klangspiele um die Grundtöne »o« und »r« erlaubt). Die schmerzvolle Einsicht in den endgültigen Verlust einer schönen Frau wird symbolisiert in dem nächtlichen Besuch eines Raben. Poe erläutert die Konstruktion des Gedichtes in The Philosophy of Composition (1846). The Sleeper lässt eine schöne Frau im Tode Frieden finden. The Conqueror Worm und The Haunted Palace symbolisieren Tod und Wahnsinn. Weiter: Scenes from Politian, Fragmente einer Blankverstr., die einem berühmten am. Mord- und Selbstmordfall (1824) ein römisches Gewand gibt. Symbolische Landschaften in The Lake, Dream-Land, und To the River. Die musikalischen Kompositionsprinzipien (einheitlicher Effekt auf einem Grundton) werden durch eine Vielfalt von Vers- und Strophenformen variiert.
Poes spätere Gedichte, in denen die Klangexperimente z.T. bis ins Extreme fortgesetzt werden (The Bells, Ulalume, Annabel Lee), postum gesammelt und hg. von R. W. Griswold u. a. in Works of the late E. A. Poe (1850).
Übs. Der Rabe und andere Gedicbte von K. Th. Eben (1869). Vertonung von D. Scattergood (1865). Zahlreiche Parodien.

 

 

1845 Henry Wadsworth Longfellow:

aL The Belfry of Bruges and Other Poems

29 Gedichte, vorher z.T. in Grahams Magazine erschienen.

 

Die Slg. enthält 4 Gruppen von Gedichten: deskriptive Gedichte über europäische (vgl. Titel-Gedicht, Nuremberg und am. Schauplätze The Arsenal at Springfield); Lieder (The Old Clock on the Stairs); Sonette (Mezzo Cammin); Übss. deutscher Lyrik vom 17.-19. Jh. Longfellows charakteristische Bemühung um die Vermittlung europäischer Kultur tritt hier bes. stark hervor.
Übs. in Sämtliche poetische Werke von H. Simon (1883).

 

 

1845 Margaret Fuller:

a Woman in the Nineteenth Century

Sozialkritische Schrift. Hervorgegangen aus dem von ihr geleiteten Diskussionszirkel Bostoner Frauen (1839-44), zunächst als Artikel »The Great Law Suit« in The Dial (1843), dann zum Buch ausgearbeitet.

 

Margaret Fuller tritt für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein, kritisiert die verbreitete Doppelmoral und repressive Institution der Ehe, diskutiert offen sexuelle Fragen (Prostitution), hebt im Verhältnis von Mann und Frau das Moment geistiger Kameradschaft hervor, fordert Chancengleichheit der Frau in allen Lebensbereichen und animiert die Entwicklung eines weiblichen Selbstbewusstseins. Vom transzendentalistischen Standpunkt (»Self-Reliance«, Spiritualität, Natur, Demokratie) und mit zahlreichen hist. und literarischen Verweisen äußert sie sich zu geistigen, sozialen, ökonomischen und z.T. auch polit. Aspekten der Frauenfrage und erwartet gerade von Amerika die Befreiung der Frau von der Männer-Tyrannei. Einfluss von W. E. Channing. Erste bedeutende Schrift der am. Frauenrechtsbewegung.

 

 

1845 Anna Cora Mowatt:

aD Fashion Or, Life in New York

Kom., 5, Auff. 24.3. Park Theatre, New York.

 

New York, Gegenwart. Die neureiche Mrs. Tiffany hält soviel auf Mode und Aristokratie, dass ihr Mann sich betrügerisch verschuldet und ihre Tochter Seraphina mit einem französischen Hochstapler entläuft. Nur durch den ehrlichen Farmer Adam Trueman und dessen Tochter Gertrude kann das Schlimmste verhindert werden.
Sitten-Kom. nüt satirischem Kontrast von europäischem snobistischen Klassendünkel (Stadt) und am. demokratischen Patriotismus (Land). Nebenhdlg. um Zofe Millinette und farbigen Diener Zeke. Höhepunkte: Ball, fehlgeschlagene Entlarvung des falschen Grafen. Prosa mit karikierenden Sprechweisen.
Großer Erfolg. Buchausgg. 1850; 1855. Wiederauff. 1924.

 

 

1845 Frederick Douglass:

a The Narrative of thc Life of Frederick Douglass, An American Slave

Autobiogr., veröffentlicht durch das Büro der Anti-Sklaverei-Bewegung.

 

Douglass beschreibt seine Jugend als unfreier Sohn einer schwarzen Sklavin und eines unbekannten Weißen (seines Herrn?): frühe Trennung von der Mutter; Heranwachsen auf der Plantage in Maryland in ärmlichen Verhältnissen; Jahre als Diener in Baltimore, wo er sich verbotenerweise Lesen und Schreiben beibringt und über Sklaverei nachzudenken beginnt; Zeit als Feldarbeiter unter dem »Neger-Brecher« Covey, die sich zur Existenzkrise zuspitzt (Misshandlungen, Zusammenbruch, Selbstmordgedanken); sein erfolgreicher Widerstand, missglückter erster Fluchtversuch und Gefängnisaufenthalt; Arbeit als Kalfaterer in Baltimore; schließlich erfolgreiche Flucht nach New York, wo ein freieres Leben beginnt.
Douglass’ autobiogr. Erzählung seines Sklavendaseins ist das bekannteste Beispiel der sog. Slave Narratives. Er veröffentlichte das Buch als aktiver Abolitionist, und die Authentizität seiner Erfahrungen, die Beobachtungsschärfe und das persönliche Engagement verschafften der Schrift einige Wirkung. Der drohenden Gefahr der Verfolgung entzog Douglass sich durch einen zweijährigen Aufenthalt in Großbritannien. Später setzte er seinen Kampf gegen die Sklaverei und für ein freiheitlich-demokratisches Amerika fort, wobei er neben weiteren Publikationen vor allem als großer Redner hervortrat.
Erweiterte Ausg. My Bondage and My Freedom (1855) wiederum erweitert als Life and Times of Frederick Douglass (1881), rev. und vervollständigt (1892).

 

 

1846 Nathanicl Hawthorne:

aE Mosses from an Old Manse

2 Bde. 25 Geschichten und Skizzen mit autobiogr. einleitendem The Old Manse. Entst. 1842-46 in R. W. Emersons Haus (Old Manse) in Concord, Mass. Vorabdrucke in Democratic Review, Pioneer u. a.

 

Neben Satiren auf Transzendentalismus und Torheit wie in The Celestial Railroad (eine allegorische Zugfahrt in die Hölle) und Feathertop (eine Vogelscheuche wird zum bewunderten Stutzer) Geschichten über die Folgen der Sünde (in Rappaccini’s Daughter und The Birthmark vergehen sich Wissenschaftler durch Experimente mit Giften oder falsches Perfektionsstreben gegen das Leben; in Young Goodman Brown und Egotism führen Hexensabbat und übertriebene Selbstanalyse zur Entfremdung von der Gesellschaft) und Geschichten über den Prozeß des künstlerischen Schaffens, der über die praktische Verwertbarkeit und die Bedürfnisse der Auftraggeber hinausgeht (Drowne’s Wooden Image, The Artist of the Beautiful). Weiter Skizzen über Old Manse. Die Konventionen von Parabel, Legende und Allegorie (»Moos alten Wuchses«) werden auf moderne, vor allem psychologische Fragen der Isolierung des Künstlers und Intellektuellen angewandt und mit diesen Problemen verfeinert; satirisch als Travestie von The Pilgrim’s Progress (1678) in The Celestial Railroad. Trotz offen ausgesprochener Moral oft symbolische Ambivalenz. Additive Erzählstruktur mit Akkumulation symbolischer Details.
2. Ausg. um einige Skizzen erweitert. Übs. in Rappaccinis Tocbter und andere Erzählungen von 1. Krämer (1966).

 

 

1846 Edgar Allan Poe:

a The Philosophy of Composition

Essay. Graham’s Magazine, April 1846.

 

An dem großen Erfolg seines Gedichtes The Raven (1845) erläutert Poe die Schritte des poetischen Komponierens: Festlegung der Länge, die die Einheitlichkeit oder Unterbrechung des Effekts bestimmt, Festlegung des gewünschten Effekts, des Tones, des Grundtones (z. B. Refrain »Nevermore«), dessen Rechtfertigung durch eine Handlungsfigur (hier Rabe), Wahl eines dazu passenden Themas, Kombination von Thema und Figur, Konstruktion des Höhepunktes und Versifizierung, Konstruktion und Entwicklung der Fabel auf den Höhepunkt hin, Einführung von unterschwelligen Bedeutungen.
Weniger ein Bericht über das tatsächliche Entstehen von The Raven als eine rationale Methode des Dichtens, bei der Hdlg. und Thema provokativ hinter Effekt und Ton gestellt werden. Die zwangsläufige Folge der Schritte verdeutlicht die Interdependenz aller Elemente des Gedichtes. Wirkung auf die französischen Symbolisten und durch sie auf die moderne Lyrik.
The Poetic Principle (1848) definiert Poesie als »die rhythmische Erzeugung von Schönheit«, deren Prinzip die »erhebende Erregung der Seele« zu sein hat, und nicht didaktische Zwecke. The Rationale of Verse (1848) erörtert die musikalischen Eigenschaften der Lyrik anhand metrischer Fragen. In seiner Rezension von Hawthornes Twice-Told Tales (1842) hatte Poe bereits ähnliche Prinzipien für die Kurzgeschichte entwickelt: die Kurzgeschichte sollte nicht mehr als eine Stunde Lektürezeit in Anspruch nehmen, um einen einheitlichen Effekt zu erzielen. Diesem Effekt sind vom 1. Satz an alle Details der Geschichte unterzuordnen (Effekten wie Schlussfolgern im »tale of ratiocination«, Humor, Sarkasmus, Schrecken). Die psychologische Wirkung wird verstärkt durch »unterströmige« Suggestivität. Poes Bestimmungen wurden zum Ausgangspunkt der Theorie der Kurzgeschichte. Übs. in Gesam-melte Werke von F. Blei (1922).

 

 

1846 Ralph Waldo Emerson:

aL Poems

57 Gedichte, vorher z.T. in The Dial Nach-Datierung 1847.

 

Emersons Slg. enthält neben Naturlyrik (The Humble-Bee, Rhodora, The Snowstorm) primär Gedankenlyrik zu den auch in den Essays (1841, 1844) dominanten Themen: universale Ordnung (Each and All, The Sphinx, Compensation, Musquetaquid), menschliche Natur und Aktion (Blight, Concord Hymn), Dichtung (Merlin, Saadi). Adaptation östlicher Weisheit (Hamatraya).
Emerson geht häufig vom Realen aus (Natur, Personen, Begebenheiten), um den transzendentalen Zusammenhang mit dem Idealen zu demonstrieren. Didaktische Konzeption. Polares Denken im Parallelismen-Stil. Mystische Neigung zu kryptischen Zeilen. Einfache Sprache, visuelle Bilder, symbolische Tendenz. Verwendung verschiedener Gedicht- und Strophenformen. Vorliebe für Vierheber. Einfluss der engl. Metaphysicals und der persischen Lyrik. Einfluss auf W. Whitman, A. E. Robinson, C. Sandburg, A. Ginsberg.
Teilübss.

 

 

1846 John Greenleaf Whittier:

aL Voices of Freedom

47 Gedichte. Entst. 1833-45. Einzelnes in Zss.

 

Slg. von Gedichten zur Abschaffung der Sklaverei in den USA. Grußadressen an Mitstreiter (To William Lloyd Garrison), schwarze Geschichte (Toussaint L’Ouverture) und Angriffe auf die Unterstützer der Sklaverei (Clerical Oppressors) oder Appelle an den Süden (Massachusetts to Virginia) stehen im Vordergrund. Deutliche Zeichnung der gegensätzlichen Interessen von Nord und Süd.
Polit. Lyrik zur Deklamation auf Versammlungen oder als Aufrufe an Zeitungsleser, die die bedingungslose Ablehnung der Sklaverei mit der Frömmigkeit der Quäker verbinden. Konventionell in Strophik, Diktion und rhetorischem Aufbau.
Großer Erfolg mit vielen Nachdrucken. Mit seiner Slg. leistete Whittier einen wichtigen Beitrag zur Abschaffung der Sklaverei.

 

 

1846 Herman Melville:

aE Typee

A Peep at Polynesian Life

R. Fiktionalisierter autobiogr. Bericht: Melville floh 1842 von dem Walfänger Acushnet auf Nukuhiva, eine der Marquesas-Inseln (Südsee), wo er bis zu seiner Heimkehr unter Eingeborenen lebte.

 

Nukuhiva, 1842. Der Erzähler Tom (»Tommo«) und sein Kamerad Toby desertieren wegen der unerträglichen Schikanen auf dem Walfänger Dolly und aus abenteuerlicher Neugier, dringen unter großen Strapazen durch die Wildnis ins Innere und finden sich schließlich in der Obhut der Tapis in einem paradiesischen Tal. Sie werden in deren unbeschwertes Leben einbezogen. Allein eine hartnäckige Beinwunde beunruhigt Tom. Toby will Hilfe holen, kehrt aber nicht zurück. Tom bleibt Monate bei den Taipis, beobachtet deren Sitten und Gebräuche, erlebt mit der schönen Fayaway eine Idylle, fürchtet sich aber vor dem Kannibalismus des Stammes. Schließlich gelingt ihm knapp die Flucht auf ein vorbeifahrendes Schiff.
In der Tradition der Reiseberichte (Th. Cook u. a.) bietet Melville die materialreiche Darstellung einer polynesischen Kultur. Zugleich bemüht er sich um eine erzählerische Vermittlung des komplexen Verhältnisses von Zivilisation und Natur: die »Dolly« als negativer Reflex der zivilisierten Welt; T.s Faszination durch die Naturvolk-Idylle (Unschuld, Ursprünglichkeit, Sinnlichkeit, heiteres Glück) und Abscheu vor der Barbarei (blutige Stammesfehden, Kannibalismus), seine Unfähigkeit, die Sehnsucht nach einem natürlicheren Dasein mit der eigenen Herkunft und der Realität in Einklang zu bringen (bei der Flucht muss er sogar einen Eingeborenen töten). Atmosphärische (Landschaft) und symbolische (Wunde) Tendenzen spiegeln in der Darstellung die zentrale Thematik. Melville hängte als kurzen komplementären Folgeteil »The Story of Toby« an, der zudem den Eindruck der Authentizität stützte. Toms Abenteuer setzte er in Omoo (1847) fort.
Das Buch machte Melville mit einem Schlage berühmt. 5 Übss., darunter Vier Monate auf den Marquesas-Inseln von R. Garrique (1846) und Taipi von R. Mummendey (1970).

 

 

1847 Henry Wadsworth Longfellow:

aE Evangeline

A Tale of Acadie

Versepos in 2Teilen zu je 5 Cantos. Quelle: Th. Ch. Haliburtons An Historical and Statistical Account of Nova Scotia (1829).

 

1. Grand-Pré (Kanada), 18. Jh. Evangeline Bellefontaine wird von ihrem Bräutigam Gabriel Lajeunesse getrennt, als die Briten die frankreichtreuen Einwohner vertreiben. I1. Auf der Suche nach G. zieht sie umher (Louisiana, Ozark-Berge usw.). Als Barmherzige Schwester in Philadelphia findet sie G. an der Pest sterbend und folgt ihm in den Tod.
Epische Breite weniger in der Wiedergabe der melodramatischen Hdlg. als in der Ausmalung idyllischer Tableaus (Dorfleben, Landschaften) und der Beschreibung folkloristischer Typen (Franzosen, Indianer). Konventionelle epische Stilmittel (Parallelismen, Reihung), lockere Verwendung von Hexametern. Einfluss von Goethes Hermann und Dorotbea.
Großer Erfolg: 36 000 Exemplare in den ersten 10 Jahren. Populäre Behandlung der legendären am. Vergangenheit, ähnlich in den folgenden Verserzählungen: The Song of Hiawatha (1855) basiert auf indianischer Folklore, The Courtship of Miles Standish (1858) auf dem Sagenschatz der Plymouth-Kolonie. 7 Übss., darunter Evangeline anonym (1851) und von A. Vezin (1947), Amerikanische Idylle von K. Knortz (1874).

 

 

1847 Herman Melville:

aE Omoo

A Narrative of Adventures in the South Seas

R. Fortsetzung von Typee (1846), basierend auf Melvilles Abenteuern 1842/43.

 

Von Nukuhiva segelt Tom auf dem schlecht geführten australischen Schiff Julia nach Tahiti, befreundet sich mit dem jovialen Dr. Long Ghost und beteiligt sich an der Meuterei der Mannschaft in Papeete. Nach glimpflicher Gefangenschaft gehen T. und Dr. L. G. auf die Nachbarinsel Eimeo, arbeiten auf einer Plantage, erkunden auf ausgiebigen Streifzügen die Insel und ihre Bewohner, bis schließlich T. auf dem am. Walfänger Leviathan anheuert.
Im Mittelpunkt die beiden umhergetriebenen »Wanderer« (= »Omoo« in der Eingeborenensprache). Im Vergleich zu Typee breiteres Spektrum und größere Distanz von T.s Beobachtungen und ausgeprägte Episodenstruktur (Einfluss von Smollett): lebhafte Schiffsszenen, sarkastische Beschreibung des korrumpierenden Einflusses der Weißen (bes. der Missionare) auf Tahiti, heitere Schilderung des Eingeborenenlebens, Vielzahl der Typen (der brutale Cockney-Kapitän, die Pflanzer Zeke und Shorty, die tragikomische Inselkönigin Pomaree usw.). Lakonische Erzählweise.
4 Übss., darunter Omoo von F. Gerstäcker (1847) und Omu von M. H. Richter (1956). Film von L. Leonhard (1949).

 

 

1848 Edgar Allan Poe:

a Eureka. A Prose Poem

Vorlesung und Essay.

 

Poetische Kosmogonie: Aus dem ursprünglich Einen entstand die Vielfalt der Atome im Universum, die durch das Prinzip der Anziehung und Abstoßung miteinander verbunden sind. Dieses deduktiv, induktiv und intuitiv erschlossene Universalsystem lässt sich auch auf die Entstehung und Elemente des poetischen Werkes übertragen. Auch theologische Implikationen sind denkbar.
Mischung aus wissenschaftlich-mathematischer Argumentation, Romanze der Entdeckung, Satire und Prosagedicht. Vorwegnahme von Ansichten der strukturellen Poetik. Durch hohen Abstraktions- und Schwierigkeitsgrad nur geringe Wirkung. Einfluss von A. von Humboldt.
Übss. in Werke von H. und A. Moeller-Bruck (1904); Gesammelte Werke hg. F. Blei (1922).

 

 

1848 James Russell Lowell:

aL A Fable for Critics Or, Better, A Glance at a Few of our Literary Progenies

Verssatire. Anonym veröffentlicht.

 

Olymp. Ein Kritiker sucht eine Lilie unter den Dichtern für Apoll, findet aber nur eine Distel (Rahmen): Emerson hat Olymp und Börsenmarkt zugleich im Auge, Bryant ist zu kalt, Whittier fühlt zu stark, um Poet zu sein, Hawthorne ist ein puritanischer Tieck, Cooper hat einen Heldentyp geschaffen und immer wieder imitiert, Poe ist 3/5, Genie und 2/5 reiner Blödsinn, Longfellow ein Klassiker, Irving international, Holmes witzig und Lowell selbst kennt den Unterschied zw. Singen und Predigen noch nicht. Viele andere satirische Porträts.
Satirischer Überblick des am. Literaturkanons um 1850, der bei aller Kritik die nationale Eigenständigkeit der am. Literatur gegen Europa hervorhebt. Impressionistischer Vergleich als kritischer Maßstab. Respektloser Ton, der das treffende Beiwort oder Epigramm für jeden Schriftsteller sucht. Zitate, Anspielungen, Wortspiele. Knittelvers mit witzigen Reimen.

 

 

1848 James Russell Lowell:

aL The Vision of Sir Launfal

Versromanze, 2. Quelle: T. Malory.

 

König Artus’ Reich. Graf Launfal hat vor dem Abenteuer, den heiligen Gral zu suchen, eine Vision: 1. Beim Ausritt an einem Sommermorgen wirft er aus Pflichtgefühl einem Aussätzigen ein Geldstück hin. I1. Bei der Heimkehr im Winter nach langer erfolgloser Suche teilt er mit dem Bettler alles, was er hat, worauf der Bettler sich als Christus und Gralshüter verklärt. L. erwacht und teilt seine Grafschaft mit allen Armen. Didaktische Parabel, die statt Armenfürsorge auf eine brüderliche klassenlose Gesellschaft als »am. Ideal« hinweist. Symbolische Landschaften (Preludes) und Jahreszeiten. Vorwiegend jambische Vierheber in Reimpaaren. Großer Erfolg und eines der meistgelesenen Schulgedichte des 19. Jh. Einfluss von A. Tennyson.

 

 

1848 James Russell Lowell:

aE The Biglow Papers

Edited by Homer Wilbur, A. M.

9 Verssatiren, 1846-48 im Boston Courier erschienen.

 

Jaalam, Mass. Der Dorfpfarrer Homer Wilbur unterstützt die literarischen Ambitionen des Bauern Hosea Biglow, der eine Serie von Dialekt-Gedichten für den Boston Courier schreibt. Darin geht es vor allem um den ungerechten Mexikanischen Krieg, der nur den südlichen Sklavenhaltern, die das Gebiet der Sklaverei erweitern wollen, dient. Satirische Seitenlichter fallen auf angelsächsischen Rassismus, polit. Heuchelei, Hurra-Patriotismus, und das Taktieren von Präsidentschaftskandidaten. Weiter: Briefe des Rekruten und (später verstümmelten) Veteranen B. Sawin über den Krieg.
Biglow verkörpert den Typ des Yankee, dessen scharfe Beobachtungsgabe und schlauer Verstand polit. Beschönigungen von Ungerechtigkeiten entlarven. Als komisches Gegengewicht dient der weltfremde Herausgeber Wilbur, der sich in irrelevanten Gelehrsamkeiten verliert. Damit auch Kontrast zw. akademischer Hochsprache und Yankee-Dialekt, dessen volkstümliche Sprechweisen (Dehnungen, Lautverschiebungen und Redewendungen) als die ausdrucksfähigere Literatursprache vorgeführt werden. Satirische Technik der unfreiwilligen Selbstentlarvung. Namentliche Identifizierung der Gegner.
Großer Erfolg. Fortsetzung in The Biglow Papers. Second Series (1867; serialisiert in Atlantic Monthly 1862-65), behandelt den Bürgerkrieg vom Standpunkt des liberalen Nordens.

 

 

1848 Stephen Foster:

aL Songs of the Sable Harmonists

Slg. von Liedern. Anonym veröffentlicht.

 

Die von dem Komponisten Foster verfassten Lieder sind häufig sentimentaler Art, geben sich vor allem aber als dialektal gefärbte Neger-Lieder (Titel: »dunkle Sänger«). Die Slg. enthält so populäre Lieder wie Oh! Susannah und Uncle Ned. Foster schrieb in den folgenden Jahren etwa 175 Lieder, darunter so bekannte wie Old Folks at Home, Old Black Joe, My Old Kentucky Home und Jeannie with the Light Brown Hair.
Ab 1851 schrieb Foster als vertraglicher Liederdichter für E. P. Christys Minstrel Show.

 

 

1849 Henry David Thoreau:

a A Week on the Concord and Merrimack Rivers

Reisebericht über eine Bootsfahrt Thoreaus mit seinem Bruder John im Spätsommer 1839.

 

Den äußeren Rahmen bilden 7 tagebuchartige Reiseaufzeichnungen: Flußfahrt, das Natur-Panorama von New Hampshire, Begegnungen mit Ansässigen. Die Fahrt wird zugleich symbolisch als Erkundung des Selbst und der Welt erlebt. Entsprechend sind neben Gedichten zahlreiche Essays zu Geschichte, Religion, Philosophie, Literatur eingegliedert (am bekanntesten: On Friendship).
Thoreau bezieht die Position des Transzendentalisten: Erlebnis der Immanenz des Unendlichen in der Natur, intuitive Suche des Individuums nach spirituellem Sein. Gewählter Stil. Einfluss von Emerson, Antike, fernöstlicher Philosophie. Konzeptionell eine Vorstufe zu Walden (1854).

 

 

1849 Herman Melville:

aE Redburn

His First Voyage

R. Verarbeitung eigener Erfahrungen während Melvilles erster Seefahrt (1839).

 

1.-27. Der 15jährige Wellingborough Redburn, aus gutbürgerlicher, in Not geratener Familie, mustert voll abenteuerlicher Erwartung in New York als Schiffsjunge auf einem nach Liverpool fahrenden Frachter an. Er bekommt die ganze Härte des Seemannslebens und den Spott der Mannschaft zu spüren und lernt in dem boshaften, leidenden Matrosen Jackson einen unheimlichen Menschen kennen. 28.-47. In Liverpool erkundet er die betriebsame Stadt, ist schockiert vom Elend der Slums, macht einen Ausflug in die ländliche Umgebung und begleitet einen neuen Bekannten, den Gentleman und Glücksspieler Harry Bolton, auf einer geheimnisvollen, ausschweifenden Stippvisite nach London. 48.-62. Die Heimfahrt, auf der auch B. als Matrose teilnimmt, verläuft unglücklich: die Mannschaft wird schikaniert, die Gruppe ir. Auswanderer hungert, die Cholera tötet viele, Jackson stürzt ins Meer. In New York gehen R. und B. ohne Heuer aus, R. fährt nach Hause, B. findet auf einem Walfänger den Tod.
Zentral der bei allen positiven Eindrücken desillusionierende Erfahrungsprozeß des Ich-Erzählers R.: Entromantisierung der Seefahrt und Englands, Einblick in extreme soziale Not, menschliche Indifferenz und Brutalität, Ahnung einer Fatalität und Dämonie im Leben. Chronologisches Erzählen mit strukturierender Parallelisierung (Initiation R.s/B.s), Steigerung (Geschehnisse während der Heimfahrt), Symbolik (Jackson, R.s Lederjacke). Erzählweise und Stil z.T. uneinheitlich.
Übss. Redburns erste Reise von L. Marezoll (1850), Redburn von W. E. Süskind (1946), R. Mummendey (1967).

 

 

1849 Henry David Thoreau:

a Resistance to Civil Government [= Civil Disobedience]

Polit. Essay, veröffentlicht in der Zs. Aesthetic Papers, 1848 als Vortrag ausgearbeitet. Bekannt geworden unter dem Titel Civil Disobedience in der Essay-Slg. A Yankee in Canada, with Anti-Slavery and Reform Papers (1866).

 

Thoreau, der aus Protest gegen den imperialistischen Mexikanischen Krieg und die Sklaverei 1846 die Kopfsteuer verweigerte und daraufhin eine Nacht im Gefängnis von Concord (Mass.) verbrachte, bezieht aus diesem Anlaß polit. Position. Er identifiziert sich mit dem Motto »That government is best which governs least« und stellt das Rechtsempfinden und Gewissen des Individuums gegen die sich verselbständigende Staatsmaschinerie. Er fordert auf zu kritischer Wachsamkeit, Engagement, Zivilcourage, zu auf Prinzipien beruhender demonstrativer Aktion mit dem Ziel einer »peaceable revolution«. Im ungerechten Staat »gehört« der Gerechte ins Gefängnis. Ein wahrhaft freier, aufgeklärter Staat würde Gerechtigkeit gegen alle üben und das Individuum achten als eine »höhere und unabhängige Macht, von der er seine eigene Macht und Autorität bezieht«.
Thoreau vertritt einen Jeffersonianismus transzendentalistischer Prägung: Eintreten für Individualismus, Natur, moralische Verantwortung und spirituelle Entwicklung, gegen Verstaatlichung, Technologisierung, Konformismus, Materialismus. Das Pamphlet beEinflusste das am. Demokratieverständnis bis in die jüngste Zeit und war über die Grenzen hinaus Einflussreich (Gandhi). Zur Wirkung trug auch die stilistische Prägnanz bei: aphoristische Tendenz, metaphorische und paradoxe Formulierungen.
Übs. Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat von W. E. Richartz (1967).

 

 

1849 Herman Melville:

aE Mardi

And a Voyage Thither

R.

 

1.-38. Südsee. Der Ich-Erzähler und der alte Jarl setzen sich im offenen Boot von ihrem Walfänger ab, stoßen zu den auf einem Wrack treibenden Eingeborenen Samoa und Annatoo (dessen unberechenbarer Frau) und gelangen schließlich vor eine Insel. 39.-55. Sie treffen auf ein Kanu mit dem Priester Aleema und der schönen Jungfrau Yillah. Der Erzähler vermutet in ihr ein Kultopfer, befreit sie und tötet im Handgemenge den Priester. Seine Tat verdrängend verlebt er mit der geheimnisvollen Y. eine traumhafte Zeit. Auf der Insel des Königs Media wird er als Halbgott Taji empfangen. Y.verschwindet eines Tages spurlos. 56.-195. »T.« macht sich auf die Suche nach Y. und durchkreuzt in Begleitung Medias, des Philosophen Babbalanja, des Historikers Mohi und des Dichters Yoomy den Archipel Mardi (ein allegorisches Abbild der Welt): »Maramma« (Reich blinder Frömmigkeit), »Insel der Krüppel« (Exzentrizitäten), »Diranda« (Kriegsspiele von Piko und Hello), »Dominora« (= England als industrielles Imperium mit sozialem Elend), »Vivenza« (= Amerika als oberflächlich optimistisches und bes. im Süden scheindemokratisches Land), »Doxodox« (Pedanterien) usw. Auf »Serenia« (Insel eines unorthodox-vernunftbetonten Christentums) bleiben die Reisegefährten zurück, während T., der fast der raffinierten Königin Hautia anheimfällt, seine aussichtslose Suche nach Y. fortsetzt, von 3 Phantomen gejagt, über Mardi hinaus.
Melvilles 1. Versuch, vom Realismus seiner autobiogr. Pr. Typee (1846) und 0moo (1847) abzurücken und das Südsee-Sujet imaginativer und symbolischer auszugestalten, was sich in der Struktur spiegelt: auf die realistisch-abenteuerliche Hdlg. des Eingangs folgt als überleitende Episode die träumerisch-romantische Idylle mit der allegorischen Tendenz (Y. als Verkörperung der Unschuld, vgl. »lily«), die dann im Hauptteil des R.s vielfältig in den Vordergrund tritt (Satiren allgemeiner wie spezieller Art, Utopie). Komplexes Suche-Motiv des tragisch-ruhelos »verfolgten Verfolgers« (Y., Wahrheit, Bewusst-Unbewusstes usw.). Hervortreten der Gespräche über Gott und die Welt. Amorphe Häufung von Episoden. Einbeziehung von Liedern. Wechselnde Stiltendenzen (humoristisch, lyrisch, aphoristisch). Trotz durchgängiger Symbolik (See, Namen, Blumen) insgesamt noch uneinheitlich. Experimentelles Übergangswerk.

 

 

1849 Francis Parkman:

a The California and Oregon Trail

Being Sketches of Prairie and Rocky Mountain Life

Reisebericht. Serialisiert in The Knickerbocker Magazine (1847) unter dem Titel The Oregon Trail, der in späteren Buchausgg. wiederaufgenommen wurde.

 

Parkman beschreibt in sachlich »direktem« Stil die 1846 unternommene fünfmonatige Reise von Missouri durch die Great Plains nordwestlich zu den Rocky Mountains: die Wildnis von Prärie, Wäldern und Felsengebirge, Teilnahme an der Büffeljagd, Begegnungen mit Siedlertrecks und Trappern, längerer Aufenthalt bei den kriegerischen Sioux. Die Indianer erscheinen ihm letztlich als wesensfremde Wilde und die vordringenden Weißen oft als primitive Abenteurer, doch seine genauen Beobachtungen ergeben einen klassischen Fundus an dokumentarischem Material zum am. Westen. Als Historiker perspektiviert er die vergehende Ursprünglichkeit des Landes und impliziert den Standpunkt des aristokratischen Neuengländers, wie auch in seinem großen Geschichtswerk über den engl.-französischen Kampf um die koloniale Vorherrschaft in Amerika (Folge von 8 Büchern unter dem Sammeltitel France and England in North America, 1851-92).

 

 

1850 Nathaniel Hawthorne:

aE The Scarlet Letter

A Romance

R. mit einleitender autobiogr. Skizze The Custom House (Zeit als Zollaufseher in Salem, Mass.)

 

Boston, 1632-49. 1-12. Hester Prynne wird mit ihrem außerehelichen Kind Pearl an den Pranger gestellt und von der Siedlergemeinschaft durch ein scharlachrotes »A« als Ehebrecherin gekennzeichnet. Ihr gerade eintreffender Mann lässt sich unerkannt als Roger Chillingworth nieder und beginnt sich quälend an den jungen beliebten Prediger Arthur Dimmesdale, der eine geheime Schuld verbirgt, zu heften. 13-24. 7 Jahre später. H. und A. versuchen durch gute Taten zu büßen, aber beide werden stetig an ihre Schuld erinnert durch Pearl bzw. C. Nach einem vergeblichen Ausbruchsversuch (Waldszene) stellt sich A. mit H., Pearl und C. an den Pranger; A. bekennt sich als Vater von Pearl und stirbt. H. trägt ihr Zeichen weiter und tut Gutes.
Psychologische Analyse (Schlüsselwort »heart«) der Folgen einer offenen oder verdeckten Schuld in einer puritanischen Gesellschaft: H. trägt ihr Zeichen auf, A. seines unter dem Gewand. Während H. sich unter dem Einfluss des Zeichens zu einer lebensstarken unabhängigen Frau entwickelt, die gegen die Gesetze der Siedlung der eigenen Natur treu bleibt (personifiziert durch das gesetzlose Naturkind Pearl), zerfrißt A.s nicht schließende Wunde sein Herz und lässt ihn an der heuchlerischen Konformität mit den Gesetzen zugrundegehen. Arzt und Blutegel (Doppelsinn von »leech«) dieser Wunde ist C., der zunehmend von seiner Rache besessen wird. Gleichzeitig geschichtlicher Wandel der Kolonie Massachusetts von Puritanismus zu praktischer Sozialhilfe (Gouverneurswechsel). Strenger symmetrischer Aufbau mit 3 Höhepunkten an dem Pranger (2, 12, 23) und 2 dramatischen Wendungen im Gouverneurshaus (7, 8) und im Wald (17, 18). Tableauszenen. Ebenso symmetrische und kontrastierende Figurenkonstellation (H. Pearl, A.-C.) wie Symbolik der Schauplätze (Stadt-Wald, Hell-Dunkel, Gesellschaft-Einsamkeit). Das zentrale Symbol des Buchstabens »A« durch Auslegung von verschiedenen Betrachtern bewusst mehrdeutig gehalten (»Adultery«, »Able«, »Angel«). Hawthorne als Erzähler beruft sich auf ein (fiktives) Manuskript, das er im Zollhaus gefunden habe (Einleitung), und vermeidet zu exakte Festlegungen (»perhaps«). Großer Erfolg und Kontroverse über die polit. Satire in der Einleitung. Wurde zunehmend zum Klassiker des am. R.s.
Übss. Der scharlachrote Buchstabe von L. Du Bois (1851); R. Mummendey (1957) u.a. Dramatisierung von E.W. Peck (1876). Oper von W. Damrosch (1896). 3 Filme, darunter von V. Sjostrom (1926).

 

 

1850 Ralph Waldo Emerson:

a Representative Men

7 Vorträge, 1845-46 in Boston gehalten.

 

Im einleitenden Vortrag betont Emerson den »Nutzen der Großen« für die individuelle Entwicklung von Intellekt, Empfindung und Moral und die Geschichte der Menschheit. Exemplarisch behandelt er dann Plato als Philosophen, Swedenborg als Mystiker, Montaigne als Skeptiker, W. Shakespeare als Dichter, Napoleon als Weltmann, Goethe als Schriftsteller.
Der Einfluss Carlyles ist modifiziert durch den Standpunkt des Demokraten und Moralisten. Größere Geschlossenheit als in den früheren Essay-Slgg.
Ähnliche Themen behandelt Emerson in seinen beiden anderen Vortragsreihen dieser späteren Schaffensperiode: den Nationalcharakter Englands als Verkörperung der Neuzeit in English Traits (1856), die Prinzipien der individuellen Lebenspraxis in The Conduct of Life (1860). Übss. Repräsentanten des Menschengeschlechts von O. Dähnert (1895), K. Federn (1896), Vertreter der Menschheit von H. Conrad (1903).

 

 

1850 John Greenleaf Whittier:

aL Songs of Labor

And Orther Poems

28 Gedichte. Entst. 1843-50. Einzelnes in Zss.

 

Neben Gedichten, die in der Natur Trost und Vertrauen auf Gott finden, polit. Gedichte gegen Sklaverei und Unterdrückung (Ichabod!, Elliott) und die Titelsequenz, die die Würde der Arbeit von Schiffsbauern, Schuhmachern, Viehtreibern, Fischern und Holzfällern besingt. Lobpreis »der ungesungenen Schönheit alltäglicher Dinge« soll den Arbeitern Stolz auf ihre Arbeit vermitteln. Konventionelle Vers- und Stilwahl. Häufig deklamatorisch-rhetorische Sprecherhaltung. Einfluss von R.W. Emerson.
Ein Jahr vorher erschien die 1. Slg. Poems von Whittiers umfangreicher Produktion.

 

 

1850 Herman Melville:

aE White-Jacket Or, The World in a Man-of-War

R. Verarbeitet die autobiogr. Erfahrungen während des Dienstes auf dem Kriegsschiff United States 1843-44.

 

Der Erzähler, mit Spitznamen »White-Jacket« (wegen seiner weißen Jacke, die ihn vor dem Wetter schützen soll, zugleich aber von der Mannschaft absondert), erlebt während der langwierigen Fahrt auf der am. Kriegsfregatte Neversink das Marineleben bes. in seinen hierarchischen, disziplinarischen Härten und in unterschiedlichen Typen wie dem körperlich-geistig vorbildlichen Kapitän Jack Chase, dem gefühllosen Schiffsarzt Cuticle usw. Während eines Sturms verheddert er sich auf dem Mast in seine Jacke, stürzt ins Meer und rettet sich durch die Trennung von der Jacke.
Die Hdlg. des R.s tritt zurück hinter der Bemühung um die authentisch-detaillierte Schilderung der Verhältnisse bei der Kriegsmarine und der Reihe differenzierter Charakterstudien. Die spezifisch realistische Tendenz wird ausbalanciert durch zentrale Symbolik: das Schiff als sozialer Mikrokosmos (Untertitel), die Jacke als komplexes Identitätsmerkmal, das Meer als ein Ort schmerzvoller Wiedergeburt. Demonstration der Notwendigkeit, die eigene Identität zu entwickeln und sich zur sozialen Solidarität zu bekennen. Melvilles dezidierter Protest gegen die negativen Marinepraktiken trug dazu bei, dass der Kongreß die Auspeitschung gesetzlich verbot.
3 Übss. Weißjacke von W. Weber (1948), B. Cramer (1954) und R. Mummendey (1967).

 

 

1851 Nathaniel Hawthorne:

aE The House of the Seven Gables

R.

 

Küstenstadt, Mass., Gegenwart. 1-7. Über dem Haus der Puritanerfamilie Pyncheon liegt ein tödlicher Fluch, der auf die wahrscheinlich unrechtmäßige Grundstücksenteignung der Siedlerfamilie Maule vor 200 Jahren zurückgeht. Die verarmte Nachfahrin Hepzibah Pyncheon muss einen Kramladen im Haus eröffnen, um sich, ihre junge Kusine Phoebe und ihren kindisch gewordenen Bruder Clifford zu ernähren. C. ist gerade nach 30jähriger Haft (wegen eines angeblichen Mordes) freigelassen worden. 8-14. H. schützt den langsam genesenden C. vor der Neugier ihres grausamen und reichen Vetters Jaffrey. P. freundet sich mit dem jungen reformfreudigen Mieter Holgrave an, bevor sie wieder abreist. 15-21. Richter Jaffrey Pyncheon, der C. ein Erbgeheimnis entlocken will, stirbt bei seinem 2. Besuch. H. und C. ergreifen panisch die Flucht. Zurückgekehrt finden sie P. und Holgrave, der sich als Nachfahre der Maules enthüllt, vereint. Der selbst schuldige Richter hatte C. zu Unrecht belastet. Alle zusammen verlassen gereift das Haus und beginnen mit dem Familienerbe ein neues Leben.
Die Schuld der »aristokratischen« Pyncheons an den »plebejischen« Maules lässt mehrere sorgfältig angelegte Deutungen zu: realistisch-ökonomisch (»Grundbesitz ... ist das breite Fundament aller Schuld dieser Welt«) oder romantisch-magisch (die Maules sind Hexer, die Todesfalle gehen auf den Fluch zurück) oder symbolisch-psychologisch (das Haus steht für den äußeren Charakter der Pyncheons, in dem die einzelnen Seelenkräfte aus verdrängter Schuld verkümmern). Diese Mischung gerechtfertigt im Vorwort: »romance« ist im Gegensatz zu »novel« an die psychologische, weniger an die äußere Realität gebunden. Extreme Erzähldehnung zur Wiedergabe minuziöser seelischer Regungen sowie trivialer Details des Alltagsablaufes. Aufbau in 3 Teilen mit vielen Parallelen in Episoden (z.B. 8-15, 6-12-20) und Figuren (H.-P., C.-Holgrave). Rahmende und eingelegte Vorgeschichte. Ironisch-skeptischer Erzähler, der Naivität, Scheu, Unwissenheit vorgibt. Komplexes Symbolsystem um das Haus (Sonnenschein = Phoebe, Sonnenuhr, Brunnen, Garten, Blumen, Fenster). Hawthorne überträgt hier die Konventionen des Schauerromans auf am. Verhältnisse.
Übss. Das Haus der sieben Giebel von A. Diezmann (1851); H. Kahn (1954). Film von J. May (1940).

 

 

1851 Herman Melville:

aE Moby-Dick Or, The Whale

R.

 

1-45. New York, Gegenwart. Melancholie treibt den Erzähler Ishmael wieder einmal auf See. im Walfangzentrum New Bedford, Mass., freundet er sich mit Queequeg, einem bizarr tätowierten Polynesier von natürlichem Charme, an. Beide hören Father Mapples bedeutungsvolle Predigt über Jonas und den Wal und lassen sich in Nantucket für den Walfänger Pequod anheuern, dessen mysteriöser Kapitän Ahab sich erst zeigt, als sie längst auf See sind. Zur Mannschaft gehören die Maate mit ihren zugeordneten Harpunieren: der vernünftige Starbuck mit Qu., der unbekümmerte Strubb mit dem Indianer Tashtego, der naiv-oberflächliche Flask mit dem afrikanischen Hünen Daggoo. A., vom Kampf mit dem legendären Weißen Wal gezeichnet (Gesichtsnarbe, künstliches Bein aus Walknochen), ist besessen von der rachedurstigen Jagd nach dem Ungetüm. Feierlich verpflichtet er die Mannschaft zur Teilnahme an der Jagd und nagelt eine Gold-Dublone an den Mast als Preis für den, der den Wal sichtet. 46-105. Auf langer Fahrt geht die Pequod zunächst ihrem Geschäft nach: dem Jagen und Erlegen, Zerlegen und Verarbeiten (Ölgewinnung usw.) von Walen. Es gibt Stürme und Unglücksfälle (ein Mann ertrinkt, A.s Kajütenjunge Pip wird wahnsinnig). Die Warnungen passierender Schiffe vor dem Weißen Wal werden durch eine Reihe von Omina (Krake, Elmsfeuer u.a.) verstärkt. 106-135. Schließlich kommt es zur dreitägigen Jagd auf Moby-Dick. Unterstützt von dem unheimlichen Parsen Fedallah und seinem Malaientrupp, verfolgt A. - jeglichem Vernunfteinwand (Starbuck) und fatalen Misserfolg (Bootsverluste) zum Trotz - den Wal, bis dieser - gefangen - das Schiff hinter sich her und in den Abgrund zieht, während A. sich in seinem eigenen Harpunenseil verfängt. Als einziger überlebt der Erzähler, der sich in Qu.s Sarg retten kann.
Melville verbindet hier Motive und Methoden aus den früheren Rr. in differenzierter Weise zu einem komplexen, neuen Ganzen: das Schiff als sozialer Mikrokosmos, Seefahrt als Spiegel des Lebens, die archetypische Suche des getriebenen Jägers, der Mensch zw. Individualität und Solidarität, Freiheit und Schicksal, Natur und Zivilisation, gut und böse; eine abenteuerliche Hdlg. voller realistischer Details und mit allegorisch-symbolischer Überhöhung ins Mythische, die Auflockerung des dominanten Ernstes durch komische Elemente, die Erzählperspektive eines teils erlebenden, teils beobachtenden Ichs. In den Mittelpunkt gerückt wird A. als selbstherrlich-trotziger Titan auf der monomanen Jagd nach Moby-Dick, in dem er die Inkarnation des Bösen und einen leviathanhaften Antagonisten sieht. Über A.s allegorische Projektion hinaus symbolisiert der Albino-Wal die letztlich unfaßbare Komplexität des Lebens überhaupt, zumal in seiner Widersprüchlichkeit als Naturphänomen von ehrfurchtgebietender Wunderbarkeit und dämonischer Bedrohlichkeit, dessen Weißheit als Unschuld, Maske, Leere usw. aufgefaßt werden kann. A.s Jagd ist vieldeutig als handfeste Ausübung einer florierenden Branche der am. Fischerei-Industrie, psychotisch bedingter Drang zur Selbstzerstörung, Hybris aus übersteigertem Individualismus, Suche nach der Erkenntnis der dunklen Seite des Lebens, Rebellion gegen die Schicksalhaftigkeit des Menschen. Mit dem Hervortreten A.s übernimmt der Erzähler zunehmend die Rolle des behutsam reflektierenden Beobachters, der A.s negative Einstellung bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann, aber ein - dem Autor näher kommendes offeneres bzw. differenzierteres Bewusstsein der Welt entwickelt. Der Seemann Bulkington fungiert als mysteriöse, kontrastive Idealgestalt. Starbuck und Pip als ohnmächtige Beschwichtiger A.s. Dreigliedrige Struktur mit episodenhaften, digressiven Zügen (bes. im Mittelteil). Kompilation einer umfangreichen »Cetologie« (= Walkunde): wissenschaftliche, hist., ökonomische Fakten, praktische Details, literarische Zeugnisse, mythische Bilder, diverse Kuriositäten und Spekulationen bezüglich des Wals von der Antike bis zur Gegenwart, teils parodistischer Art. Außerordentliche Fülle der Anspielungen, Zitate, Parallelen usw. Verarbeitung unmittelbarer Anregungen (N. Reynolds Erzählungen über den weißen Wal Mocha Dick, 1837) und verstärkter Einflüsse der Bibel (zentrales Thema, prophetische Züge) und W. Shakespeares (Tendenz zu bühnenmäßigen Szenen, Monologen, komischen Unterbrechungen des tragischen Verlaufs, Spracheigentümlichkeiten). A. in der Tradition von Satan, Prometheus, Faust, den schauerromantischen Helden. Virtuose Flexibilität der Sprache: Archaismen, neuartige Wortverbindungen und -deutungen, Metaphern, pathetische Rhetorik, komplexe Syntax, dynamischer Prosarhythmus.
Lange als Abenteuerbuch verkannt, kam der R. erst im Verlauf des 20. Jh. voll zur Geltung als am. Klassiker epischen Ausmaßes. 5 Übss. darunter Moby Dick von W. Strüver (1927) und R. Mummendey (1964). 3 Filme, darunter von J. Huston (1956).

 

 

1851 Nathaniel Hawthorne:

aE The Snow-Image

17 Erzählungen und Skizzen. Entst. 1832-50. Vorabdrucke in The Token, New England Magazine u.a.

 

Unter den Geschichten die frühe My Kinsman, Major Molineux (Initiation eines Jugendlichen in polit. und individuelle Unabhängigkeit) und die späte Ethan Brand (ein Mann, der auf der Suche nach der unvergebbaren Sünde diese begeht: er trennt seinen Intellekt vom sozialen Mitgefühl). Die Titelgeschichte versinnbildlicht die transformierende Kraft der Imagination im Gegensatz zum gesunden Menschenverstand. Weiter hist. und beschreibende Skizzen.
Wie früher bleibt Hawthorne bei der Allegorisierung von Legenden (The Great Stone Face), Anekdoten (The Canterbury Pilgrims) und Parabeln (The Devil in Manuscript). Letzte Slg. der in Periodika erschienenen Erzählungen von Hawthorne.
Übs. in Sämtliche Werke von L. Du Bois (1852).

 

 

1852 Nathaniel Hawthorne:

aE The Blithedale Romance

R.

 

Massachusetts um 1840. 1-16. Der zweitrangige Poet Miles Coverdale schließt sich im Frühjahr dem sozialistischen Lebensexperiment einer Kommune auf Blithedale Farm an. Er befreundet sich mit Hollingsworth, einem besessenen Philanthropen, Zenobia, einer reichen, emanzipierten Frau, und der armen und sensiblem Priscilla. 17-29. Im Herbst kehrt C. enttäuscht in die Stadt zurück und entdeckt, dass Z. und P. Halbschwestern und beide unter dem Einfluss des Hypnotiseurs Westervelt stehen. Hollingsworth, der P. liebt, rettet sie vor Westervelt, die verschmähte Z. geht ins Wasser. Das Experiment scheitert.
Das arkadische »Blithedale« (= Glückliches Tal) der visionären Transzendentalisten scheitert an Selbstsucht, Unselbständigkeit und mangelnder Lösung von der Vergangenheit: das Gesellschaftsexperiment bleibt Maskerade, hinter der sich unreformierte Konventionen und Leidenschaften verbergen (Leitmotiv des Verbergens: Schleier, Maske, Verkleidung). Ambivalenz von Schein und Sein auch als künstlerisches Problem des Ich-Erzählers C., der nur beschränkte Einsicht in die Vorgänge hat und hinter seiner Distanz die Liebe zu P. verbirgt. Komplexe Ironie durch die Beschränkung der Perspektive. Kontrast in Figuren (C.-Hollingsworth, Z.-P.) und Schauplätzen (Land-Stadt). Symbolischer Jahreszeitenzyklus. Verarbeitung von Erfahrungen auf Brook Farm (1841). Mit der Perspektiventechnik greift Hawthorne Entwicklungen bei H. James voraus.
Übss. Blithedale von W.E. Drugulin (1852); Ein tragischer Sommer von F. Blei (1925).

 

 

1852 Herman Melville:

aE Pierre Or, The Ambiguities

R., 26 Bücher.

 

1.-13. »Saddle Meadows«, N.Y., Gegenwart. Der sensible Pierre Glendinning, Liebling seiner verwitweten, wohlhabenden Mutter, verlobt sich standesgemäß mit der sanften Lucy Tartan, verliebt sich dann aber in Isabel, eine mysteriöse Näherin, die sich als seine uneheliche Halbschwester erweist. Aus familiären und moralischen Rücksichten verschweigt er dies und nimmt sich 1.s an, nach außen gibt er sich mit ihr verheiratet. 14.-26. Er geht mit 1. nach New York und schlägt sich als Schriftsteller im Kreise von Bohemiens durch. Seine Mutter enterbt ihn und stirbt geistesgestört. L. folgt P. aus Liebe und gesellt sich den beiden zu. P. gerät zunehmend in Gefühlsverwirrungen. L.s Bruder und Glen Stanly P.s zwielichtiger Vetter, Erbe statt seiner und Werber um L., versuchen, L. von P. loszureißen, wobei P. Glen tötet. Als L. das Geheimnis um 1. erfährt, erleidet sie einen Schock und stirbt, während P. sich mit 1. im Gefängnis vergiftet.
In Abweichung von den früheren Rr. stellt Melville hier das Thema der Mehrdeutigkeiten (= Untertitel) des Lebens durch eine melodramatische Hdlg. vor typisch am. Hintergrund (Schauplatz mit Stadt-Land-Gegensatz) dar, mit Konzentration auf die psychischen Abgründe in der negativen Entwicklung eines Idealisten, erfolglosen Künstlers und Mannes mit komplizierten Frauenbeziehungen (Varianten des Inzest-Motivs, sexuelle/platonische Liebe, gegensätzliche Frauentypen). P. zw. unbewussten Trieben und gesellschaftlicher Moral, kreativem Enthusiasmus und ökonomischer Praxis, Passivität und Rebellion, Vision und Wirklichkeit, Schein und Sein. Zentrale Bedeutung der Lektüre von Plotinus Plinlimmons Flugschrift über »chronometrische und horologische Zeit« (Analogie: Gegensatz von himmlischer und irdischer Weisheit) und seines Traums von dem mythischen Giganten Enceladus (als großartigem Vorbild). P.s selbstzerstörerische Entwicklung über Isolationsbewusstsein, Identitätskrise, Verunsicherung von Erkenntnisvermögen und Gefühlsregungen. Unausgewogener, teils manieristischer Stil.
Übs. Pierre von W. Weber (1965).

 

 

1852 Harriet Beecher Stowe:

aE Uncle Tom’s Cabin or, Life among the Lowly

R. Entst. 1850-51- Vorabdruck in The National Era.

 

Kentucky und Louisiana, Gegenwart. Als der verschuldete Mr. Shelby aus Kentucky zwei seiner Sklaven verkaufen muss, reagieren die Opfer auf entgegengesetzte Weise: die Eltern des kleinen Harry, Eliza und George Harris, entlaufen mit ihrem Sohn in den Norden und erreichen nach einigen Hindernissen Kanada, während Onkel Tom sich in christlicher Geduld nach Louisiana bringen lässt. Sein erster Herr, Augustine S. Clare, der ihn auf Zureden seiner kleinen Tochter Eva gekauft hat, ist gütig und mild, doch nach dessen und Evas Tod wird T. an den Pflanzer Simon Legree verkauft und von diesem zu Tode gequält.
Die Kritik am System der Sklaverei (und dessen Auswirkung auf Herrn und Sklaven) richtet sich gleicherweise gegen Norden (Auslieferungsgesetze, Billigung oder stillschweigende Toleranz) und Süden (Ausbeutung, Trennung von Familien, zynische Resignation). Der rebellische und militante George Harris, der sich schließlich in Liberia niederlässt, kontrastiert mit dem treuen und geduldigen Märtyrer T. Andere Figuren verdoppelnden Nord-Süd-Kontrast (Augustine-Ophelia St. Clare) oder verdeutlichen verschiedene Typen von Sklaven (Köchin Aunt Chloe, tragischer Mischling Cassy, heidnisches Kind Topsy usw.). Die stereotypen Charaktere sind ganz dem sentimentalen Effekt oder der polit. Agitation untergeordnet. Breite didaktische Diskussion (bes. Augustine-Ophelia) der Sklaverei. Kommentierender allwissender Erzähler mit direkten Leserappellen und moralisierenden Schlussbemerkungen.
Einer der langlebigsten Bestseller der am. Literatur mit internationaler Verbreitung. USA: 300 000 in 10 Monaten; 1 Million in 7 Jahren. England: 1 500 000 bis 1890. Polit. wirksame Verbreitung abolitionistischer Ideen. »Uncle Tom« ist als Schimpfname für servile Schwarze in die am. Sprache eingegangen.
Dramatisierung von G. Aiken (1852) u.a. Mehrere Bearbeitungen, Fortsetzungen, Verfilmungen. Beecher Stowe ließ 1853 eine Verteidigung ihre umstrittenen R.s folgen: A Key to Uncle Tom’s Cabin. Übss. Onkel Toms Hütte W.E. Drugulin (1852), W. Buhre und E. Landgrebe (1964). Eine Antwort aus schwarzer Sicht ist Blake (1861/62) von M.R. Delany.

 

 

1853 George Lippard:

aE New York

Its Upper Ten and Lower Million

R.

 

New York, Gegenwart. Die komplexe Verwicklung von 7 Rivalen in einen Erbschaftsstreit ermöglicht ein sensationelles Gemälde der Klassengegensätze und moralischen Korruption einer Großstadt. Wirksame Kombination von Melodrama und Sozialkritik nach dem Vorbild des französischen Kolportage-R.s. Les Mystères de Paris von E. Sue (1842/43).
In England erschien 1845-49 entsprechend The Mysteries of London von G.W.M. Reynolds u.a.

 

 

1854 Henry David Thoreau:

a Walden Or, Life in the Woods

18-teiliger Essayzyklus. Teilabdruck in Sartain’s Union Magazine (1852). Entst. aus Tagebuchaufzeichnungen seit 1847. Vielfach überarbeitet. Einzelnes als Vorträge im Concord Lyceum.

 

Dem äußeren Rahmen nach gibt Thoreau einen gerafften Bericht über sein zurückgezogenes Leben in der selbsterbauten Hütte am Walden Pond bei Concord (Mass.), 4.7. 1845- 6.9. 1847. Neben der Beschreibung der praktischen Tätigkeiten (Hausbau, Feldbestellung) und gelegentlichen Begegnungen (Besucher) bes. detaillierte Beobachtungen und Deutungen der Natur (Pflanzen, Tiere, See) und Reflexionen über eine sinnvolle Lebensweise. Die Periode der Abkehr von einer in »stiller Verzweiflung« verharrenden Gesellschaft als Experiment, das besinnliche Distanz schafft und durch die Selbstgenügsamkeit des »einfachen Lebens« (Nahrung, Kleidung, Wohnung) im Einklang mit der Natur (»Economy«) frei macht für die Konzentration auf »Wesentliches« und »wirkliches Sein«, d.h. die spirituelle, kulturelle und moralische Regeneration und Fortentwicklung des Individuums (»Where I Lived, and What I Lived for«, »Reading«). Transzendentalistische Position: individuelle, immer erneute Durchdringung der Erscheinungswirklichkeit und Ausrichtung auf die dahinter liegende ewige Wirklichkeit, Aufforderung zum natürlichen, erkenntniswilligen Leben.
Scharfe Kritik an der zeitgenössischen Gesellschaft: der Manipuliertheit und Frustration des täglichen Lebens, Besitzgier, Überproduktion, Spezialisierung, unreflektiertem technischem Fortschritt, Konformismus. Im Bezug zum Leser fungiert das eigene Leben als Gegenbeispiel, die Rückkehr in die Gesellschaft impliziert das Programm: durch die Erneuerung des Individuums eine Verbesserung der Gesellschaft. Das Motiv der Regeneration ist zugleich Strukturmoment: Hervortreten des Zyklischen in der Gesamtstruktur (Frühling als Rahmenmotiv, Jahreszeiten im letzten Drittel dominant) und in zahlreichen Einzelverweisen (Nacht/Morgen, Schlaf/Erwachen, Same/Pflanze usw.). Weitere Anordnungsprinzipien: komplementäre Thematik (z.B. »Solitude« / »Visitors«), klimaktische Funktion (»The Ponds«, »Higher Laws«). Durchgängige Natursymbolik (Sonne, See usw.). Stilistisch Kombination von konkreter Anschaulichkeit mit eklektizistischem Anspielungsreichtum und Formulierungsbrillanz (raffinierte Bildwechsel, Paradoxien, Ironisierungen, Wortspiele). Dieses Hauptwerk des am. Transzendentalismus schildert ein Gegenstück zu zeitgenössischen Kommunenexperimenten und ist bis auf den heutigen Tag Einflussreich geblieben.
7 Übss. Walden, darunter von E. Emmerich (1897, rev. T. Fischer 1971) und F. Meyer (1922).

 

 

1854 Maria Susanne Cummins:

aE The Lamplighter

R.

 

Boston, Gegenwart. Die elternlose, arme Gerty freundet sich mit dem Laternenanzünder Trueman Flint an, wächst unter seinem Schutz auf und wird nach dessen Tod im Haus der blinden Emily Graham aufgenommen, die sich als die Schwester von G.s wieder auftauchendem Vater erweist. G. heiratet schließlich einen ehemaligen Spielkameraden, der es zu etwas gebracht hat. Moralistisch-sentimentaler R. mit stereotyper Heldin (Tugend, Reinheit) und ausmalendem Stil.
Große Popularität. 5 Übss., darunter Der Lampenwärter anonym (1855) und Der Lampenputzer von T. Whelp (1865).

 

 

1854 Timothy Shay Arthur:

aE Ten Nights in a Barroom and What I Saw There

R.

 

Ein Reisender verfolgt den Verfall von »Cedarville« unter dem Einfluss des Saloons: der verkommene Wirt Simon Slade trifft in einer Schlägerei die kleine Mary, die ihren Vater abholen will, tödlich; der Falschspieler Harvey Green ermordet den Verlierer Willy Hammond; S. treibt seine Mutter in den Wahnsinn und bringt seinen Vater um. Schließlich tun sich die Bürger zusammen und führen die Prohibition ein.
Die melodramatische Geschichte gegen Alkohol und Glücksspiel fand als illustratives Beispiel in Abstinenz-Kampagnen Verwendung. Arthur schrieb nahezu 100 solcher Geschichten und Traktate.
Großer populärer Erfolg. bes. durch die Dramatisierung von William W. Pratts (1858).

 

 

1855 Henry Wadsworth Longfellow:

aE The Song of Hiawatha

Versromanze. Verarbeitung von Material aus den Indianer-Studien von H.R. Schoolcraft, J.G. Heckewelder, G. Catlin.

 

Hiawatha, Indianer halb göttlicher Abkunft und Friedensstifter mit magischen Kräften, bewährt sich als streitbarer Beschützer und vielseitig-praktischer Lehrer seines Ojibwa-Volkes, heiratet das Dakota-Mädchen Minnehaha, verwandelt den bösartigen Pau-Puk-Keewis in einen Adler, kann aber eine Hungersnot und M.s Tod nicht verhindern. Er sieht die Ankunft der Weißen voraus, empfiehlt seinem Volk die wohlwollende Aufnahme eines Missionars und entfernt sich zu den Inseln der Seligen.
Longfellow verbindet die hist. Figur des Stammeseinigers H. (16. Jh.) mit indianischen Mythen wie mit christlich-abendländischen Idealvorstellungen und Rechtfertigungen. Sein formales Modell ist das finnische Volksepos Kalevala. Ausgeprägt repetitiver Stil (Doppelung von Ausdrücken, Zeilen) in reimlosen trochäischen Tetrametern, deren Monotonie häufig parodiert wurde. Der große Publikumserfolg des Gedichts machte H. zur bekannten am. Mythenfigur.
Bestseller: 50 000 Exemplare in 5 Monaten. 8 Übss., darunter Das Lied von Hiawatha von A. Böttger (1856) und Hiawatha von H. Simon (1872). 4 Vertonungen, darunter das Orchesterstück Hiawatha von F. Delius (1888). Serie von Illustrationen in Currier-und-Ives-Drucken.

 

 

1855 Herman Melville:

aE Israel Potter

His Fifty Years of Exile

R. Quelle: anonymes Life and Remarkable Adventures of Israel Potter (1824).

 

Der Neuengländer Israel Potter geht zur See, kämpft im am. Unabhängigkeitskrieg, kommt als Gefangener nach England, kann entfliehen, wird für den pro-am. Untergrund in Frankreich tätig, muss erneut fliehen und lässt sich in London nieder. Nach fast 5 Jahrzehnten kehrt er in die Heimat zurück und stirbt verarmt und vergessen, nachdem er seinen Lebensbericht diktiert hat.
Melville verändert die Vorlage durch verstärkte bzw. zusätzliche Einbeziehung von Porträts hist. Personen (George III, Benjamin Franklin, John Paul Jones) und symbolische Stilisierung, zumal durch das Wander-Motiv und das tragische Schicksal der Vereinsamung eines um das »Gelobte Land« verdienstvollen Mannes.
4 Übss., darunter Israel Potters Irrfahrten und Abenteuer von W. Weber (1956) und Israel Potter. Seine fünfzig Jahre im Exil von U. Johnson (1980).

 

 

1855 Walt Whitman:

aL Leaves of Grass

12 Gedichte (ohne Titel)

 

Dominant das lange Einleitungsgedicht (später Song of Myself): Apotheose des eigenen Ichs als »Kosmos«; der Körper im Einklang mit der Seele, der Mensch mit der Natur und deren Zyklen, das Individuum mit dem weiten Land, dem einfachen Volk und alltäglichen Leben, der Dichter als universales prophetisches Sprachrohr; die eigene Widersprüchlichkeit als Indiz der Allumfassendheit. Pantheistische, evolutionäre Verbindungen: Sternenhimmel-Grashalm, Mensch-Tier usw. Komplexes Titelsymbol der Grashalme: Hoffnung, Gleichheit, Tod und Leben, Zeichen Gottes usw. Betonung des Lebens in jeglicher, gleichwertiger Form und des prokreativen Prinzips. Bekenntnishaftigkeit, Spontaneität und Enthusiasmus bis zur Ekstase, Evokation der breiten Vielfalt und des unscheinbaren Details sind die charakteristischen Sprechhaltungen. Frei-assoziative Gedankenfolge zirkularer Tendenz. Die Themen kehren in den anderen Gedichten wieder.
Charakteristisches Stilprinzip der rhapsodischen Reihung: Aufzählung von Einzelheiten, Beispielkataloge, Adjektiv- und Substantivserien, Parallelismen und Variationen führen zu parataktischen Mammutsätzen mit kumulativer Wirkung. Freirhythmische, primär trochäische Langzeiler. Sensualistische Bilder, Fülle von Interjektionen, Anaphern, Binnenreimen, Assonanzen.
Im Prosa-Vorwort entwirft Whitman seine Poetik: Der Dichter harmonisiert spirituell und emotional mit dem Universum, der Natur und der Nation, offenbart als Seher die kosmisch-überzeitliche Ordnung, spricht offen und anregend von der konkreten Gegenwart, engagiert sich für Demokratie und Fortschritt und befolgt die künstlerischen Prinzipien der Einfachheit und Natürlichkeit (d.h. »freies Wachstum« statt Formreglement). Whitman ließ das rhapsodische Vorwort in späteren Ausgaben weg und arbeitete ganze Passagen in By Blue Ontario’s Shore und andere Gedichte ein. Einfluss von R.W. Emerson.
Erste von 9 Fassungen des Gedichtzyklus. Die folgenden Ausgg.: 2. Ausg. mit 32 Gedichten (1856): 3. Ausg. mit 156 thematisch gruppierten Gedichten, Dominanz der Sequenzen »Children of Adam« und »Calamus« (1860); 4. Ausg. mit 236 Gedichten, Einarbeitung der »Drum-Taps«-Sequenzen (1867); 5. Ausg. mit 245 Gedichten in 22 Gruppen (1871) mit Supplement »Passage to India« (1872); 6. Ausg. mit Lyrik und Prosa enhaltendem Begleitband »Two Rivulets« (1876); 7. Ausg. (1881).

 

 

1856 Herman Melville:

aE The Piazza Tales

6 Prosatexte (Skizzen, Geschichten), zuvor in Putnam’s Magazine und Harper’s Monthly erschienen.

 

3 Texte ragen heraus, Bartleby: Ein Wall Street-Notar erzählt die Geschichte seines mysteriösen Schreibers Bartleby, der sich mit sanft-bestimmter Verweigerungsgeste (»I would prefer not to «) der Kopierarbeit entzieht, das Büro nicht mehr verlässt und schließlich im Gefängnis den Tod sucht: Vormals soll er in einem »Dead Letter Office« gearbeitet haben. B.s gradueller, radikaler Rückzug aus einer sinnlos erscheinenden Welt verunsichert und involviert den Erzähler, der sich mit dem Leben arrangiert hatte. Parallele und kontrastive Büro-Satire (2 andere grotesk-komplementäre Schreiber). Mauer-Symbolik und Todesbilder. Suggestive Sprache.
Benito Cereno: Der nordam. Kapitän Amasa Delano begegnet 1799 in einer chilenischen Bucht einem Schiff, das unter seinem kränklichen (ständig von dem Neger Babo begleiteten) spanischen Kapitän Benito Cereno verwahrlost und unheimlich erscheint. Als D. das Schiff verlässt und B. C. ihm nachspringt, enthüllt sich die Situation: die Neger hatten auf dem Sklavenschiff revoltiert, die Weißen überwältigt, D. getäuscht. D. erobert das Schiff, die Neger werden gerichtet, B. C. stirbt im Kloster. Das auf einem Tatsachenbericht beruhende Geschehen wird im 1. Teil evokatorisch (Atmosphäre) und dramatisch (Spannungssteigerung), im 2. Teil sachlich (Gerichtsdokumente) dargestellt. Die Gutgläubigkeit D.s kontrastiert mit B. C.s stillem Leid und der desperaten Brutalität der Neger. Parabel der Ambivalenz von Sein und Schein.
The Encantadas : 10 Skizzen der pazifischen Galapagos-Inseln, deren trügerische Erscheinung (»Die Verzauberten«: eine Gefahr für Schiffe), die desolate vulkanische Landschaft und - bei allem exotischen Reiz - unheimliche Atmosphäre, das fremdartige Getier (Riesenschildkröten) und die hierher verschlagenen Menschen (Seeleute, Verbannte usw.), Erzählungen über Einzelschicksale: den abenteuerlichen kreolischen »Hunde-König«, Leid und Geduld der zurückgelassenen Indianerfrau Hunilla; Misanthropie und Brutalität des Eremiten Oberlus. Die Inseln als zerrspiegelhafter Mikrokosmos. Ausdeutung durch Motti, Parallelen, Symbole (Ambivalenz der hell-dunklen Schildkröten), Bildstränge (Höllen-Metapher).
Übss. Piazza-Erzählungen von K. Lerbs (1946), W. E. Süskind und H. Studniczka (1962). Frühere Teilübss.

 

 

1857 Herman Melville:

aE The Confidence-Man

His Masquerade

R.-Fragment.

 

Auf der Fahrt des Mississippi-Dampfers Fidèle von St. Louis nach New Orleans an einem 1. April gesellt sich ein »confidence-man« zur Menge bunt zusammengewürfelter Passagiere, um deren Vertrauen zu missbrauchen, sie zu foppen, bloßzustellen und zu betrügen. In wechselnden Rollen tritt er als Taubstummer auf, der zur christlichen Barmherzigkeit mahnt, als »Philosoph«, der vom Studium skeptischer Klassiker abrät, als Werber für ein indianisches Witwen- und Waisenasyl, als frommer Spekulant, als Naturapostel und Heilpraktiker, als sozial engagierter Vermittler von Arbeitskräften, als »Kosmopolit«, der die Reihe der ihm nicht gewachsenen Gegenspieler ausschaltet.
Stärker als die realistisch-handfeste Gauner- und Aprilscherz-Komik vor regionalem Hintergrund tritt die mehrschichtige satirische Allegorie in den Maskenspiel- und Narrenschiff-Traditionen hervor: das Schiff als Mikrokosmos der oberflächlichen am. Gesellschaft und der leichtgläubigen Menschheit, Entlarvung von Naivität, Materialismus, Heuchelei, moralischer Unsicherheit, mangelnder Nächstenliebe, vor allem durch konstrastreiche Pointierung realer Verhaltensweisen. Mehrdeutigkeit von »confidence«: Vertrauen, Optimismus, Betrug. Fülle der Anspielungen, Implikationen, Bilder, Ironien. Eingestreute Exempla. Episodenstruktur. Abstrakt-artifizieller Stil. Mit diesem pessimistischen Werk verstummte Melville als Erzähler für 3 Jahrzehnte ( Billy Budd, Sailor, 1888-91).
Übs. Ein sehr vertrauenswürdiger Mann von W. Hilsbecher (1958).

 

 

1858 Oliver Wendell Holmes:

aE The Autocrat of the Breakfast-Table

12 Konversationen. Serialisiert im Atlantic Monthly, November 1857-Oktober 1858.

 

In einer Bostoner Pension lässt sich der Autokrat vor einer gemischten Gesellschaft von Gästen über alle möglichen Themen aus: Literatenklubs, Pferderennen, Romane, Theologie, Poesie, Zuhörer, Lebenserinnerungen, Neue Welt usw. Er heiratet schließlich eine Lehrerin, die ihm aufmerksam zugehört hatte, und überlässt den Tisch seinem Freund, dem Professor.
In der Konvention des Tischgesprächs reiht Holmes virtuose Einfälle und kurze Essays aneinander, die die souveräne intellektuelle Haltung des Autokraten verdeutlicht. Frühstücksrunde als Auslöser und Publikum für die Reflexionen des Autokraten (Rollenspiele zw. Sprecher und verschiedenen Zuhörertypen werden laufend thematisiert). Epigramme, Paradoxa, abrupte Themenwechsel, Gedichteinlagen (The Chambered Nautilus über die Entwicklung des Menschen; The Wonderful One-Hoss Shay, eine Satire auf den Zusammenbruch puritanischer Logik) und wechselnde Darstellungskonventionen (z.B. formale Essays über Altern oder Bäume). Die mündliche Gesprächssituation modelliert die Situation zw. Holmes und seinen Lesern. Einflüsse von Ch. Lamb und W. Hazlitt.
Großer Erfolg. Fortsetzungen in The Professor at the Breakfast-Table (1860) mit verstärkter Satire auf den Puritanismus und The Poet at the Breakfast-Table (1872) über Wissenschaft und Literatur.

 

 

1859 Dion Boucicault:

aD The Octoroon Or, Life in Louisiana

Dr., 5, Auff. 5.12. Winter Garden, New York. Vorlage: M. Reid, The Quadroon, R. (1856).

 

Louisiana, Gegenwart. George Peyton kehrt aus Paris auf die verschuldete Pflanzung seiner Tante zurück. Der betrügerische Gläubiger Jacob M’Closky ersteigert und verliebt sich in Zoe, die uneheliche Tochter von G.s Onkel mit einer Sklavin. Zoe nimmt sich aus Liebe zu G. das Leben, bevor die Verbrechen von M. entdeckt und rückgängig gemacht werden.
Melodramatisches Antisklavereistück, das Schwarze und Indianer mit Weißen, Süd- mit Nordstaatlern kontrastiert. Rassendiskriminierung bis in die 4. Generation (»Octoroon« = »Achtelneger«). Höhepunkte: Mord, Versteigerung, Feuersbrunst. Prosa mit charakterisierenden Sprechweisen.
Großer Erfolg.

 

 

1860 Nathaniel Hawthorne:

aE The Marble Faun Or, The Romance of Monte Beni

R., 2 Bde. Entst. 1858-60. Engl. Ausg. unter dem Titel Transformation. Verarbeitung von Tagebuchmaterial einer Italienreise (1857-59).

 

Rom, Gegenwart. 1-23. Die 3 Künstler Hilda, Kenyon (beide aus Amerika) und Miriam (aus Europa) erkennen an Graf Donatello, ihrem italienischen Freund, eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer Faunstatue von Praxiteles. D. tötet aus Liebe zu M. einen sie bedrängenden geheimnisvollen Verfolger. Schmerzliche Reue verändert das Leben von D. und H., die zufällig Zeugin der Tat wurde. Die 4 trennen sich. 24-50. Kenyon besucht D. auf dessen Schloß Monte Beni und führt ihn wieder mit M. zusammen M. vereinigt ihrerseits Kenyon mit der geheimnisvoll verschwundenen H., die jetzt - gereift - einwilligt ihn zu heiraten. M. büßt, D. geht ins Gefängnis.
Hawthornes Thema von den Folgen der Schuld wird hier in einen größeren geschichtlichen und kulturellen Rahmen gestellt. Heidnische (D.) und christliche Unschuld (H.) werden durch Erfahrung gewandelt und mit der Realität konfrontiert. Parallele Transformation des Kontrastpaares M. und Kenyon. Kulturell stehen sich das am. Paar (H.-Kenyon) und das europäische Paar (M.-D.) gegenüber wie Unschuld-Erfahrung, Puritanismus-Katholizismus, Geschichtslosigkeit-Geschichte. Beide Paare reflektieren zugleich den Zusammenhang zw. Kunst und Moral. Symbolische Kunstlandschaft Roms und Italiens, auf die die Hauptfiguren imaginativ ihre Probleme projizieren. Doppelgängerthematik (Trennung, Vereinigung, Verdrängung). Persönlicher Erzähler, der die geheimnisvolle Vorgeschichte (Schuld M.s) und die Deutung von D.s Wandlung (Reifung oder Untergang) bewusst offenhält. Komplexer Szenenaufbau, der Figuren und Schauplätze vielfach parallelisiert (z. B. Türme von H. und D., Villa Borghese - Corso). Der R. prägte für lange Zeit das Romerlebnis am. Touristen und antizipierte das sog. internationale Thema von H. James.
Übss. Miriam oder Graf und Künstlerin von C. Marggraf (1862); Der Marmorfaun von G. Günther (1981).

 

 

1860 Ralph Waldo Emerson:

a The Conduct of Life

9 Essays. Nach Vorlesungen (1851).

 

Enthält vor allem Gedanken über ethische Verhaltensfragen im Leben des einzelnen. Unter Bezugnahme auf mystische Hindu-Lehren betont er die moralische Freiheit des Individuums gegenüber den Härten des Schicksals (Fate) und den Erkenntniswert scheinbar unverbundener Erfahrungsmomente (Illusion). Weitere Themen: Macht, Reichtum, Kultur, Schönheit u. a. Emersons letzte bedeutende Prosa-Slg.
5 Übss., darunter Die Führung des Lebens von E. S. v. Mühlberg (1962) und K. Federn (1926).

 

 

1860 Frederick Goddard Tuckerman:

aL Poems

Gedichte. Privatdruck.

 

Die Gedichte bringen persönlichen Kummer und Skepsis gegenüber dem Leben in Amerika zum Ausdruck, in konziser Bildlichkeit, eigenwilliger Sprache und experimenteller Metrik (Sonette mit veränderter Zeilenlänge, Reimstruktur). in der eigenen Zeit weithin unbekannt, wurde Tuckerman im 20. Jh. als ein Vorläufer der Moderne aufgewertet.

 

 

1860 Dion Boucicault:

aE The Colleen Bawn Or, The Brides of Garryowen

Dr., 3. Auff. 27.3. Keen’s Theatre, N. Y. Bearbeitung von Gerald Griffin, The Collegians (1829), einem R., der auf einen ir. Mordfall zurückgeht.

 

Garryowen (Vorort von Limerick). Auf die arme Eily O’Connor, ein blondes Mädchen (= »colleen bawn«) wird ein Mordanschlag verübt, doch alles kommt noch zu einem guten Ende: sie heiratet den verschuldeten Gutsbesitzer Hardress Cregan.
Melodrama mit komischer Nebenhdlg. um zugkräftige ir. Charaktertypen. Effektvolle Mischung aus Schauer, Schwüren, Familienehre, Whiskey, Liedern und Mondlicht auf dem Killarney-See.
Großer Erfolg. Oper The Lily of Killarney von D. Boucicault und J. Oxenford (1862).

 

 

1860 Anna Sophia Stephens:

aE Malaeska Or, The Indian Wife of the White Hunter

R.

 

Hudson River-Tal, 18. Jh. Der weiße Jäger William Danforth und die Indianerin Malaeska heiraten und haben einen Sohn. D. fällt im Kampf gegen Indianer. M. kehrt mit dem Jungen zu ihrem Stamm zurück, wird dort aber verstoßen. Auch von den Weißen, unter denen der Sohn dann aufwächst, wird sie nicht akzeptiert. Schließlich kommen beide um.
Melodramatische Geschichte mit offensichtlicher Moral, stereotypen Figuren, handlungsbetonter Erzählung, einfacher Sprache. Gilt als 1. Beispiel der enorm populären Gattung der Dime Novels (= 10 Cents kostende Rr.), kommerziell kalkulierter Hefte mit spannenden Geschichten sensationeller Effekte.
Verkaufserfolg: 300 000 Exemplare. Übs. Malaeska von A. Kretzschmar (1866). Trotz formalen Einhaltens konventioneller Moral wurden die Dime Novels wegen ihres gewalttätigen Inhalts häufig angegriffen. Thematisch konzentrierten sie sich in den 60er und 70er Jahren auf das Grenzermilieu (Buffalo Bill- und Deadwood Dick-Serien), in den 80er und 90er Jahren auf Kriminalfälle (Old Sleuth- und Nick Carter-Serien). In den 90er Jahren wurden sie durch die sog. Pulp Magazines (aus billig »holzigem« Papier) mit noch sensationelleren Abenteuern, oft in exotischem Milieu, sowie die Jugendbuchreihen von W. G. Patten und E. Stratemeyer abgelöst.

 

 

1861 Oliver Wendell Holmes:

aE Elsie Venner

A Romance of Destiny

R. Vorabdruck 1859/60 als The Professor’s Story in Atlantic Monthly.

 

»Rockland«, Neuengland, 1858-59. 1-16. Der Medizinstudent Bernard Langdon lernt als Dorfschullehrer die 17jährige Elsie Venner kennen, eine Schülerin, die geheimnisvolle schlangenartige Verhaltensweisen zeigt. 17-32. B. entdeckt das Geheimnis (E.s Mutter wurde während der Schwangerschaft von einer Schlange gebissen), aber E., die sich unerwidert in B. verliebt hat, stirbt. Nebenhandlg. um E.s Vetter aus Südamerika.
Ein Versuch, »die Doktrin der Erbsünde zu testen« und damit eine puritanische Gesellschaft zu kritisieren, die erbliche Krankheiten als Sünde behandelt, Schule, episkopalische und unitarische Kirche, Richter und Arzt versagen vor E.s pathologischem Fall. Tiere stehen für Seelisches (Schlange, Pferd, Taube). Ich-Erzähler B.s Medizinprofessor, der die breite Charakterisierung von Neuengland (Prägung des Begriffs »Brahmanenkaste« für dessen intellektuelle Elite) der Handlungsführung vorzieht. Einfluss von Ch. Darwin und N. Hawthorne.
Großer Erfolg (6 Auflagen zu Lebzeiten): Dramatisierung von G. A. Miles (1965). Holmes ließ 2 weitere »medizinisch behandelte« Rr. folgen: The Guardian Angel (1867) und A Moral Antipathy (1885).

 

 

1861/62 Martin R. Delany:

aE Blake Or, The Huts of America

R., 2. Serialisiert in The Weekly Anglo-African November 1861-Mai 1862.

 

USA und Kuba, 1852-53. 1. Als seine Frau Maggie nach Kuba verkauft wird, entflieht der Sklave Henry Blake und beginnt auf einer heimlichen Reise durch die Südstaaten, die Schwarzen zum Widerstand zu organisieren. Einige führt er in die Freiheit nach Kanada. I1. In Kuba kauft B. seine Frau frei und bereitet mit dem Poeten Placido den bewaffneten Aufstand gegen die weißen Sklavenhalter vor.
Antwort aus schwarzer Sicht auf die frömmelnde Darstellung von Sklaven in Uncle Tom’s Cabin (1952): Widerstand, nicht fatalistische Unterwerfung ist die richtige Antwort auf die Sklaverei. Realistische Schilderung der Südstaaten, z. T. nach eigenen Erfahrungen. Betonung der revolutionären Tradition der Schwarzen (Nat Turner, Plácido). Kontrastierende Sprechweisen.
Buchausg. (1970; unvollständig).

 

 

1862 Charles F. Browne:

aE Artemus Ward: His Book

50 satirische Skizzen und Vorträge. Einzelnes in Plain Dealer (Cleveland) und Vanity Fair 1858-62.

 

In der satirischen Maske des gerissenen alten Schaustellers Artemus Ward, der mit einer Wanderausstellung von Tieren und Wachsfiguren durch die Staaten zieht, gießt Browne seinen Spott aus über Sekten (Mormonen, Shakers, Free Lovers), Spiritisten, Sklavenbefreier, Südstaatler, Dorfbewohner, parodiert sentimentale Rr. und macht sich lustig über literarische Abende, Theater und musikalische Aufführungen. Monolog, Vortrag, Brief, Interview, Anekdote und »tall tale« sind häufige Konventionen. W. verkörpert den mit allen Wassern gewaschenen Yankee (»im Schaugeschäft seit 22 Jahren«), dessen respektlose Direktheit alles auf das ihm naheliegende Geschäft reduziert (Interview with President Lincoln, Fourth of July Oration). Mischung von Yankee-Dialekt und westlichen Sprechweisen. Komische Schreibfehler. Einige Texte waren auch vorher durch mündlichen Vortrag erprobt und schließen direkt an volkstümliche mündliche Traditionen an. Großer Erfolg, auch in England. Einfluss auf M. Twain.
Erweiterte engl. Ausg. (1865) und Fortsetzungen.

 

 

1863 Henry Wadsworth Longfellow:

aE Tales of a Wayside Inn

Sequenz von 7 Verserzählungen.

 

Ein bunter Freundeskreis sitzt am Kamin des Sudbury Inn, nahe Boston, beim Geschichtenerzählen. Der Wirt erzählt von dem Bostoner Silberschmied, der als reitender Bote im Unabhängigkeitskrieg vor den Briten warnt (Paul Revere’s Ride), ein spanischer Jude erzählt eine Rabbiner-Legende, ein norwegischer Musiker eine Island-Sage usw. Die Mehrzahl der Erzählungen entstammt der literarischen Tradition Europas wie auch das Rahmenschema der Erzählsituation und Erzählertypen (G. Chaucer).
In den Teilen II (1872) und III (1873) erzählen die Freunde weitere Geschichten. Übs. Erzählungen aus einem Wirtshaus an der Landstraße von 1. Schuchardt (1879).

 

 

1863 Henry David Thoreau:

a Excursions

11 Essays in postumer Slg., ursprünglich in The Dial, The Atlantic u.a. Zss. erschienen. Biographisches Vorwort von R.W. Emerson.

 

Enthält besinnliche Essays über Spaziergänge und Wanderungen (Walking ist eine Art Credo), die Landschaften Neuenglands und Naturstimmungen im Jahreszyklus (Concord, Herbstfarben, Wildäpfel, Maitage usw.), Beobachtungen zur regionalen Fauna und Flora.
Eine weitere Slg. von »Ausflügen« erschien mit The Maine Woods (1864): ausführliche Wiedergabe von 3 autobiogr. Trips mit hervortretender Naturschilderung und Bewunderung für die Männer der Wildnis.

 

 

1866 John Greenleaf Whittier:

aE Snow-Bound

A Winter Idyl

Versidylle.

 

Die Whittier-Farm bei Haverhill, Mass., wird um 1822 durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten. Die Familie rückt am warmen Feuer zusammen und verbringt die Zeit mit Erzählen von Erinnerungen und Geschichten.
Die nostalgische Wiedergabe eines Jugenderlebnisses kontrastiert mit der Gegenwart (Bürgerkrieg, Verstädterung). Doppelte Zeitstufung der Erinnerungen bis in die Pionierzeit zurück. Liebevolle Beschreibung der Familienmitglieder und Lobpreis der »kleinen Welt«. Persönlicher einfühlender Erzähler. Jambische Tetrameter, meist Paarreim. Einfluss europäischer Idyllendichtung.
Großer Erfolg und das beliebteste Gedicht Whittiers. 21 Ausgg. bis 1930. Weitere Gedichtbände folgen. The Complete Poetical Works (1894), darin die patriotische Ballade Barbara Fritchie und Laus Deo, Preis der Sklavenemanzipation. Übs. Eingeschneit von K. Knortz (1879).

 

 

1866 Herman Melville:

aL Battle-Pieces and Aspects of the War

73 Gedichte.

 

Die Gedichtslg. verfolgt den am. Bürgerkrieg von der Hinrichtung John Browns bis zum Verhör General Lees, häufig aktuell an Schlachten anknüpfend, und enthält Stimmungsbilder (The Coming Storm), Soldatenporträts (Stonewall Jackson), Totenklagen (Shiloh) usw. Die Thematik reicht von Vorahnungen (The Conflict of Convictions) über Kriegsbegeisterung (Look-out Mountain) und Desillusionierung (The House-Top) bis zu Visionen zukünftiger Versöhnung (America, Meditation). Melville betont die Tragik des beidseitigen Idealismus und verwendet entsprechend dramatische Effekte, ironische Parallelen, ambivalente und antithetische Motive. Bibel-Anspielungen, Tier- und Wetter-Bilder. Experimente mit unterschiedlichen metrischen Formen.
Teilübs. in Der Rosenzüchter und andere Gedichte von W. Weber (1969).

 

 

1867 Mark Twain:

aE The Celebrated Jumping Frog of Calaveras County and Other Sketches

Erzählungen und Skizzen. Entst. 1865-67. Einzelnes in Zeitungen des Westens und in Vorträgen.

 

Die Titelgeschichte behandelt eine Wette zw. Jim Smiley und einem Fremden darüber, welcher ihrer beiden Frösche höher springen kann. S. verliert, weil der Fremde dessen Frosch heimlich mit Schrotkugeln gefüttert hat. Twain, der die Geschichte in einem Bergarbeiterlager gehört hatte, bietet sie in der Sprache und Erzählweise der mündlichen Tradition der Tall Tale (Erzählermaske Simon Wheeler, umständliche Einführung, Abschweifung und Verzögerung, stereotype Einfügungen, katalogisierende Übertreibung bei gleichzeitiger Wahrheitsbeteuerung). Humorvoll satirisch auch andere Skizzen, z. B. gegen Musterknaben der Schulbücher (The Story of the Bad Little Boy, The Story of the Good Little Boy) oder gegen schlechten Journalismus. Mehr komische Übertreibung als realistische Schilderung. Genaue Wiedergabe der gesprochenen Sprache mit ihren Verschleifungen, Intonationen, Betonungen und Brüchen oder Parodie der Schriftsprache in Buch und Zeitung.
Großer Erfolg. Nachdruck 1870. Übs. in Der berühmte Frosch der Grafschaft Calaveras und andere Erzählungen von M. Busch (1912).

 

 

1867 John William De Forest:

aE Miss Ravenel’s Conversion from Secession to Loyalty

R.

 

»New Boston« (= New Haven) während des Bürgerkriegs. Lillie Revenel ist mit ihrem Vater, einem Abolitionisten, von New Orleans nach Connecticut gegangen. Sie wird von dem tüchtigen, doch bescheidenen Anwalt Edward Colburne aus Neuengland und dem schneidigen, aber unzuverlässigen Unionsoffizier John Carter aus Virginia umworben. Als Südstaatlerin heiratet sie - gegen die Bedenken des Vaters - Carter. Die beiden Männer ziehen in den Krieg und erleben, obwohl siegreich, all seine Schrecken. Carter betrügt L. mit deren kreolischer Tante Mrs. Larue. L. verlässt ihn. C. fällt kurz darauf heldenhaft. Bei Kriegsende ist L. ganz zur Sache des Nordens bekehrt. Sie heiratet Colburne.
Neu an dem R. ist vor allem sein betonter Realismus, zumal die Beschreibung des Krieges (Schmutz, Angst, Greuel der Schlachten und Lazarette, Fieber, Sinnlosigkeit), dann die Konzeption gemischter Charaktere (Carter als Don Juan mit moralischen Skrupeln. mutiger Held mit angekratzter Glorie) und durchaus unromantischer Frauentypen (die emanzipatorisch-freizügige Mrs. Larue, die selbstbewusste, emotional komplexe L.).

 

 

1867 Horatio Alger:

aE Ragged Dick

R.

 

Der »zerlumpte Dick«, ein elternloser New Yorker Straßenjunge, schlägt sich als Schuhputzer durch und bleibt - mit Witz und Mut - anständig. Als er einmal Fremdenführer spielen kann, erhält er einen Anzug. Er trägt seine Ersparnisse auf die Bank und nimmt Fortbildungsmöglichkeiten wahr. Er rettet den kleinen Jungen eines Kaufmanns vorm Ertrinken im East River und bekommt daraufhin die Stelle eines Kontoristen: Sein Aufstieg zu »fame and fortune« hat begonnen. Der R. illustriert den populären am. Mythos vom Selfmademan: ein Junge arbeitet sich aus ärmlichsten Verhältnissen durch prinzipielle Tugendhaftigkeit, beherztes Zupacken und mit etwas Glück empor zu materiellem und sozialem Erfolg. Stereotype Verbindung von vordergründig realistischen Zügen (Stadtdetails, gesprochene Sprache) mit spannender Hdlg. (Schlägerei, Diebstahl, Lebensgefahr) und pädagogischen Fingerzeigen für das jugendliche Lesepublikum.
Nach dem Erfolgsschema des Erfolg verfasste Alger eine ganze Serie von Ragged Dick-Rr. sowie weitere Serien wie Luck and Pluck (1869 ff.) und Tattered Tom (1871 ff.). Insgesamt schrieb Alger an die 130 Rr. für Jungen, deren Gesamtauflage auf 20 000 000 Exemplare geschätzt wird. Parodie: N. Wests A Cool Million (1934).

 

 

1867 William Francis Allen u.a. [Hgg.]:

aL Slave Songs of the United States

Slg. von Liedern der am. Negersklaven. Mithgg.: Charles Pickard Ware, Luck McKim Garrison.

 

Enthalten sind religiöse wie weltliche Lieder (Spirituals, Shouts, Work Songs), charakteristische Liedtypen der Schwarzen, die ihr Elend reflektieren (Vertröstung aufs Jenseits, Erleichterung von Schwerarbeit). Der Kommentar hebt die spezifische Mischung von europäischen (Kirchenliedstruktur, Balladenform) und afrikanischen Elementen (tonale Gleit- und Beugungseffekte) hervor. Es dominieren die Züge des unbegleiteten Gruppengesangs.
Die erste einer Reihe von Slgg. afro-am. Folklore, die seit Anfang des 20. Jh. den hinzutretenden Liedtyp des individuelleren, stimmungsbetonten, instrumental begleiteten Blues miteinbeziehen.

 

 

1868/69 Louisa May Alcott:

aE Little Women Or, Meg, Jo, Beth, and Amy

R., 2.

 

1. Trotz Verarmung und anderer Schicksalsschläge führen die Marches im kleinstädtischen Neuengland ein glückliches Leben: während der Vater als Feldgeistlicher in den Bürgerkrieg zieht, schlägt sich die beherzte Mutter mit 4 heranwachsenden Töchter durch - der jungenhaften, schriftstellerisch ambitionierten Jo; Meg, die eine feine Dame werden möchte, der zarten, musikalischen Beth; der bildhübschen Amy. I1. Amy heiratet den Nachbarn Theodore Laurence; Meg den Hauslehrer John Brooke; Beth stirbt; Jo wird Autorin und heiratet Prof. Bhaer. Die Charakterisierung der Mädchen im Übergang von der Kindheit zum Erwachsenendasein, die Schilderung eines häuslichen Alltags mit dramatischen Momenten, des Zusammenhalts der Familie sowie die ausgeprägte Sentimentalität und Erbaulichkeit machten den stark autobiogr. R. zu einem Klassiker der am. Jugendliteratur.
Langzeitiger Bestseller. Als komplementärer R. folgte Little Men (1871). 5 Bühnenversionen. 4 Übss., darunter Kleine Frauen anonym (1877) und Betty und ihre Schwestern von 1. Artl (1959). 4 Filme, darunter von G. Cukor (1933).

 

 

1869 Mark Twain:

a The Innocents Abroad Or, The New Pilgrim’s Progress

Reisebuch; entst. als Überarbeitung von Korrespondentenberichten für Daily Alta California (San Francisco).

 

Europa, Kleinasien, 8. Juni bis 19. November 1867. 1-37. Im Auftrage seiner Zeitung nimmt Mark Twain an einer »Vergnügungsreise« ins Gelobte Land teil. Mit 65 meist älteren Passagieren verlässt die Quaker City New York und landet nach kurzen Abstechern in Marseilles; Ausflug nach Paris, Genua (Abstecher nach Mailand, Comer See, Venedig, Florenz). Die Reise führt weiter über Rom nach Neapel, Pompeji und Capri, Konstantinopel, Sewastopol, Odessa und Jalta. 38-61. Von Smyrna aus beginnen die Reisenden den beschwerlichen Landweg nach Jerusalem (über Ephesus, Damaskus, Nazareth und viele andere biblische Stätten). In Haifa nimmt sie ihr Schiff wieder auf und bringt sie, nach einem kurzen Abstecher in Ägypten (Alexandria und Kairo), über Cadiz zurück nach New York.
Die im Titel ausgesprochene Ironie - Tourismus als säkularisierte Pilgerfahrt - wird kontrastiert mit einer Satire auf aus am. Sicht rückständige europäische und kleinasiatische Länder. Die »Pilger«, mit Reiseführer und Bibel gewappnet, eilen von einer Kirche oder biblischen Stätte zur anderen und offenbaren auf komische Weise ihre Unwissenheit in Sprache, Geschichte, Kultur und Gebräuchen sowie auf der anderen Seite ihre Unbefangenheit vor den feudalen Autoritäten und Heiligtümern der Alten Welt (Doppelsinn von »Innocents«). T. stilisiert sich selbst als am. Tourist mit Souvenirwut, Reiseführerwissen und Abenteuerlust. Beide Seiten der Satire - gegen Reisende und Bereiste - verklammert ein durchgehend antiromantischer Zug: ironische Durchbrechung von Erwartungen und stereotypen Touristenstimmungen (z. B. Vergänglichkeitsmeditation in Pompeji) sowie burleske Behandlung europäischer Traditionen (z. B. Legende der 7 Schläfer von Ephesus). Weiter: Beschreibung geographischer und sozialer Verhältnisse in den Konventionen des Reisebuchs. Detailgetreue Wiedergabe wechselt mit offensichtlichen Übertreibungen, feierliche Passagen mit ironisch ironisch umgangssprachlichen. In der Perspektive des naiven Erzählers findet T. eines der Hauptmittel des Humors, das in verschiedenen Ausformungen bis zu A Connecticut Yankee in King Arthur’s Court (1889) bestimmend bleibt. Lockere episodische Struktur.
Übss. Die Arglosen auf Reisen von M. Busch (1875); A. M. Brock (1966).

 

 

1870 Bret Harte:

aE The Luck of Roaring Camp and Other Sketches

Slg. von Texten, die zuvor in The Overland Monthly erschienen waren.

 

Enthalten sind 9 »Skizzen« (= Kurzgeschichten), 3 Erzählungen, 4 deskriptive Vignetten. Titelgeschichte: kalifornisches Goldgräberlager » Roaring Camp«. Die rauhen Männer ziehen »Luck«, ein verwaistes Prostituiertenkind, auf und werden dadurch selbst gesitteter und humaner. Bei der Schneeschmelze von 1851 kommt Luck um. The Outcasts of Poker Flat: der Spieler Oakhurst, der Trinker »Uncle Billy« und die Prostituierten »Herzogin« und »Mutter Shipton« werden um 1850 aus der kalifornischen Siedlung »Poker Flat« verbannt, treffen ein flüchtiges Liebespaar und kampieren in der Sierra. Als sie eingeschneit werden, macht sich Billy mit den Mauleseln davon. Die anderen zeigen sich wegen des Paares von ihrer besten Seite und halten zusammen. Man findet sie später erfroren.
Mit seiner Darstellung des abenteuerlichen-wilden, zivilisationsfernen kalifornischen Goldgräbermilieus und der impressionistischen Evokation lokaler Atmosphäre schuf Harte den Prototyp der sog. Local Color Tale. Regionalmythos des am. Westens mit Archetypen (Goldgräber, Spieler, Bardamen usw.). Die Personen als paradoxe Typen (z.B. der Spieler von hamletscher Melancholie) zw. Kultur und Wildnis. Melodramatische Effekte. Häufige Verbindung von Komik und sentimentaler Tendenz. Kompakte Struktur: vorwiegend lapidarer, teils gestelzter Erzählstil, stilisierter Slang in der Figurensprache. Einflüsse: W. Irving, N. Hawthorne, H.W. Longfellow, Ch. Dickens.
Die Titelgeschichte machte Harte mit einem Schlag berühmt. 28 Teilübss., darunter Kalifornische Novellen von W. Hertzberg (1873), Kalifornische Erzählungen von P. Baudisch (1924), Kalifornische Abenteuer von R. Röder (1962), Der gelbe Hund. Goldgräberstories von K.B. Leder (1965). 3 Filme.

 

 

1871 Walt Whitman:

a Democratic Vistas

Pamphlet. Ausarbeitung der beiden in Galaxy erschienenen Artikel Democracy (1867), worin er sich mit Th. Carlyles Artikel Shooting Niagara: And After? auseinandersetzt, und Personalism (1868)

 

Unter dem Eindruck des Bürgerkriegs und der materialistischen Nachkriegszeit formuliert Whitman seinen Glauben an die Prinzipien der Demokratie und des Individualismus (»Personalism«) und an die Zukunft der Nation. In »Spekulationen« und »Ausblicken« sieht er Amerika nach den Phasen der polit. Konstituierung und des Stadiums des materiellen Fortschritts im Übergang zur spirituellen Unabhängigkeit und moralischen Zivilisation, wodurch die demokratische Idee erst ihre entscheidende Verwirklichung findet. Diese Entwicklung wird gefördert durch archetypische und modellhafte Bilder der Dichter und Denker und die pädagogische Einwirkung des Staates und getragen von dem körperlich-geistig-moralisch vollkommenen Individuum, der gleichberechtigten Frau und dem gut funktionierenden Gemeinwesen. Whitman entwickelt seine Gedanken im Rahmen globaler hist. Bezüge (Alte Welt/Neue Welt, Menschheitsgeschichte) und aktueller Zeitkritik (Oberflächlichkeit, Demoralisierung, Provinzialismus) und prophezeit rhapsodisch Amerikas Größe und Eigenständigkeit in allen Lebensbereichen.
Übs. Demokratische Ausblicke von H. Reisiger (1922).

 

 

1871 Edward Eggleston:

aE The Hoosier Schoolmaster

R. Abdruck in Hearth and Home (1871).

 

»Flat Creek« im Hinterland von Indiana, um 1850. 1-12. Ralph Hartsook aus Lewisburg muss sich als Lehrer mit der einfältigen Bevölkerung und bes. seinen Schülern herumschlagen. 15-25. R. gewinnt den älteren Schüler Bud Means und auch die Dienerin Hannah Thompson durch Uneigennützigkeit und Opferbereitschaft für sich. 26-34. Er muss jedoch vor dem Lynchen fliehen, als der Verdacht wegen eines Einbruchs auf ihn fällt. Ein benachbartes Gericht klärt den Fall, und R. kann H. heiraten.
Kampf zw. Grenze und Zivilisation verkörpert in Dorf und Lehrer. Sozialer Realismus und eine Reihe prägnanter Charakterstudien. Komisch zugespitzte Szenen (Buchstabierwettbewerb, Sonntagspredigt, Schulstunde). Persönlicher Ich-Erzähler, der ironisch mit den Erwartungen der Leser spielt (Romanzen - oder Kriminalliteratur). Dialoge im Dialekt der Bewohner von Indiana (= Hoosier). Einfluss auf das Entstehen einer realistischen Regionalliteratur des Westens, die den Zusammenhang von Charakter und Milieu zum Ausgangspunkt nimmt. Anregungen durch Erlebnisse von Egglestons Bruder George.
Übs. Der Schulmeister von Flat Creek von W. Lange (1878).

 

 

1871 John Hay:

aL Pike County Ballads

6 Gedichte.

 

Balladen über Charaktere aus Pike County, Ill., in entsprechendem Dialekt: Helden der Grenze, die sich für die ihnen anvertrauten Passagiere opfern (Jim Bludso, Golyer) oder für Rechte der Schwarzen einsetzen (Banty Tim) oder eine natürliche Religiosität besitzen (Little Breeches). Auch humorvolle Behandlung des Alkoholismus. Balladen im volkstümlichen Ton des Westens. Einige Gedichte wurden beliebte Rezitationsstücke des 19. Jh.

 

 

1872 Mark Twain:

aE Roughing It

Teilweise Verarbeitung von früheren Zs.-Artikeln und Vorträgen.

 

Nevada, Kalifornien, Hawai, 1861-1867. Eine weitgehend autobiogr. Schilderung der am. Expansion nach Westen. 1-20. Twain kutschiert von St. Louis nach Carson City: Reiseeindrücke, Geschichte des Desperados Slade, Satire der Mormonen unter Brigham Young. 21-41. In Nevada schließt er sich einer Gruppe von Schürfern an. Seine Erwartung, Silber auf der Erdoberfläche zu finden, wird bitter enttäuscht (hartes Leben, Betrügereien). 42-61. T. wird Reporter am Territorial Enterprise in Virginia City und profitiert vom beginnenden Boom der Comstock-Mine, der Spekulation, plötzlichen Reichtum, Betrug, Mord und Gesetzlosigkeit bringt. Wegen einer illegalen Duellforderung muss T. Nevada verlassen und geht als Reporter nach San Francisco. Armut treibt ihn zu einem letzten vergeblichen Versuch des Silberschürfens im Calaveras County. 62-79. T. übernimmt eine Reportage über die Sandwich Islands (Landschaft, Eingeborene, Missionare). Nach seiner Rückkehr beginnt T. eine erfolgreiche Karriere als Vortragsreisender, die ihn schließlich zurück in den Osten führt.
Neben der persönlichen Erzählung, von der Entwicklung eines naiven Neulings zum erfahrenen Reporter, eine Episode in der Geschichte des am. Westens. Durchgehende antiromantische Tendenz: statt Pionier, Farmer und edlem Indianer Beschreibung von Abenteurern, Bodenspekulanten und verkommenen Indianerstämmen, statt Garten Beschreibung von Alkali- und Steinwüsten. Bemühen um realistische Beschreibung von geographischen, ökonomischen und sozialen Verhältnissen mit der ironischen Moral, dass in Ost und West nur harte Arbeit zum Erfolg führt. als komisches Gegengewicht dienen die eingelegten, unglaubwürdigen Tall Tales: Büffeljagd, Horace Greeley-Anekdote, Schneesturm, Erdrutsch-Rechtsstreit, Buck Fanshaws Beerdigung, Jim Blaines Geschichte und Greeleys Rübenbrief. Lockere episodische Struktur und Vielfalt von stilistischen Experimenten: pointenhafte Ironisierung der erhabenen Landschaftsbeschreibung, journalistische Aufarbeitung von Sachverhalten (Daten, Fußnoten, Appendix), Wiedergabe der reichen mündlichen Tradition des Westens und sorgfältige Wiedergabe von Episoden im Sinne des publikumswirksamen Vortrags.
Übs. Durch dick und dünn von O. Wilck (1960).

 

 

1873 Henry Timrod:

aL Poems

73 Gedichte. Hg. von Paul H. Hayne. Entst. 1848-72. Einzelnes in The Southern Literary Messenger, Russell’s Magazine u.a.

 

Der am. Bürgerkrieg, die Natur und häusliche Ereignisse sind häufiger Anlaß. Ethnogenesis preist die Geburt einer neuen Nation der Südstaaten durch Sezession. A Vision of Poesy beschreibt die Entfaltung der Imagination eines jungen Poeten. Ode, Sonett, Lied. Romantische Konventionen. Einfluss von A. Tennyson.

 

 

1873 Mark Twain/Charles Dudley Warner:

aE The Gilded Age

A Tale of Today

 

R. Twain schrieb die Sellers-Hawkins-Hdlg. Warner die Sterling-Bolton-Hdlg. Datiert 1874.

 

USA, 1850-72. 1-28. Ein Brief des ewigen Spekulanten Colonel Beriah Sellers lockt die Familie Hawkins von Tennessee, wo sie einen größeren Landbesitz zurücklassen, nach Missouri. Unterwegs adoptieren sie die durch eine Dampferexplosion verwaiste Laura. Gemeinsame Spekulationen bringen Hawkins und S. an den Rand des Ruins. S. gelingt es, Harry Brierly, den Agenten einer Eisenbahngesellschaft, und Senator Dilworthy für ein weiteres Projekt zu gewinnen. Duch Bestechung bekommt D. vom Kongreß Gelder bewilligt, die jedoch fast völlig von den Bestochenen und Aktienschwindlern aufgebraucht werden: das Projekt bricht zusammen. 29-63. Harrys Freund Philip Sterlin schürft für den reichen Quäker Eli Bolton, dessen Tochter Ruth er liebt, nach Kohle in Ilium, Pa., um den von Spekulationen ruinierten Bolton zu retten. Ruth und P. heiraten. Inzwischen verfolgt D. den Plan, den Tennesseebesitz der Hawkins an den Staat zu verkaufen, und setzt Washington Hawkins und L. als Lobbyisten in Washington ein. Auch dies scheitert, als bekannt wird, dass D. Wahlstimmen gekauft und L. ihren ehemaligen Verführer ermordet hat. Der spektakuläre Prozeß um L. führt unter dem Druck auf Öffentlichkeit und Gericht zum Freispruch. Laura stirbt allein und verlassen. Washington gibt den Landbesitz, der wie ein Fluch auf der Familie gelastet hat, auf.
Die Satire auf die Korruption der Gründerzeit (= »Vergoldete Zeit«) wird in einem breiten sozialen Panorama auf mehreren Ebenen durchgeführt: der unteren und oberen Mittelklasse (Hawkins, Bolton), der Dörfer und Städte (Obedstown, Tenn., Stone Landing, Mo., Washington, D.C., Philadelphia, New York), der Korporationen (Eisenbahn, Kohle, Landspekulation, Presse) und der Regierung (Kongreß, Senat, Gerichte). Die Gegenhandlung um P. und R. verdeutlicht, wie Arbeit, Uneigennützigkeit und Ehrlichkeit zum Erfolg führen. Der R. selbst »vergoldet« durch ironisch gelehrsame Motti und melodramatische Elemente (Verführung, Rache, Prozeß). Konventionelle Erzählweise mit genauer Beschreibung der ökonomisch-polit. Zusammenhänge. Dickensartige Karikaturen. Reaktion auf zeitgenössische Rr. und Skandale um Senator Samuel Pomeroy (= D.) und Laura Fair (= L.). Vorläufer der »muckraker«-Bewegung und des polit. Schlüssel-R.s.
Erfolgreiche Dramatisierung Colonel Sellers (zuerst The Gilded Age), 1874. Übs. Das vergoldete Zeitalter von M. Busch (1876).

 

 

1876 Mark Twain:

aE The Adventures of Tom Sawyer

R.

 

»St. Petersburg« (= Hannibal), Mo., um 1840. 1-11. Im Gegensatz zum Musterknaben Sid treibt dessen Halbbruder Tom Sawyer mit seinen Streichen Tante Polly zur Verzweiflung. Neben Joe Harper spielt T. besonders gern mit Huckleberry Finn, dem Sohn des Dorfsäufers. Mit H. wird T. eines Nachts auf dem Friedhof zufällig Zeuge eines Mordes. H. und T. schwören sich ewiges Schweigen. 12-22. T. versteckt sich mit H. und Joe Harper für eine Woche auf einer Insel im Mississippi und taucht überraschend bei seinem eigenen Begräbnisgottesdienst auf. 23-35. Die langweiligen Schulferien nehmen eine plötzliche Wendung, als T. im Mordprozeß den Täter Injun Joe belastet und dieser flieht. T. und H. stoßen bei der Schatzsuche auf das Versteck von Injun Joe und einen von diesem gefundenen Schatz. Injun Joe versteckt sich in einer weitläufigen Höhle am Fluß, in die sich auch T. und seine Freundin Becky Thatcher während eines Picknickausfluges verirrt haben. T. und Becky retten sich aus der Höhle, doch Injun Joe verhungert darin. Witwe Watson nimmt H. aus Dankbarkeit zu sich, um ihn zu erziehen. H. reißt aus, doch T. kann ihn überreden, zurückzukehren und Räuber zu spielen.
Im Gegensatz zum »Model Boy«-Kinderbuch schafft Twain das realistische Porträt eines lügenden und immer zu Streichen aufgelegten Dorfjungen und eine komische wie spannende Hdlg. mit konventionellen Abenteuer-Elementen wie Friedhof, Insel, Schatz, Höhle. In dem Piraten-Zwischenpiel auf Jackson’s Island wird der Gegensatz zw. gesellschaftlichen Zwängen (Tante Polly, Sonntagsschule, Judge Thatcher) und idyllischer Freiheit sichtbar. T. steht sozial zw. H. und den Thatchers und entscheidet sich am Ende für die letzteren und die 6 % Zinsen seines Schatzanteils. Hinter der Kinderwelt werden die Umrisse der erwachsenen Dorfgesellschaft mit Richter, Schule, Kirche, Vereinen, Sklaven usw. sichtbar, in die, wie das Schlusswort andeutet T. hineinwachsen wird. Getreue Wiedergabe mittelam. Sprechweisen mit sozialer Differenzierung zw. H., T. und Sklaven. Dreiteilige Struktur - mit eingelegter Idylle - aufgelockert durch lose Episodenverknüpfung außerhalb der Kriminalgeschichte und Einführung komischer Nebencharaktere. Ironisch unpersönlicher Erzähler meist aus der Perspektive von T. Eingelegte Satiren auf gehobenen literarischen Stil (Schulaufsätze) und Sentimentalität (Bittschrift für Injun Joe). Das Buch wurde zum Muster zahlloser Kinderbücher und mit seinen Fortsetzungen ( The Adventures of Huckleberry Finn, 1884) zum Vorläufer der Kinderbuchserien um einen festen Hauptcharakter.
Bestseller mit nachhaltiger Wirkung auf am. Kultur. Zahllose Übss. Die Abenteuer von Tom Sawyer von M. Buch (1876); R. Eger (1943); E. Kessel (1953); L. Krüger (1965). Bearbeitungen, Imitationen und Filme.

 

 

1876 Henry James:

aE Roderick Hudson

R. Serialisiert in The Atlantic Monthly.

 

Der Kunstliebhaber Rowland Mallet will den jungen Bildhauer Roderick Hudson fördern und nimmt ihn aus Massachusetts mit nach Rom. Nach einer kreativen Phase führt Roderick im Kreise der dortigen Künstler zunehmend ein Leben der Zerstreuung. Er verliebt sich hoffnungslos in die eigenwillig-ehrgeizige Halb-Amerikanerin Christina Light. Weder Rowland noch Mutter und Verlobte, die angereist sind, können Rodericks Verfall aufhalten. Christina heiratet den Prinzen Casamassima. Roderick stürzt sich in den Alpen zu Tode.
In diesem Frühwerk entwickelt James bereits einige seiner typischen Themen und Techniken: das sog. internationale Thema der Konfrontation am. Unschuld mit europäischer Kultur und Lebenskunst, ein dementsprechender Verfallsprozeß; das Verhältnis von Leben und Kunst und die Ausbalancierung künstlerischer und moralischer Qualitäten, Roderick und Rowland in entsprechend komplementärer Typenkonstellation; perspektivisches Erzählen (Rowland als zentrales Bewusstsein), gepflegter Stil mit ironischer Tendenz. Einfluss von N. Hawthorne, Turgenjew, Ch. Dickens.

 

 

1876 Herman Melville:

aE Clarel

A Poem and Pilgrimage in the Holy Land

Erzählgedicht in 4 Teilen. Entst. unter dem Eindruck einer Palästina-Reise (1857) seit 1867.

 

1. Jerusalem. Der am. Student und Tourist Clarel verlobt sich mit Ruth, einer am. Jüdin, und schließt sich, als sie den Tod des Vaters beklagen muss, einer zu den heiligen Stätten pilgernden Karawane an. I1.-IV. Die Reise, in deren Verlauf 2 Pilger sterben, führt durch die Wüste, zum Kloster Mar Saba und schließlich nach Bethlehem. Wieder in Jerusalem, muss er erfahren, dass R. gestorben ist.
Melville benutzt den erzählerischen Rahmen zum Porträt eines jugendlichen Suchers, der im Heiligen Land mit verschiedenen religiösen Repräsentanten (dem oberflächlichen optimistischen Anglikaner Derwent, dem scheuen Einzelgänger Vine, dem apokalyptischen Fanatiker Mortmain usw.) konfrontiert wird und sich von tiefer Skepsis unter dem Einfluss des ausgeglichenen offen-herzlichen Rolfe zu einer positiveren Lebenseinstellung entwickelt, die sich im selbst erfahrenen Leid bewährt (symbolischer Schluss: C. auf der Via Crucis). Hervortreten der Pilgergespräche. Gliederung der Teile in je 30-40 canto-artige Gedichte in jambischen Tetrametern mit wechselnden Reimschemata und Versparagraphen.

 

 

1877 Sidney Lanier:

aL Poems

11 Gedichte. Einzelnes in Lippincott’s Magazine.

 

Neben Liebesgedichten für Charlotte Cushman symbolische Naturgedichte über die agrarischen Südstaaten (Corn) und die hist. Meditation The Psalm of the West , die den Widerspruch zw. Freiheit und Gesetz (West und Ost) reflektiert. Symbolisierende Technik, verschiedene Strophenkonventionen mit Nachdruck auf musikalischer Klangstrukturierung (The Symphony). Explizite Moralisierung. Einfluss auf die Lyrik der Südstaaten.
Vollständige Slg. der Poems (1884). Darin The Song of the Chattahoochee, lyrische Beschreibung eines Flusses.

 

 

1879 Henry James

aE Daisy Miller

A Study

Novelle. Vorabdruck im Cornhill Magazine nach Ablehnung durch am. Verleger wegen abträglicher Darstellung eines am. Mädchens und wegen des europäischen Genres.

 

Der in Genf ansässige junge Amerikaner Frederick Winterbourne lernt in Vevey die hübsche, unbekümmerte »Daisy « Miller aus neureicher Familie in Schenectady (N.Y.) kennen, die mit Mutter und Bruder Europa bereist. Er trifft sie in Rom wieder, wo sie sich mit dem kaum gesellschaftsfähigen Giovanelli angefreundet hat. Ihr unkonventionelles Auftreten veranlaßt die am. Kolonie, sie zu schneiden, und treibt W. im Verlaufe einiger zweideutiger Situationen in die Eifersucht und schließlich zur Lossagung. Als D. jedoch am »römischen Fieber« (Malaria) stirbt, muss er von G. erfahren, dass sie - die verkörperte Unschuld und Liebenswürdigkeit - ihrer letzten Botschaft nach frei für ihn war.
Im Mittelpunkt die Wirkung von D. als »American flirt« auf W. und die anderen Amerikaner in Europa. Kontext der Spannungen zw. am. und europäischen gesellschaftlichen Konventionen: W. schwankt in der Beurteilung ihres Charakters (Naivität/Koketterie, Unschuld/Dreistigkeit), orientiert sich am europäischen Kodex, provoziert sie durch seine »Steifheit« und erkennt nachträglich, wie sehr er ihr Unrecht getan hat und wie sehr er der eigenen Herkunft entfremdet ist. Das sog. internationale Thema behandelt James hier in novellistischer Straffheit. Konzentration auf W.s Bewusstsein: schon weitgehend monoperspektivisches Erzählen. Namensymbolik (Winter/Gänseblume). Schlüsselwort »innocence«.
Großer Erfolg. Bühnenversion mit glücklichem Ausgang von James (1883). Übs. von H.M. Braem und E. Kaiser (1958). Film von P. Bogdanovitch (1974).

 

 

1879 George Washington Cable:

aE Old Creole Days

7 Kurzgeschichten.

 

Colonel De Charleau versucht, seine Plantage zu verkaufen und verliert Herrenhaus und Töchter an den Mississippi (Belles Demoiselles Plantation). Der alte Sklavenhändler Poquelin lebt zurückgezogen, um heimlich seinen aussätzigen Bruder zu versorgen, und bekämpft heftig den Versuch, sein ödes Land für eine Straße zu nutzen (Jean-ah Poquelin). Der Holländer Kristian Koppig verliebt sich in Poulette, die ihn jedoch wegen des Negerbluts ihrer vermeintlichen Mutter abweisen muss und erst heiraten kann, als sich ihre rein spanische Abstammung herausstellt (‘Tite Poulette).
Wie hier evoziert Cable in seinen Geschichten durchweg das Lokalkolorit des alten New Orleans und der spanisch-französischen »kreolischen« Gesellschaft von Louisiana in Typen, Verhaltensweisen, Zeiterscheinungen und Atmosphäre.
Rev. Ausg. (1881) mit der zusätzlichen Novelle Madame Delphine, einer weiteren Variante des Rassenthemas.

 

 

1880 George Washington Cable:

aE The Grandissimes

A Story of Creole Life

R. Serieller Vorabdruck in Scribner’s Monthly.

 

New Orleans, 1803. In einer Familienfehde hat der hitzige Agricola Fuselier den letzten der De Grapions im Duell getötet. Dessen Witwe Aurora lebt mit ihrer Tochter Clotilde in ärmlichen Verhältnissen. Der Bankier Honoré, das Oberhaupt der Grandissimes, verliebt sich in Aurora, der deutsch-am. Apotheker Joseph Frowenfeld in Clotilde, doch soziale Komplikationen erschweren in beiden Fällen die Verbindung. Nach dem gewaltsamen Tod Agricolas kommt es zur Aussöhnung der Familien und zur doppelten Heirat.
Vor dem Zeithintergrund des Ankaufs von Französisch-Louisiana durch die USA präsentiert Cable mit viel Lokalkolorit ein differenziertes Sittenbild kreolischen Lebens: Typen gegensätzlicher Art (der noble H./der fanatische A.) und unterschiedlicher Herkunft (Frowenfeld als Neuling; der gigantische Stammesfürst Bras-Coupé als flüchtiger Negersklave; H.s Halbbruder mit Negerblut als tragisches Opfer); Detailrealismus in der Beschreibung der sozialen Verhältnisse und imitative Wiedergabe kreolischer Sprechweisen; Bemühungen um farbigen Erzählstil. Erzähltechnische Manipulationen wie Raffung, Rückblenden, abrupte Übergänge.
Rev. Ausg. 1883. Übs. Die Grandissimes von E. Pfänder (1881).

 

 

1880 Lew Wallace:

aE Ben-Hur

A Tale of the Christ

R.

 

Jerusalem. Der jüdische Aristokrat Judah Ben-Hur wird von dem Jugendfreund Messala zu Unrecht des Mordanschlags auf den römischen Gouverneur bezichtigt, zu lebenslänglichem Galeerendienst verurteilt, kommt nach Jahren frei und kehrt als römischer Offizier zurück. Er besiegt M. in einem Wagenrennen und entlarvt ihn, findet Mutter und Schwester als Aussätzige geächtet und wird, nachdem Jesus die Gläubigen geheilt hat, als Christ aktiv.
Als »Geschichte um Christus« mit hist.-orientalischem Kolorit, dramatischer Spannung und epischer Breite hatte der R. ernormen Erfolg und wurde zum Prototyp des populären Genres des epenhaften Bibel-R.s.
Zur Popularität des Bestsellers kam die der Bühnenversion von W. Young (1899), der 3 Filme, bes. des von R. Aldrich (1959), und des Wagenrennens als langjähriger Höhepunktsnummer im Zirkus Barnum und Bailey. Übss. in zahlreiche Sprachen, ins Deutsche von B. Hammer (1888) und R. Zoozmann und H. Burg (1950).

 

 

1880 Henry Adams:

aE Democracy

An American Novel

R. Anonym veröffentlicht.

 

Washington, D.C., Gegenwart. Die reiche New Yorker Witwe Mrs. Lightfoot Lee will in Washington den innersten Kreis der am. Demokratie und Regierung kennenlernen und freundet sich zu diesem Zweck mit dem Einflussreichen Senator Silas P. Ratcliffe aus Illinois an. Nur die vereinten Anstrengungen ihrer Schwester Sybil Ross und des befreundeten Rechtsanwalts John Carrington sowie die Entdeckung von R.s Korruption retten L. vor der Heirat mit ihm und der Beteiligung an seiner Macht.
Die Satire auf »die Regierung des Volkes, durch das Volk, für den Nutzen von Senatoren« entlarvt die aristokratischen Ambitionen der Washingtoner Gesellschaft (Imitation europäischer Aristokratien und Monarchien) und problematisiert die moralischen Vorstellungen einer reichen Oberschicht, die Macht, aber keine polit. Verstrickung will. Kein Schlüsselr. wie The Gilded Age (1873), sondern eine fiktionale Verdichtung, in die Adams’ Ideen über die Regierungen von U. Grant und R.B. Hayes sowie Finanzminister G.S. Boutwell eingehen.
Populärer Erfolg.

 

 

1881 Walt Whitman:

aL Leaves of Grass

293 Gedichte. 7. Fassung des seit 1855 erscheinenden Zyklus: endgültige Anordnung.

 

Whitman eröffnet den Zyklus zunächst mit einer Reihe meist kurzer, einleitender »Inscriptions«, dann mit den beiden langen Selbstporträts Starting from Paumanok (Eröffnungsgedicht von 1860) und Song of Myself (dominantes Gedicht der Erstausg.). Auch im Hauptteil der Slg. gibt es - mehr oder weniger - thematische Schwerpunkte innerhalb der Gedichtgruppen und Bezüge zw. ihnen. »Children of Adam« und »Calamus« sind 2 komplementäre Sektionen, von denen die erste die betont körperlich-ursprüngliche Liebe des Mannes zur Frau besingt (I Sing the Body Electric), während die zweite das Kalmus-Symbol benutzt, um die Freundschaft und Liebe zw. Männern zum Ausdruck zu bringen (I Saw in Louisiana a Live-Oak Growing). Eine angefügte lockere Gedichtgruppe erweitert die Sympathiebekundung ins Globale (Song of the Open Road) und Überzeitliche (Crossing Brooklyn Ferry). Die nächsten 3 Sektionen reflektieren das Vergehen der Zeit: »Birds of Passage« hält Momente der Bewegung im evolutionären Wandel fest (Pioneers! O Pioneers), »Sea-Drift« bezieht das Meeresbild als zyklisches Ewigkeitssymbol auf das individuelle Leben (Out of the Cradle Endlessly Rocking), während »By the Roadside« Beobachtungen en passant aneinanderreiht. Mit der dramatischen Sektion »Drum-Taps« wendet Whitman sich dem Bürgerkrieg zu: die Gedichte beschreiben eine Stimmungskurve von militanter Leidenschaftlichkeit über (präzise Wirklichkeitsbilder vermittelnde) Beobachtungsdistanz zum schmerzlichen Bewusstsein der Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges (The Wound-Dresser). »Memories of President Lincoln« sind verhaltene Elegien auf den ermordeten großen Führer der Nation (When Lilacs Last in the Dooryard Bloomed; O Captain, My Captain). An »Autumnal Rivulets«, locker gruppierte Andeutungen persönlicher und nationaler Reife, schließt sich eine Reihe von Gedichten an, die zivilisatorische Errungenschaften mit transzendentaler Spiritualität in Verbindung bringen (Passage to India). Den religiösen Bezug rückt »Whispers of Heavenly Death« ganz in den Mittelpunkt: Erkundung der Gesetze des ewigen Lebens, Betonung der einigenden Kraft der Welt-Seele (Chanting the Square Deific). Die Slg. schließt mit den Sektionen »From Noon to Starry Night« und »Songs of Parting«, die verschiedene Themen in meist rückblickender oder vorausschauender Betrachtung wiederaufnehmen.
Whitman geht in seinem Zyklus von enthusiastischer Selbstdarstellung aus und bestimmt dann das Verhältnis von Ich und Welt (Mitmenschen, Natur, Kosmos) in elementarer, kollektiver Hinwendung und räumlich-zeitlich sich weitender Betrachtungsweise. Die Erfahrung des Bürgerkriegs führt zu einer konkreteren Auseinandersetzung mit der Realität und dämpft den frühen Enthusiasmus. In der Überwindung der nationalen Krise wird eine neue Zukunft anvisiert. Schließlich tritt verstärkt eine mystische Weltsicht hervor. Über die Organisation solcher thematischer Komplexe hinaus ist die Slg. weithin gekennzeichnet durch die musikalische Struktur der Variationen von Leitmotiven (vgl. den Einfluss der Oper auf Whitman). Auch in der Sprachgebung und Metrik sind die Charakteristika des Frühwerks weitgehend erhalten. Formal findet sich später häufiger eine Tendenz zur Durchstrukturierung (komponierte Strophen und Strophengruppen). Als Naturschwärmer, Sensualist, Demokrat, Mystiker und Prophet, als Rhapsode, der zu realistischer Detailfülle und epischer Breite neigte, und als poetischer Erneuerer, der mit neuen Motive, Freiversen, klanglichen und rhythmischen Effekten, Schlüsselsymbolen und kumulativen Strukturen experimentierte, hat der erste große am. Lyriker enormen Einfluss auf die am. Lyriker der Moderne gehabt: E. Pound, C. Sandburg, W. C. Williams, A. Ginsberg u. a.
Die 8. Ausg. (1889) fügte den Anhang »Sands at Seventy« (58 Gedichte) und das retrospektive Nachwort »A Backward Glance O’er Travel’d Roads« bei. Die 9. Ausg. (= letzter Hand, 1891-92) fügte den 2. Anhang »Good Bye My Fancy« (31 Gedichte) bei. 11 Teilübss., beginnend mit Grashalme von K. Knortz und T. W. Rollestan (1889). Übs. Grashalme von H. Reisiger (1922, rev. 1956).

 

 

1881 Mark Twain:

aE The Prince and the Pauper

A Tale for Young People of All Ages

R. Entst. 1877. Veröffentlichung in London. Am. Ausgabe 1882.

 

London 1547. 1-3. Durch einen Kleidertausch zw. dem 9jährigen Tom Canty aus dem Armenviertel Offal Court und dem gleichaltrigen Prinz Edward, Sohn von Henry VIII, wird E. aus dem Palast gejagt und T. für den Prinzen gehalten. 4-30. Während T.s Fehlverhalten einer momentanen Geistesschwäche des Prinzen zugeschrieben wird, gerät E. als Bettlerjunge in fortwährende Lebensgefahr. Er findet in Miles Hendon, der selbst durch seinen Bruder Hugh um sein Erbe geprellt worden ist, einen väterlichen Freund. Durch verschiedene Entführungen und Rettungen gerät E. in Kontakt mit der Justiz und den Armen des Landes (Diebe, Bauern, Eremiten). Als M. und E. schließlich in Hendon Hall erscheinen, lässt Hugh sie beide ins Gefängnis werfen. T. hat in der Zwischenzeit gelernt und leitet, als Henry VIII stirbt, eine Reform der Gesetze ein, mit denen der Hof die Armen unterdrückt. 31-33. Rechtzeitig zur Krönungszeremonie trifft E. in London ein und beweist mit T.s Hilfe sein Identität. Als Edward VI belohnt er T. und M. und beseitigt einige der Übel, die er als Armer kennengelernt hat.
Versuch, mit den Konventionen des Märchens soziale Missstände für die Kinder durchschaubar zu machen. Der Rollentausch ( Pudd’nhead Wilson, 1894) ermöglicht die scharfe Kontrastierung von Verschwendung am Hof und Verarmung des Landes und führt E. durch aktives Mitleiden zur Einsicht und Wohltätigkeit. Kritik der engl. Monarchie und ihrer Gesetzgebung. Fußnoten belegen die Authentizität der geschilderten Missstände. Kontrastive Parallelführung der Hdlg., Ironie von Traum und Wirklichkeit, archaisierende Wiedergabe von Sprechweisen im Dialog, Einschaltung fiktiver Chronisten. Einfluss von Ch. Dickens.
Übss. Der Prinz und der Betteljunge von H. Lobedan (1890); L. Krüger (1967). 5 Filme, darunter von W. Keighley (1937).

 

 

1881 Henry James:

aE Washington Square

R. Serieller Vorabdruck in Cornhill Magazine.

 

1-23. New York, um 1850. Die scheue Catherine Sloper verliebt sich in den flotten Morris Townsend und gibt ihm ihr Jawort. Doch ihr Vater, ein begüteter Arzt, über die Durchschnittlichkeit C.s enttäuscht und von der Erbschleicherei T.s überzeugt, verweigert seine Zustimmung. C. erkennt, dass sie vom Vater nie geliebt wurde, und kämpft um so entschlossener um den Geliebten. 24-31. Nach einer einjährigen Europareise mit dem Vater unverändert, willigt sie in T.s Entführungsplan ein. Dieser lässt sie jedoch angesichts der sicheren Enterbung in Stich. C. fügt sich in die Unerbittlichkeit eines altjüngferlichen Lebens. 32-35. Als T. sich ihr Jahre später erneut nähert, weist sie ihn mit der gleichen Bestimmtheit ab, mit der sie dem sterbenden Vater die Aufgabe T.s verweigerte: die Vergangenheit ist für sie »begraben«, nicht »vergessen«.
Für den frühen James typische Charakter- und Milieustudie des am. Bürgertums. Konzentration auf die doppelte Enttäuschung der unscheinbaren, empfindsamen C. durch den überlegenen, gefühlskalten Vater und den blendenden, berechnenden Verehrer (parallele Rationalität der Männer) und ihre Entsagung aus Selbstachtung. Straffe Erzählung. Einbeziehung von Typenkomik (die romantisch-intrigante Tante Penniman), Ironie (Konstellation), hist. Lokalkolorit (Schauplatz-Symbolik, Verweise auf die Entwicklung New Yorks).
Bühnenversion The Heiress von A. und R.G. Goetz (1948), danach Film von W. Wyler (1949). Übs. Die Erbin vom Washington Square von A. Kuoni (1956).

 

 

1881 Henry James:

aE The Portrait of a Lady

R. Serieller Vorabdruck in Macmillan’s Magazine und The Atlantic Monthly.

 

1-20. Gegenwart. Die junge mittellose Amerikanerin Isabel Archer ist auf »Gardencourt«, dem engl. Landsitz ihres Onkels Mr. Touchett, zu Besuch. Sie befreundet sich mit dem Vetter Ralph, dessen Lungenkrankheit ihm eine engere Verbindung verbietet, und schlägt - romantisch, anspruchsvoll - die Werbung Lord Warburtons ebenso aus wie erneut die des ihr nachgereisten Geschäftsmanns Caspar Goodwood. Ralph vermittelt ihr über den Vater eine Erbschaft als finanzielle Sicherheit für ihren Werdegang. 21-35. 1. reist nach Florenz, wo sie über die mondäne Madame Merle den verwitweten, mittellosen Dilettanten Gilbert Osmond (2 ansässige Amerikaner kennenlernt. Fasziniert von O.s Kultiviertheit und gegen den Rat der Touchetts heiratet sie O. 36-52. Rom, Jahre später. 1. hat ein Kind verloren und muss erkennen, dass O. kalt und oberflächlich ist und sie geheiratet hat, um sich und seine Tochter Pansy (die einem Verhältnis mit Madame Merle entstammt) zu versorgen. Sie entzweit sich mit ihm, als er die unerfahrene Pansy zur Heirat mit Lord Warburton zwingen will. Gegen O.s Verbot reist sie nach England ans Sterbebett Ralphs. 53-56. Sie bekundet Goodwood ihre Zuneigung, kehrt jedoch aus Achtung des Ehebundes, Stolz und Verantwortungsgefühl gegenüber Pansy nach Rom zurück.
Zentral das Charakterporträt 1.s. Sie ist charmant, sensibel, offen, doch auch puritanisch-strikt. Sie sucht ein Leben der Unabhängigkeit, doch begeht aus Unerfahrenheit (Schlüsselworte »independence«, »ignorance«) den »großzügigen Irrtum« ihrer Ehe. Statt für den ungestümen am. Geschäftsmann Goodwood oder den engl. Gentleman Warburton entscheidet sie sich für den falschen Glanz des europäisierten O. und nimmt die desillusionierenden Konsequenzen auf sich. Das internationale Thema wird durchgespielt in einer Reihe weiterer Amerikaner unterschiedlicher Assimilationsgrade. Allmähliches Ausmalen des Porträts. Entsprechende Zuordnung aller Figuren auf 1.: die Freundin Henrietta Stackpole als burleske Variation, Pansy als Parallelfall, Egozentrik als Gemeinsamkeit von 1. und O. usw. 1. weitgehend Bewusstseinszentrum des R.s., Hintergrund wechselnder Schauplätze (Atmosphäre) und Mittel- und Oberschichtmilieus. Stilistisch Tendenz zu ökonomischer Prägnanz, dezenter Ironie und systematisierter Bildlichkeit (z.B. Augen, Schlüssel). Einfluss von G. Eliot. Der R. markiert den Höhepunkt von James’ früher Schaffensperiode.
Übs. Bildnis einer Dame von H. Blomeyer (1950). Dramatisierung von W. Archibald (1954).

 

 

1881 Joel Chandler Harris:

aE Uncle Remus

His Songs and His Sayings

34 Erzählungen, 9 Lieder, 21 Anekdoten, z.T. nach mündlichen Quellen aus Georgia. Einzelne vorher in The Atlanta Constitution.

 

Der alten Uncle Remus, ehemaliger Sklave, erzählt dem 7jährigen Sohn seiner Herrin Geschichten aus der alten Zeit (Legends of the Old Plantation): Tierfabeln vom Fuchs, Kaninchen, Bär u.a., die sich auf verschiedene Weise (z.B. mit der Puppe des »Teerbabys«) zu überlisten versuchen. Verstand siegt immer über Kraft. Weiter: Transkriptionen von Kirchen , Arbeits  und Festliedern der Schwarzen. Schließlich zeitgenössische Anekdoten über Uncle R., die seine natürliche Herzenswärme, Weisheit und Klugheit zeigen.
Kinderbuch auch für Erwachsene, das z.T. sehr altes Material der am. Folklore in Dialekt und Erzählweise der Schwarzen aus Georgia wiedergibt. Zentral die Figur des »trickster« (Gauner als Held). Nahegelegte Anwendung auf die Lebensverhältnisse der Schwarzen in der Sklaverei. Erzählverfahren der mündlichen Tradition (formelhafte Wiederholungen und Vergleiche, weitgehende Dialogisierung, Emphase). Anregung durch einen Artikel über Indianermythen.
Großer Erfolg als Kinderbuch bis heute. Viele Fortsetzungen: Nights with Uncle Remus (1883); Uncle Remus and his Friends (1892) usw.

 

 

1882 William Dean Howells:

aE A Modern Instance

R. Geplant als The New Medea (nach Euripides). Vorabdruck im Century Magazine.

 

Bartley Hubbard, ein cleverer Bostoner Journalist, verliert nach anfänglichen Erfolgen aufgrund beruflicher Skrupellosigkeit, durch Trunksucht und Verschuldung seine Stellung und verlässt seine ihn abgöttisch liebende, eifersüchtig-nörgelnde Frau Marcia und die gemeinsame Tochter. Eustace Atherton (der Erzähler) und Ben Halleck, ein seit langem in M. verliebter Geistlicher, versuchen zu helfen. Es kommt zur Scheidung. Doch auch nach B.s gewaltsamem Ende in Arizona kann H. sich aus puritanischen Skrupeln nicht zur Verbindung mit M. entschließen.
Howells präsentiert aktuell-realistisch einen »modernen Fall«, den Prozeß von B.s moralischer Korruption durch Charakterschwäche und journalistische Praktiken und der resultierenden Zerrüttung der Ehe (verstärkt durch M.s Verhalten). Extreme Kontrastierung B./H. Einfluss von H. James.

 

 

1882 Francis Marion Crawford:

aE Mr. Isaacs

A Tale of Modern India

R.

 

Erzählt die Geschichte des persischen Juwelenhändlers »Mr. Isaacs« (= Abdul Hafiz-ben-Isâk) im kolonialen Nordindien. Der erste von 45 populären Rr. mit meist fernen Schauplätzen wie Italien, Deutschland und dem Orient (nur 7 spielen in Amerika), ausschließlich konzipiert als Unterhaltung ohne Bezug zur Leserwirklichkeit. Romantische, exotische, hist. Atmosphäre: evokatives Erzählen mit Spannungsmomenten.
Übs. Mr. Isaaacs von Th. Höpfner (1892). Die spezielle Gattung des asiatischen R.s erfreute sich seit dem ausgehenden 19. Jh. zunehmender Beliebtheit: von L. Hearn bis P.S. Buck.

 

 

1882 Mark Twain:

a Life on the Mississippi

Autobiogr. Skizzen. Kapp. 4-17 erschienen 1875 als »Old Times on the Mississippi« im Atlantic Monthly.

 

1-3. Vorgeschichte: die Entdeckung, Erforschung und Besiedlung des Mississippi. 4-20. 1857-1861. Twain wird Lehrling bei dem bekannten Lotsen Horace Bixby und lernt den Fluß genauestens kennen. Als T. sein Patent erhält, bricht der Krieg aus und setzt dem Flußhandel ein Ende. 21-60. 1882. T. unternimmt mit seinem Verleger und einem Stenographen eine Flußdampferreise von St. Louis bis New Orleans und zurück bis St. Paul. Der Flußdampfer ist von Eisenbahn und Schleppkahn verdrängt worden. Die Städte südlich von St. Louis zeigen in zunehmendem Maße (Memphis, Vicksburg, Baton Rouge, New Orleans) die Spuren des Krieges und eine rückständige romantische Ideologie, während die Bevölkerung und Handel der Städte nördlich von St. Louis ungehindert wachsen.
In dem Wandel des Lebens am M. führt T. ein Stück am. Sozialgeschichte vor. Die technologische Umstellung von Dampfer auf Eisenbahn und Schleppkahn hat nicht nur eine soziale Umwälzung in den Städten und Dörfern am M. zur Folge, sondern auch ein verändertes Bewusstsein des Erzählers. Der Vorkriegsteil initiiert den naiven Neuling schrittweise in die Beschaffenheit des Flusses und in die regionale Gesellschaftsstruktur, in der Lotsen und Bootsbesatzung vor den Landbewohnern rangieren. Der Nachkriegsteil beschreibt die polit. und wirtschaftliche Dimensionen des Flusses, vor allem durch die Städte, aus der Perspektive eines weitgereisten Touristen. Der Gegensatz von Süd  und Nordstaaten wird aus republikanischer Sicht als Kritik am rückständigen Süden formuliert: vor allem dem feudalen Gesellschaftsbild (Scott-Einfluss, Fehden, Heldenkult) und Irrationalismus (Kriegstrauma, Spiritismus, Frauenkult). Eingelegt sind viele, meist komische Episoden, die u.a. Geldgier (Schatzsuche in Napoleon, Ark.), Betrug (Bekehrung eines Kriminellen in St. Louis) und Kriegserinnerungen (Belagerung von Vicksburg) illustrieren. Lockere episodische Reihung. Schwanken zw. satirischer und propagandistischer Erzählhaltung im 2. Teil. Nachhaltige Wirkung vor allem des 1. Teils auf das am. Bild vom M.
Übss. Leben auf dem Mississippi von A. Brachvogel und F. Siller (1888); O. Wilck (1965).

 

 

1883 James Whitcomb Riley:

aL »The Old Swimmin’-Hole«

And ‘Leven More Poems

12 Gedichte aus dem Indianapolis Journal (1882). Unter dem Pseudonym Benj. F. Johnson erschienen.

 

In der Maske des alten ungebildeten Hoosier (= Indiana )Farmers Johnson veröffentlicht Riley »diese Serie von Dialektstudien, um den wirklichen Wert dieses einfachen Naturkindes auszudrücken«. Preis der einfachen Dinge (Sommertag, Baum, Melonenessen, Freundschaft, Badeplatz der Kindheit) und Aufruf an die Farmer, mit ihrem Los zufrieden zu sein (Thoughts for the Discouraged Farmer, My Philosophy) in der ländlichen Sprechweise von Indiana. Künstlich naive Verskunst (Füllsel, Reimsuche).
Großer zeitgenössischer Erfolg. Mehrere Neuauflagen zu Lebzeiten und weitere Gedichtbände. Collected Works (1897-1914).

 

 

1884 Mark Twain:

aE The Adventures of Huckleberry Finn

(Tom Sawyer’s Comrade)

R. Entst. 1876-83. Am. Ausg. 1885. Fortsetzung von The Adventures of Tom Sawyer (1876).

 

Der Mississippi zw. »St. Petersburg« (= Hannibal), Mo., und »Pikesville«, Ark., um 1845. 1-7. Huckleberry Finn kehrt zur Witwe Douglas zurück, findet jedoch keinen Gefallen an deren Frömmigkeit und an T.s quijotischen Räuberspielen. H. wird von seinem Vater entführt, entkommt ihm aber bald unter Vortäuschung seiner eigenen Ermordung. 8-19. Nach einigen Tagen auf Jackson Island stößt H. auf Jim, einen Sklaven, der Miss Watson entlaufen ist. Überschwemmungen treiben allerlei Gut an, u. a. ein Floß und ein mitgerissenes Haus, in dem sie eine Leiche und einige Werkzeuge finden. Als H. in St. Petersburg erfährt, dass J. wegen Mordes an ihm gesucht wird, fliehen J. und H. auf dem Floß flußabwärts, J. in der Hoffnung, über den Ohio in die freien Staaten zu gelangen. Unterhalb von St. Louis finden sie das Wrack der »Walter Scott« und darin zwei Räuber, die den Mord ihres 3. Kumpanen planen. Im Nebel treiben H. und J. an der Ohio-Mündung vorbei. Bevor die beiden zurückrudern können, rammt ein Dampfer ihr Floß, und H. wird allein ans Kentucky-Ufer geschwemmt. Er wird in die langjährige, mörderische Fehde der Familie Grangerford mit der Familie Shepherson verwickelt, findet jedoch J. und das Floß wieder. 20-31. J. und H. nehmen 2 Flüchtlinge an Bord, die sich als Dauphin und Duke of Bridgewater ausgeben und die Kontrolle übernehmen. In Arkansas erschwindeln sich die beiden Betrüger ihr Geld durch falsche Bekehrungen und großartige Theaterankündigungen. In Tennessee gelingt es ihnen beinahe, die gutgläubige Familie Wilks um ihre Erbschaft zu bringen. Der Dauphin verrät J. gegen Geld an die Leute von Pikesville. Überzeugt, das Falsche zu tun, entscheidet sich H. dafür, J. zu befreien. 32-43. Auf der Farm von Silas und Sally Phelps, wo J. gefangengehalten wird, glaubt man, H. sei der erwartete Neffe Tom Sawyer, und als T. wirklich eintrifft, gibt dieser sich als sein eigener Bruder Sid aus. T. willigt zur Überraschung von H. ein, J. zu befreien, besteht aber auf einer »abenteuerlichen« Entführung. T. wird verwundet, und J. opfert seine Freiheit, um ihm zu helfen. T. enthüllt nun, dass die verstorbene Miss Watson J. freigelassen hat. J. enthüllt H., dass die Leiche im treibenden Haus H.s ermordeter Vater war.
Das Thema von der Kollision »eines unverdorbenen Herzens und eines deformierten Gewissens« in H. ist verschränkt mit einer Kritik der Sklavenhalter-Gesellschaft, die dieses Gewissen deformiert hat. Während H.s Gewissen, von Witwe Douglas’ religiösem Eifer, des Vaters rassistischen Tiraden und T.s feudalen Phantasien beEinflusst, die Befreiung eines Sklaven als amoralisch und unstatthaft versteht, findet sein Herz zu den wahren Werten seiner Beziehung zu J.: Vertrauen, Freundschaft und Solidarität (»All right, then I’ll go to hell«). Die unbedingte Aufopferungsbereitschaft für den anderen unterscheidet H. und J. von allen anderen Charakteren des R.s., während sie ihren Aberglauben, ihre Unwissenheit und ihr falsches gesellschaftliches Bewusstsein meist mit diesen teilen. Dieses Bewusstsein rechtfertigt Menschenjagd oder Handel aus Geldgier (Loftus, Dauphin, Wilks, Phelps u. a.), Raub (im Wrack der »Walter Scott«) und Mord (Grangerford-Fehde, Lynchmob). Fluß als Symbol der Freiheit. Zusammenhang von Floß und Ufer, von Flucht vor der Gesellschaft und Angewiesenheit auf sie. Die Satire ist doppelseitig gegen Betrüger und Betrogene.
Pikareske Struktur, kein Entwicklungsr.: H.s Bewusstsein bleibt deformiert, das Geschehen unterstreicht den ungelösten Widerspruch zw. H. und T. Die Verdopplung von Charakteren und Episoden durchgehendes Prinzip. Die Hdlg. wird durchweg aus der beschränkten Perspektive eines 13-14jährigen Jungen wiedergegeben, und seine Wertungen und Missverständnisse stehen häufig im ironischen Gegensatz zum Geschehen. Mit dieser Perspektive wird die am. Umgangssprache zum beherrschenden Stil: Wiederholungen, Satzbrüche, feste Wendungen, konkretes Vokabular und Satzrhythmen des mündlichen Erzählens. Neben H.s Erzählstil in den Dialogen verschiedene soziale und regionale Sprechweisen (Sklaven-Englisch, Dialekte von Missouri und Arkansas). H. führt auf niedrigerer sozialer Ebene das »Anti-Musterknaben«-Konzept weiter und radikalisiert es (er lügt, flucht, stiehlt usw.). Trotz gelegentlicher Proteste wurde der R. zu einem der meistgelesenen Kinderbücher und zu einem der Einflussreichsten Werke für die am. Moderne von E. Hemingway bis J. D. Salinger.
Die Fortsetzungen Tom Sawyer Abroad (1894) und Tom Sawyer Detective (1896) führen in direktem Anschluss T., H. und Jim im Ballon nach Afrika bzw. T. und H. zurück nach Pikesville, wo T. einen Kriminalfall löst. Eine geplante Fortsetzung mit Indianern blieb ungeschrieben. Übss. Abenteuer und Fahrten des Huckleberry Finn von H. Koch (1890); B. Cramer-Neuhaus (1956).

 

 

1884 John Hay:

aE The Bread-Winners

A Social Study

R. Anonym veröffentlicht. Vorabdruck im Century Magazine (1883-84).

 

»Buffland« (= Cleveland) um 1870. 1-10. Das hübsche Arbeitermädchen Maud Matchin versucht, durch den Kapitalisten Arthur Farnham eine Stelle in der Stadtbibliothek zu bekommen, und entfremdet sich so ihrem Freund Sam Sleeny. 11-20. Ein Streik bricht in Buffland aus, bei dessen Niederschlagung F. sich hervortut. Der Arbeiterführer Offitt macht einen Raubüberfall auf F. Es gelingt Offitt nur vorübergehend, den Verdacht auf S. zu lenken. M. heiratet S., F. seine reiche Nachbarin Alice Belding.
Der Gegensatz zw. Kapitalisten und Arbeitern vom Standpunkt der ersteren aus: Kritik der Arbeiterklasse (= der Brotverdiener) als korrupt, missgünstig und kriminell. F. zugleich ehemaliger Pionier des Westens und neuer Kapitalist. Szenische Erzählweise mit melodramatischen Zügen. Antwort auf die Streiks der 70er Jahre.
Als Gegendarstellung erschien 1885 The Money-Makers von H. F. Keenan. Die Fortsetzung Drafted In (1888) von H. B. Barber bekehrt F. zur kooperativen Bewegung.

 

 

1885 William Dean Howells:

aE The Rise of Silas Lapham

R.

 

Boston, 1875. Silas Lapham, 55 aus ärmlicher Farmerfamilie in Vermont, hat sich als Farbenfabrikant zum Millionär hochgearbeitet und versucht nun, mit seiner Familie in der etablierten Gesellschaft Fuß zu fassen: Hausbau in neuem Viertel, nähere Bekanntschaft mit der alteingesessenen Familie Corey durch den jungen Tom, der für L. arbeitet und um dessen Tochter Penelope wirbt. L. lässt sich durch Schuldgefühle gegenüber seinem ehemaligen Partner Rogers zu Spekulationen veranlassen und gerät in finanzielle Schwierigkeiten. R. rät ihm zu einem vorteilhaften, unlauteren Verkauf von Werksanlagen an ein engl. Syndikat. Obwohl dies seinen Ruin bedeutet, schlägt L. die Gelegenheit aus, kehrt nach Vermont zurück und betreibt eine Filiale eines neuen Konzerns. Tom und Penelope heiraten und gehen für den gleichen Konzern nach Mexiko.
Der R. betont gegenüber dem materiellen Aufstieg und Fall des Selfmademan den moralischen »Aufstieg« L.s durch die Bewältigung seines Gewissenskonflikts. Das Gesellschaftsbild konzentriert sich auf den Kontrast zwischen den neureichen Laphams und den traditionsverhafteten Coreys. Anzeichen einer Überwindung der Gegensätze in der jüngeren Generation. Züge der Gesellschaftskomödie (vgl. bes. Dinnerparty bei den Coreys). Howells’ Thematisierung von Familie, Beruf und sozialen Spannungen im »Gilded Age«, ein Ausmalen alltäglicher Vorgänge psychischer wie äußerlich-trivialer Art, sein Eintreten für Common Sense entsprechen seinen Postulaten eines literarischen Realismus, wie sie andeutungsweise im Roman diskutiert und ausführlicher in Howells’ Leitartikeln in Harper’s (gesammelt als Criticism and Fiction, 1891) formuliert werden: Ansatz an der Wirklichkeit des Hier und Jetzt (statt romantischer Tradition), Erfahrungstreue, demokratische Einbeziehung des »common place«, Detailpräzision, moralische Faktendeutung.
Übs. Die große Versuchung von E. Klein (1958).

 

 

1886 Henry James:

aE The Bostonians

R. Serieller Vorabdruck im Century Magazine.

 

Basil Ransom, Anwalt aus Mississippi, lernt in Boston über seine Kusine Olive Chancellor die attraktive Verena Tarrant kennen und gewinnt sie - einem Kreise von Frauenrechtlerinnen zum Trotz - für sich. Ungewöhnlich für James die Beschränkung auf die am. Szene. Thematisierung der Frauenbewegung als symptomatischer Zeiterscheinung mit sozialkritischer Tendenz. Beschließt die frühe Schaffensperiode.
Der geringe Erfolg des R.s in Amerika bestärkte James in seiner Hinwendung zu Europa. Übs. Die Damen aus Boston von H. Haas (1964).

 

 

1886 Henry James:

aE The Princess Casamassima

R., 6 Bücher. Serieller Vorabdruck in The Atlantic Monthly. Fortsetzung der Geschichte Christina Lights aus Roderick Hudson (1876).

 

Der sensible Hyacinth Robinson wächst als uneheliches Kind in der Londoner Unterschicht auf. Als Buchbinder lernt er in dem Kollegen Paul Muniment eine Revolutionär kennen und schließt sich dessen Anarchistenkreis an. Zugleich begegnet er aber der Prinzessin Christina Casamassima, die Engagement für die Unterdrückten mit faszinierender aristokratischer Kultur verbindet. Er übernimmt einen Attentatsauftrag, doch seine zunehmend schwankende Einstellung und die Enttäuschung über die Begünstigung M.s durch die Prinzessin treiben ihn in den Selbstmord.
Für James ungewöhnlicher sozialer Querschnitt: Unterschiedlichkeit der Typen und Milieus (Handwerker, Kleinbürger, Intellektuelle, Aristokraten usw.). H.s Scheitern im Versuch der Selbstverwirklichung parallel zu dem der Prinzessin. Gehört zu James’ mittlerer Schaffensperiode mit zunehmend dramatisch präsentierender und subtil andeutender Erzählweise.
Übs. Prinzessin Casamassima von H. Hennecke (1954).

 

 

1888 Henry James:

a Partial Portraits

11 literarische Essays, ursprünglich in The Atlantic Monthly, The Century, Harper’s Weekly u.a. erschienen.

 

James’ 2. literaturkritische Slg. enthält wie die 1. (French Poets and Novelists, 1878) vorwiegend Autorenporträts, diesmal in internationaler Ausweitung: R.W. Emerson, G. Eliot, A. Trollope, R.L. Stevenson, A. Daudet, G. de Maupassant u.a. Von bes. Bedeutung Ivan Turgénieff und The Art of Fiction. In Turgenjew bewundert er die subtil-psychologischen und auf moralische Statur zielenden Figurenporträts und die suggestive Anreicherung einfacher Formen. In der Auseinandersetzung mit Walter Besants The Art of Fiction (1884) formuliert James seine eigene Poetik der Erzählkunst: oberstes Postulat die »air of reality«, basierend auf Erfahrung (= Leben, Gefühl, Beobachtung, Vision); Bedingung der künstlerischen Sensibilität; Aufwertung des R.s als flexibler Gattung (Eintreten fur freie Sujetwahl, individuelle Entwicklung der Form, gegen konventionelle Klassifizierung wie »novel/romance«); Betonung des Kunstcharakters gegenüber einer simplen Kombination von Unterhaltung und Belehrung und Spezifizierung einer strukturellen Ästhetik (»organic whole«, »close texture«, »truth of detail«, »selection«/»inclusion«); Implikation eines moralischen Engagements.
James’ Einleitungen zu seinen Rr., gesammelt als The Art of the Novel (1934), hatten großen Einfluss auf die moderne Romantheorie.

 

 

1888 Edward Bellamy:

aE Looking Backward 2000-1887

R.

 

Boston, 1887. Der durch seine Umwelt irritierte Julian West verfällt in eine hypnotischen Schlaf, aus dem er im Jahre 2000 erwacht. Er wird im Hause des Arztes Dr. Leete aufgenommen, verliebt sich in dessen Tochter Edith (eine Urenkelin seiner Verlobten) und lernt eine völlig zum Positiven gewandelte Welt kennen. Im Traum wird er ins trübselige Boston von 1887 zurückversetzt und ob seiner Zukunftsperspektive verspottet. Erleichtert erwacht er im »goldenen« 21. Jh.
Bellamy benutzt den erzählerischen Rahmen zur Utopie einer idealen Gesellschaft, die sich von den Missständen der Gegenwart abhebt: sozialistischer Staatskapitalismus; klassenlose Gesellschaft; Gleichberechtigung von Mann und Frau; Beseitigung von Arbeitslosigkeit, Armut, wirtschaftlichem Wettbewerb, Kriminalität, Krieg; allgemeine Arbeitspflicht der 21-45jährigen (Rekrutierung unter weitergehender Berücksichtigung persönlicher Talente) und anspruchsvolle Freizeit- und Lebensabendgestaltung. Unblutig-evolutionäre Entwicklung zu diesem Idealstaat im Verlauf des 20. Jh. Globale Organisation im Staatenbund. Vermittelt wird die Utopie vorwiegend in Gesprächen zw. dem Ich-Erzähler und Dr. L., nur ansatzweise in Beschreibungen (z.B. Veränderung des Bostoner Stadtbildes). Entsprechend bes. erörternder Stil.
Bellamys Ideen hatten enormen Erfolg: Bildung von 150 Clubs, die sich mit der Utopie von Looking Backward identifizierten; Verbindung der Anhänger mit der Populistenbewegung. Bellamys Fortsetzung Equality (1897) hat noch ausgeprägter traktathafte Züge. Es folgte eine Flut verwandter utopischer Schriften. W. Morris konzipierte News from Nowhere (1890) als Pendant zu Bellamy. 5 Übss., darunter Alles verstaatlicht von G. Malkowsky (1889) und Die wunderbaren Erlebnisse des Herrn Julian West im Jahre 2000 anonym (1947).

 

 

1888 Bronson Howard:

aD Shenandoah

Dr., 4, Auff. 19.11., Boston Museum. Frühere Fassung vor 20 Jahren.

 

Virginia, 1861-65. Der am. Bürgerkrieg zwingt die Freunde Kerchival West (New York) und Robert Ellingham (Virginia) zur Feindschaft und trennt sie von ihren Geliebten Gertrude Ellingham bzw. Madeline West. Nach dramatischen Verwicklungen aller bei Kämpfen im Shenandoah-Tal (Verhaftungen, Spionageverdacht) führt das Kriegsende die Paare und die Freunde wieder zusammen.
Loyalitätskonflikt zw. privaten Bindungen und nationalen Interessen, von denen sich die ersteren trotz aller Verdächtigungen als die beständigeren erweisen. Spannung durch mehrfache Missverständnisse. Melodramatische Effekte. Thematisch spiegelnde Nebenhdlg. um General Haverhill und Sohn. Prosa.
Großer Erfolg. Rev. Fassung 1889. Buchausg. 1897.

 

 

[1888-91] Herman Melville:

aE Billy Budd, Sailor. An Inside Narrative

Kurz-R. Ohne letzte Überarbeitung hinterlassen. Erstveröffentlichung 1924. Kritische Ausg. 1962.

 

Engl. Kriegsschiff auf geheimer Mission, 1797 (Hintergrund: Napoleonische Kriege, Meutereien). Der zum Militär gepreßte Matrose Billy Budd, einfach und allseits beliebt, löst den insgeheimen Haß des Waffenmeisters Claggart aus. Als B. von C. grundlos der Anstiftung zur Meuterei bezichtigt wird, kann er sich in der Erregung nicht unmittelbar rechtfertigen (Sprachfehler) und erschlägt im Reflex C. Das Kriegsgericht unter Kapitän Vere muss B. zum Strang verurteilen. Fast kommt es darüber zur Auflehnung, doch B. selbst fügt sich nach einem Zwiegespräch mit V. dem Gesetz.
Melvilles letztes Werk enthält in knapper und komplexer Form die Quintessenz seines Schaffens. Bei aller äußeren Dramatik liegt das Hauptgewicht auf den Innenvorgängen, d.h. in dem Mikrokosmos eines Schiffes und im Inneren der Figuren (vgl. Untertitel). Kontrast zw. naiver Unschuld (B.) und durchtriebener Boshaftigkeit (C.). Ambivalenter Zusammenhang von Freiheit und Ordnung, Gut und Böse (»sinister dexterity«). Zentrale Figur ist V.: Erkenntnis der Gefahr des Bösen, grundsätzliche Stellung zw. Extremen, Konflikt zw. väterlicher Sympathie und gesellschaftlicher Verantwortung. Der Repräsentant einer (wenn auch mit schweren Opfern erkauften) notwendigen Ordnung leidet am meisten unter der unumgänglichen Entscheidung. Durchgängige tragische Ironien. Die zahlreichen Anspielungen (z.B. Bibel) und symbolischen Andeutungen (Figurencharakteristik) haben unterschiedliche Interpretationen - psychologische, religiöse, gesellschaftsbezogene usw. - hervorgerufen.
Übs. Billy Budd, Vortoppmann auf der Indomitable von R. Moering (1938). Opern von G.F. Ghedini (1949) und B. Britten (1951). Dramatisierung von L.O. Coxe und R. Chapman (1951). Film von P. Ustinov (1962).

 

 

1889 Mark Twain:

aE A Connecticut Yankee in King Arthur’s Court

R.

 

England, 528-35. 1-10. Hank Morgan, Oberaufseher einer Waffenfabrik in Connecticut, wird durch einen Schlag auf den Kopf ins 6. Jh. und nach Camelot an König Artus’ Hof versetzt. Durch Ausnutzung einer Sonnenfinsternis und Sprengung des Turms von Merlin, seinem Konkurrenten, sichert sich H. die 2. Stelle im Staat und ein Prozent aller zukünftigen Staatsgewinne. H. beschließt, durch Industrialisierung die feudale Monarchie in eine demokratische Republik umzuwandeln. 11-25. Nach 4 Jahren heimlicher Industrialisierung unternimmt H. im Auftrag von A. einen Ausritt, um Alisande la Carteloise, die H. kurz Sandy nennt, ritterlichen Beistand zu leisten. Einige Abenteuer führen ihm die grausame Unterdrückung der Leibeigenen vor Augen. 26-38. H. begleitet A. auf einem Streifzug. Eine Kette von Abenteuern macht die Brutalität des feudalen Systems erneut sichtbar. Sie werden als Sklaven nach London verkauft. H. gelingt eine spektakuläre Rettung. 39-44. H. bricht den Widerstand der Ritterschaft in einem Turnier, in dem Feuerwaffe gegen Lanze steht, und setzt nunmehr offen die Industrialisierung fort. Die Tafelrunde wird zum Aufsichtsrat. Als wegen eines Aktienschwindels die obersten Aristokratien sich gegenseitig ausrotten, verhängt die Kirche über H. und seine Technologie den Bann. In einer Entscheidungsschlacht vernichtet H. mühelos durch Dynamit, Elektrizität und Wasser 25000 Ritter, doch seine Gehilfen ersticken zw. den Leichen, und er wird von Merlin für 1300 Jahre in Schlaf versetzt. Die Rahmenhdlg. schildert H.s Begegnung mit dem Hg. und H.s letzte Worte, die seiner zurückgelassenen Frau Sandy gelten.
Eine satirische Parabel des Fortschritts, die mehrfache und ambivalente Auslegungen erlaubt. Die Satire kann wechselweise auf engl. oder am. Verhältnisse oder die literarische Mode des Mediävalismus (Merlin = Tennyson) bezogen werden: Während H. zu Beginn als Verteidiger der am. Demokratie (Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit) erscheint, werden nicht nur seine Methoden (Betrug, Zensur, Gewalt), sondern auch seine Motive (Geld- und Machtgier, Verachtung des Mobs) immer verdächtiger. Die Unmenschlichkeit von Feudalismus und Kapitalismus stellt beide und die Idee des Fortschritts in Frage. Die scheinbar locker-pikareske Struktur folgt symmetrischen Aufbaugesetzen: 2 Ausritte, 2 Phasen der Industrialisierung, 2 Turniere, 2 Auseinandersetzungen mit Staat und Kirche. H.s »Wunder« werden zunehmend gewalttätiger. H. als Ich-Erzähler setzt die Rollen des »Unschuldigen« wie des Betrügers auf früheren Rr. fort. Statt der Sprache des Mittelwestens verwendet Twain hier den schnoddrigen Jargon eines Yankee-Geschäftsmannes. Burleske Effekte und stete Vergleichung von feudalem und kapitalistischem Verhalten. Dan Beards Illustrationen der Erstausg. karikieren zeitgenössische Berühmtheiten.
Übss. Ein Yankee am Hofe König Artus’ von J. Botsiber und J. Ott (1923). P. Eberhard (1952), W. Widmer (1961). 3 Filme.

 

 

1890 William Dean Howells:

aE A Hazard of New Fortunes

R., 5 Teile. Vordatierung 1889.

 

I-I1. Gegenwart. Der Literat Basil March übersiedelt mit seiner Familie von Boston nach New York, um die Herausgabe der Zeitschrift »Every Other Week« zu übernehmen. Diese wird finanziert von Jacob Dryfoos, der es vom Ohio-Farmer zum Ölmillionär und Spekulanten gebracht hat und seinem allerdings sozialreformerisch engagierten Sohn Conrad Geschäftserfahrung vermitteln will, während Fulkerson die geschäftliche Führung und Beaton die künstlerische Betreuung übernehmen. II1.-IV. M. stellt den deutschen Übersetzer Lindau ein, der zu D. in Gegensatz gerät. D. fordert Lindaus Entlassung, wogegen M. protestiert. V. Während eines Straßenbahnerstreiks will Conrad die Streikenden beschwichtigen und wird, wie der zu Hilfe eilende Lindau, tödliches Opfer der einschreitenden Polizei. D. ist erschüttert, besorgt Lindaus Begräbnis und verkauft die Z.s an M. und Fulkerson.
Am Beispiel des Risikos, das neuer Reichtum mit sich bringt (= Titel) Problematisieren einer Gesellschaft, die durch ihr Wirtschaftssystem glückspielhaft und ungerecht erscheint. Realistische Skizzierung eines sozialen Panoramas durch repräsentative Figuren bzw. Milieus: »Knickerbocker«-Aristokratie, Künstlerkreise, Vertreter des Social Gospel, Immigranten-Slums. Erstmals Einbeziehung der Arbeiterklasse sowie Ausmalung der Metropole in ihrer hektischen Modernität (»El«) und der unterschiedlichen Viertel; zudem Thematisierung der Zusammenhänge zw. Kunst und Kommerz. M. als teils ästhetisch-distanzierter Beobachter, teils tolerant-humaner Vermittler mit Ansätzen eines sozialkritischen Bewusstseins ist die zentrale Figur (autobiogr. Züge). Reihe weiterer, oft ambivalenter Figuren (Fulkerson als geschäftstüchtig-opportunistischer Manager, Beaton als egozentrischer fin-de-siècle-Poseur). Charakteristische Sprechweisen (Akzente). Howells kritischer, breiterer Realismus ist beEinflusst von Tolstoj und den am. Reformbewegungen. Einfluss auf H. Garland, F. Norris, St. Crane.

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